Die Dominanz überstrahlt das Sorgenkind

Simon Ommer
22. Februar 201713:02
Johannes Rydzek und Eric Frenzel kämpfen bei der WM um die Goldmedaillegetty
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Am Mittwoch (13 Uhr im LIVETICKER) beginnt die Nordische Ski-Weltmeisterschaft in Lahti. Während bei den Kombinierern nichts anderes als eine Medaillenflut zu erwarten ist, drohen den Langläufern hintere Plätze. Die Verantwortlichen der Skispringer dürfen auf Andreas Wellinger und die Titelverteidigerin hoffen. SPOX beleuchtet die Chancen der DSV-Athleten.

Nordische Kombination

Die deutschen Medaillenkandidaten

Die Dominanz der Kombinierer ist beeindruckend - die Athleten von Bundestrainer Hermann Weinbuch gewinnen im Weltcup nach Belieben. 18 von 19 Einzelsiegen in dieser Saison gehen auf das Konto der DSV-Stars. Lediglich in Sapporo wurde die Siegesserie der Deutschen gebrochen. Im letzten Rennen vor der WM waren Eric Frenzel, Johannes Rydzek und Fabian Rießle jedoch gar nicht am Start.

Die drei Topstars sind eindeutig die großen Favoriten bei der WM. Im Gesamtweltcup führt Rydzek vor Seriensieger Frenzel und Rießle. Björn Kircheisen liegt als viertbester DSV-Athlet auf Rang fünf (!). Das Team will in Lahti Medaillen abräumen, die Goldmedaille bei jedem Start wäre sensationell - und nicht unbedingt überraschend.

Bundestrainer Weinbuch gibt sich dennoch zurückhaltend: "Das Ziel sind drei Medaillen, darunter eine goldene. Der Druck ist groß, aber unser Fundament passt."

Die weiteren deutschen Athleten

Frenzel, Rydzek und Rießle sind die großen Favoriten auf Edelmetall. Mit Kircheisen und Vinzenz Geiger hat der DSV darüber hinaus zwei weitere heiße Eisen im Feuer. Kircheisen zeigte in dieser Saison bislang konstante Leistungen und wird der Mannschaft vor allem in der Staffel mit seiner Erfahrung helfen.

Der junge Geiger kann erste Erfahrungen auf der ganz großen Bühne sammeln. Nach soliden Leistungen im Weltcup ist ihm auch eine vordere Platzierung zuzutrauen.

Die Topfavoriten

Die internationale Konkurrenz ließ in dieser Saison gegenüber dem DSV deutlich Federn. Im Vergleich mit Frenzel und Co. war man meistens chancenlos. In Sapporo sicherte sich Akito Watabe in Abwesenheit der Topstars den Sieg bei seinem Heimrennen. Er ist sicherlich der konstanteste Nicht-Deutsche und kann an einem guten Tag durchaus oben auf dem Podest landen.

Zudem haben sowohl die starken Österreicher Mario Seidl und Bernhard Gruber als auch Italiens Samuel Costa und Joergen Graabak aus Norwegen die Chance auf Edelmetall. Mit Jarl Magnus Riiber fehlt der beste Springer im Feld verletzungsbedingt.

Skispringen

Die deutschen Medaillenkandidaten

Die Leistungen der deutschen Skispringer sind in dieser Saison - im Vergleich zu den letzten Jahren - eher durchwachsen. Die seit einiger Zeit erfolgsverwöhnten Fans müssen deshalb oftmals leiden: Bei den Damen wird der Wettbewerb von zwei Japanerinnen dominiert und auch bei den Herren bestimmt die internationale Konkurrenz das Geschehen.

Der Hoffnungsträger: Andreas Wellinger. Der 21-Jährige zeigte sich zuletzt in herausragender Form und soll in Lahti weiter für Furore sorgen. In den vergangenen Wochen hat er sich zu einem klaren Medaillenkandidaten entwickelt. "Er ist einfach auf einem sehr guten Niveau. Ich hoffe, dass er dranbleibt und so weiterspringt", bestätigte auch Bundestrainer Werner Schuster.

Bleibt zu hoffen, dass er diese Form auch bei einem Großereignis zeigen kann.

