Es war nicht zu übersehen, dass Felix Neureuther zufrieden war. Er lächelte, er lachte, er machte Scherze. Von Rang 13 war er beim traditionsreichen Slalom in Wengen/Schweiz noch auf Rang drei gefahren, seine Laune hätte deshalb kaum besser sein können. "Wengen ist so ein besonderer Ort", sagte er, "dass ich hier wieder auf dem Podium stehen kann, ist echt genial, ist sensationell." In Wengen hatte Neureuther 2013 und 2015 gewonnen.
Zum zweiten Mal in diesem WM-Winter stand Neureuther in seiner Lieblingsdisziplin auf dem "Stockerl", besser waren, wie sollte es auch anders sein, die beiden Saisonbesten im Slalom. Es gewann zum vierten Mal in diesem WM-Winter der schier unantastbare Henrik Kristoffersen (Norwegen), 0,15 Sekunden lag dieser vor Marcel Hirscher (Österreich). "Bei dem passt momentan alles", sagte Neureuther in der ARD über Kristoffersen.
Eine starke Leistung zeigten am "Männlichen" auch die anderen deutschen Starter, vor allem aber Stefan Luitz (Bolsterlang). Der Allgäuer, eher im Riesenslalom beheimatet, kämpfte sich mit der hohen Startnummer 57 auf einen herausragenden zehnten Rang - besser war er im Slalom nie. Hinzu kamen Linus Straßer (München) auf Rang 19 und Philipp Schmid (Oberstaufen) auf Rang 24. "Ich freue mich extrem", sagte Neureuther über die Kollegen.
Neureuther will Kristoffersen schlagen
Mit dem Status Quo will sich Neureuther drei Wochen vor der WM in St. Moritz (6. bis 19. Februar) aber nicht abgeben. "Es taugt dem Marcel und mir nicht so sehr", sagte er, "dass da einer als nahezu unschlagbar gilt." Gemeint ist Kristoffersen. "Beeindruckend" sei es, was der Norweger da Rennen für Rennen zeige, "bei dem passt es immer", egal, wie die Bedingungen seien. Allerdings: "Wir arbeiten weiter. Er ist auch nur ein Mensch."
Neureuther selbst sieht sich auf einem guten Weg. Das alte Jahr endete eher deprimierend mit zwei Ausfällen im Slalom, das neue läuft dafür umso besser: Zweiter in Zagreb, Vierter in Adelboden, und nun Dritter. "Es ist wichtig, dass ich Stabilität erlange und das Selbstvertrauen, dass ich wieder Läufe am Limit fahren kann. Das war heute im zweiten Durchgang der richtige Schritt", versicherte Neureuther.
Aber, noch einmal: Neureuther will auch nach seinem dritten Podestplatz in dieser Saison nicht stehen bleiben, und so sagte er auch: "Es wäre noch mehr drin gewesen." Das wiederum gilt für ihn wie auch seine Mannschaftskollegen. Alle, wollte der 32-Jährige damit sagen, würden nun aggressiver fahren, mutiger, härter am Limit. Wengen, lobte er, "war ein Schritt in die richtige Richtung, vom Gas geben her und wie wir uns präsentieren."
Zwei Slalom-Rennen sind es noch bis zur WM: Nächste Woche in Kitzbühel, dann in Schladming. Neureuther und seine Kollegen befinden sich im Aufwind. Auch das ist nicht zu übersehen.