Am Dienstag (12 Uhr im LIVETICKER) beginnen die alpinen Weltmeisterschaften in St. Moritz - für Felix Neureuther die Chance, eine durchwachsene Saison doch noch zu krönen. Während der DSV bei den Männern mit Stefan Luitz, Andreas Sander und Linus Straßer weitere Überraschungen zu bieten hat, ist Viktoria Rebensburg die Alleinunterhalterin bei den Damen. Wie schneiden die weiteren Deutschen ab? SPOX macht den DSV-Check.
Damen
Lena Dürr
Disziplinen: Super-G, Riesenslalom, Slalom, Kombination
Das Ticket für die Weltmeisterschaft löste Lena Dürr bereits sehr früh in der Saison: Im November sicherte sie sich mit einem starken sechsten Platz im Slalom den begehrten Platz für St. Moritz. Die 25-Jährige aus Germering liegt in der Slalomwertung auf Rang 17.
Dürr feierte in ihrer Karriere bisher einen Weltcupsieg und gewann zudem mit der Mannschaft WM-Bronze 2013 in Schladming. Im Slalom präsentiert sich Dürr in dieser Saison am stärksten und reiht sich in der Regel in und um die Top 15 ein. Mit etwas Glück kann es bei der WM auch weiter nach vorne gehen, eine Platzierung unter den ersten Zehn wäre mit Sicherheit schon ein Erfolg.
In Richtung der Medaillenränge wird allerdings nichts gehen - zu stark sind die Favoriten um die übermächtige Mikaela Shiffrin und Veronika Velez Zuzulova aus der Slowakei. In ihren weiteren Disziplinen geht es für Dürr um Punkte im Weltcup: Der zweite Durchgang muss das Ziel sein, dieser kann an einem durchschnittlichen Tag aber auch durchaus verfehlt werden.
Viktoria Rebensburg
Disziplinen: Abfahrt, Super-G, Riesenslalom
"Ich fühle mich wohl, es passt alles zusammen", sagte Viktoria Rebensburg nach dem letzten Rennen vor der WM. In der Abfahrt von Cortina d'Ampezzo belegte sie Rang vier. Die Vorzeichen stehen gut für die einzige deutsche Medaillenhoffnung.
Insgesamt 13 Weltcupsiege feierte Rebensburg in ihrer Karriere bisher. Elf davon in ihrer Paradedisziplin, dem Riesenslalom. Dort wurde die 27-Jährige 2010 Olympiasiegerin und holte bei der WM vor zwei Jahren in Vail Silber. Aber gerade in diesem Wettbewerb läuft es in dieser Saison noch nicht rund: Die Plätze 19, 23, 7, 3, 5 und 10 spiegeln nicht ansatzweise ihr Potenzial wider.
Dennoch sollte sie an einem guten Tag immer in der Lage sein, eine Platzierung auf dem Podest zu schaffen. Mit ihrer Erfahrung kann sie auch die Topfavoritinnen Tessa Worley, Mikaela Shiffrin und Lara Gut schlagen. Rebensburg gehört zum erweiterten Favoritenkreis.
An die Resultate aus der letzten Saison, als sie im Gesamtweltcup auf Rang drei landete, kann Vicky noch nicht anknüpfen. Trotzdem kann sie bei der WM auch in der Abfahrt und im Super-G für Furore sorgen und um Medaillen kämpfen. "Die Vicky ist ein Rennpferd", bestätigte schließlich auch Alpindirektor Wolfgang Maier.
Christina Geiger
Disziplin: Slalom
Die zweite im Bunde der Slalomfahrerinnen ist in ihrer Karriere noch ohne Sieg im Weltcup. Ihre beste Platzierung gelang Geiger mit einem dritten Platz. Ähnlich wie Dürr liegt sie mit Rang 19 in den Top 20 der Slalomwertung. Die Qualifikation für die WM schaffte sie jedoch erst kurz vor knapp im letzten Slalom vor den Wettbewerben in St. Moritz. Dies jedoch mit einem beachtlichen achten Platz.
Die Erwartungen an Geiger sind mit denen von Dürr vergleichbar. Eine Platzierung unter den ersten 15 ist realistisch, die Top 10 wären ein Erfolg. Denn mit lediglich wenigen Platzierungen in den vorderen Regionen stehen die Slalomfahrerinnen in der Kritik.
Die vereinzelt guten Ergebnisse werden dennoch anerkannt: "Sie haben jetzt mal gezeigt, dass sie in dieser Disziplin besser sind als die bisherigen Ergebnisse", sagte Maier nach dem achten Rang von Geiger.