Bei den Damen ruhen die Hoffnungen auf Carina Vogt. Die 25-Jährige erlebt eine Saison mit Höhen und Tiefen. Im Gesamtweltcup liegt Vogt nur auf Rang sechs. Zuletzt steigerte sie ihre Ergebnisse jedoch deutlich. Und: Immer wenn ein großes Event ansteht, zeigt sie ihre besten Leistungen. In Sotschi wurde sie 2014 Olympiasiegerin, bei der WM in Falun vor zwei Jahren holte sie zwei Mal Gold.

Die weiteren deutschen Athleten

In Abwesenheit des verletzten Severin Freund sollen Markus Eisenbichler und Richard Freitag für vordere Platzierungen sorgen. Beide können, wenn alles passt, ein Ergebnis unter den ersten Zehn anpeilen. Eine Medaille wäre sicherlich eine Überraschung - ausgeschlossen ist dies jedoch nicht.

Katharina Althaus liegt bei den Damen momentan auf dem vierten Rang im Gesamtweltcup. Die 20-Jährige zeigte zuletzt starke Leistungen und hat Außenseiterchancen auf Edelmetall. Gegen die internationale Konkurrenz wird dies jedoch nicht leicht. Svenja Wirth, dritte Deutsche im Bunde, ist ein Platz unter den ersten Zehn zuzutrauen.

Die Topfavoriten

Sara Takanashi und Yuki Ito dominieren die Konkurrenz und führen den Gesamtweltcup an. Alles andere als ein Sieg der beiden Japanerinnen wäre eine Überraschung. Maren Lundby aus Norwegen und die erfahrene Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz wollen den Überfliegerinnen einen Strich durch die Rechnung machen.

Bei den Herren ist das Favoritenfeld deutlich größer. Dennoch stechen auch dort drei Athleten heraus: Tournee-Sieger Kamil Stoch, Stefan Kraft und Daniel Andre Tande. Letzterer präsentierte sich in den vergangenen Wochen jedoch mit absteigender Form. Darüber hinaus muss man die Prevc-Brüder Domen und Peter sowie Michael Hayböck auf der Rechnung haben, wenn um Edelmetall gesprungen wird.

Langlauf

Die deutschen Medaillenkandidaten

Das Sorgenkind des DSV. Im Langlauf haben die deutschen Sportler nur selten die Chance auf eine vordere Platzierung. Im Gesamtweltcup liegt Florian Notz als bester Deutscher auf Rang 32 - elf (!) Norweger liegen insgesamt vor ihm. Nicole Fessel findet sich bei den Damen auf Rang 22 wieder.

Die einzige Medaillenchance hat der DSV wohl mit der Damen-Staffel. Das Quartett lief Ende Januar beim Weltcup in Schweden auf den zweiten Rang.

Die weiteren deutschen Athleten

Bereits bei der WM 2013 und 2015 blieben die deutschen Langläufer ohne Medaille. In den Einzelwettbewerben wird sich dies wohl auch nicht ändern. Bei den Damen können Sandra Ringwald und Stefanie Böhler sicherlich unter die Top 15 laufen. Beide werden für die Staffel wichtig sein.

Viktoria Carl, Hanna Kolb und Katharina Henning werden wohl um die Punkteränge kämpfen müssen. Ähnlich wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Männer um Sebastian Eisenlauer, Thomas Bing und Lucas Bögl laufen.

Zu allem Überfluss droht dem zweimaligen Weltcup-Sieger Tim Tscharnke das WM-Aus. Der Olympia-Zweite im Teamsprint verzichtet wegen einer Erkältung zunächst auf die Anreise, auch um niemanden anzustecken. Der 30-Jährige galt als gesetzt für die Staffel am 3. März.

Die Topfavoriten

Die Skandinavier sind im Langlauf das Maß aller Dinge. Heidi Weng und Ingvild Flugstad Östberg aus Norwegen bestimmen die Konkurrenz der Damen und werden auch in Lahti auf dem Podium erwartet. Die Finnin Krista Parmakoski und Stina Nilsson aus Schweden gehören zu den weiteren Topfavoritinnen. Mit Legende Marit Björgen ist im Kampf um Gold ebenfalls immer zu rechnen.

Das Feld der Herren ist eng, vieles spricht dennoch für einen Zweikampf zwischen Martin Johnsrud Sundby und Sergej Ustjugow. Beide liefern die gesamte Saison über glänzende Leistungen und stellen ihre Konkurrenten oftmals in den Schatten. Matti Heikkinen, Alex Harvey, Marcus Hellner und Dario Cologna zählen ebenfalls zum Kreis der Gold-Kandidaten.

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