"Geiles Gefühl": Wellinger siegt in Willingen

SID
Andreas Wellinger macht Hoffnung auf weitere Podestplatzierungen
© getty

Andreas Wellinger genoss den Jubel im Hexenkessel von Willingen in vollen Zügen, dann hüpfte der neue deutsche Vorflieger auf die oberste Stufe des Podiums: Mit dem zweiten Weltcup-Erfolg seiner Karriere hat der 21-Jährige beim Heimspiel endgültig die Chefrolle des verletzten Weltmeisters Severin Freund im deutschen Skisprung-Team übernommen.

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"Das ist einfach Wahnsinn", sagte die neue deutsche WM-Hoffnung.

Wellinger gewann nach Sprüngen auf 147,5 und 135,0 m mit 242,3 Punkten denkbar knapp vor dem Österreicher Stefan Kraft, der Vorsprung betrug umgerechnet nur 17 Zentimeter. Dritter wurde in Manuel Fettner ein weiterer Österreicher, Vierschanzentournee-Gewinner Kamil Stoch musste sich nach zuletzt vier Siegen in Folge mit dem fünften Rang begnügen.

"Das ist ein geiles Gefühl. Es war ein extrem enger Wettkampf, ich hatte das glücklichere Ende für mich und freue mich einfach", sagte Wellinger, der als dritter DSV-Adler nach Sven Hannawald und Severin Freund in Nordhessen siegte. Ein Sonderlob erhielt der Bayer von Bundestrainer Werner Schuster: "Er hat ein fantastisches Wochenende hingelegt und sich belohnt. Er hat sehr viel Selbstvertrauen in der Luft und macht tolle Landungen."

Zweitbester Deutscher vor 17.100 Zuschauern im Stadion an der Mühlenkopfschanze war Markus Eisenbichler auf Rang 18. Auch Lokalmatador Stephan Leyhe und Richard Freitag blieben auf den Positionen 20 und 23 hinter den Erwartungen zurück, Karl Geiger und Andreas Wank verpassten auf den Plätzen 36 und 40 den zweiten Durchgang.

Bei traumhaften Aufwindverhältnissen war Wellinger im ersten Durchgang auf 147,5 m gesegelt, nur Daniel Andre Tande lag zur Halbzeit knapp vor ihm. Mit seinem zweiten Sprung ließ er dann auch den am Ende viertplatzierten Norweger hinter sich und krönte sich exakt 1109 Tage nach seinem bislang einzigen Weltcup-Erfolg im polnischen Wisla erneut zum Sieger. Willingen wurde zumindest für einen Abend zu "Wellingen".

Sieg kommt nicht unerwartet

Wellingers Triumph hatte sich durchaus abgezeichnet. In Wisla war der Team-Olympiasieger Anfang des Monats als Dritter erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder aufs Podest geflogen, in der Vorwoche in Zakopane dann Zweiter geworden. Der Sieg vor 17.100 begeisterten Zuschauern an der Mühlenkopfschanze war beinahe die logische Konsequenz. Rund drei Wochen vor Beginn der WM im finnischen Lahti ist Wellinger in Top-Form.

Nachdem Weltmeister Freund (Kreuzbandriss) seine Saison vorzeitig hatte beenden müssen, ist Wellinger spätestens jetzt der neue Teamleader bei den DSV-Adlern. In Willingen glänzte er am Wochenende mit konstanten Top-Leistungen. Schon die Qualifikation am Freitag gewann der Ruhpoldinger und auch im Teamwettbewerb am Samstag war er Punkbester aller Teilnehmer.

Dass das deutsche Quartett eine Woche nach seinem Sieg im polnischen Zakopane nach Führung zur Halbzeit letztlich noch auf Rang drei abrutschte, lag jedenfalls nicht an Wellinger. Der Bayer war zunächst auf die Tagesbestweite von 145,0 m und dann auf starke 139,0 m gesegelt. Weil erst Freitag und in Durchgang zwei dann Leyhe patzten, verpasste Deutschland beim Sieg der überragenden Polen die Wiederholung des Vorjahres-Erfolgs.

In Willingen freute man sich letztlich über ein rundum gelungenes Wochenende. Mehr als 50.000 Zuschauer, darunter zahlreiche polnische Skisprung-Fans, waren an den drei Tagen zur Schanze gepilgert, am Samstag meldete der Veranstalter mit 21.000 Zuschauern sogar ausverkauft. Beim selbsternannten "Kult-Weltcup" im Sauerland herrschte eine Stimmung wie seit den Zeiten des großen Skisprung-Booms um die Teenie-Idole Sven Hannawald und Martin Schmitt nicht mehr.

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