Marina Wallner
Disziplinen: Slalom, Kombination
Für Marina Wallner sind es die ersten Weltmeisterschaften im Seniorenbereich überhaupt. Die 22-Jährige verpasste zwar die Qualifikation, wurde aber dennoch vom DSV nominiert. Sie soll in erster Linie Erfahrungen sammeln, so gilt sie doch als großes Talent.
Ihr bestes Ergebnis im Weltcup lieferte sie bei ihrem Debüt im November 2013: Im Slalom fuhr sie auf Rang 16. In dieser Disziplin gewann Wallner bei den Juniorenweltmeisterschaften 2014 die Bronzemedaille.
Herren
Thomas Dreßen
Disziplinen: Abfahrt, Super-G
Die Qualifikation hat er nicht geschafft, trotzdem hat der DSV ihn in den Kader für die WM berufen. Dreßen soll in St. Moritz Erfahrungen sammeln. Nicht mehr, nicht weniger. Für den 23-Jährigen sind es die ersten internationalen Wettkämpfe überhaupt. Im Juniorenbereich gewann er bereits zwei Silbermedaillen bei Weltmeisterschaften.
Doch verdient hat er sich seine Nominierung in jedem Fall - viermal schaffte er es in dieser Saison bisher in die Top 30 im Weltcup. Sollte er dies bei der WM wiederholen können, kann er sehr zufrieden sein.
Josef Ferstl
Disziplinen: Abfahrt, Super-G, Kombination
Ein Weltcup-Rennen konnte Josef Ferstl bisher noch nicht gewinnen. Doch in dieser Saison zeigt der Mann aus Traunstein starke Resultate - im Super-G lief er schon auf die Ränge fünf und acht. Nach seinem Kreuzbandriss Ende 2015 eine beachtliche Leistung.
"Einstellig ist immer cool", sagte Ferstl nach seinem achten Platz in Kitzbühel, bei dem er sogar Topfavorit Kjetil Jansrud hinter sich ließ. Die Chance für eine Platzierung unter den besten Zehn ist definitiv gegeben - im Super-G wird Ferstl angreifen.
In der Abfahrt darf man von ihm nicht zu viel erwarten. In der Einzelwertung liegt er dort nur auf Platz 34. Die Medaillen werden die üblichen Verdächtigen aus Norwegen, Österreich, Italien und Frankreich unter sich ausmachen.
Stefan Luitz
Disziplinen: Riesenslalom, Slalom
Ein Statement! Im letzten Rennen vor der WM fuhr Stefan Luitz im Riesenslalom von Garmisch-Partenkirchen auf Rang drei. Der 24-Jährige untermauert damit seine aussichtsreichen Ambitionen in dieser Disziplin. Im Riesenslalomweltcup liegt er derzeit auf Platz sechs. Luitz gehört damit zum erweiterten Kreis der Medaillenkandidaten.
Allerdings hat er mit Felix Neureuther einen Konkurrenten aus dem eigenen Lager. Im internationalen Vergleich fahren Dominator Marcel Hirscher und der Franzose Alexis Pinturault der Konkurrenz davon. Ab Rang drei wird es aber eng und mit etwas Glück ist auch Bronze drin. Letztlich sollte es eine Platzierung unter den ersten zehn werden, mit einem Top-5-Ergebnis kann er schon sehr zufrieden sein.
Im Slalom wird er dieses Ergebnis nicht erreichen können, dort wäre ein einstelliges Resultat schon eine kleine Überraschung. Auch Luitz wartet noch auf seinen ersten Erfolg im Weltcup.
Felix Neureuther
Disziplinen: Riesenslalom, Slalom
Zwölf Weltcupsiege, WM-Silber 2013, WM-Bronze 2015. Eine beeindruckende Vita! Doch der ganz große Einzelerfolg fehlt Felix Neureuther noch. Und pünktlich zum nächsten Großereignis fehlt die Form: Neureuther konnte in dieser Saison noch nicht einen Weltcup gewinnen, sondern lieferte eher durchwachsene Leistungen.
Der beste deutsche Skirennfahrer und Hoffnungsträger hat seinen Schwung verloren. Dementsprechend zurückhaltend sind seine Erwartungen: "Favoriten sind andere", erklärte der 32-Jährige. Wen er damit meint? Marcel Hirscher und Henrik Kristoffersen. Die beiden dominieren den Slalom nach Belieben.
Vielleicht ist das aber Neureuthers Chance: Zu den letzten Großereignissen reiste er stets als Favorit an und konnte diesem Druck nie standhalten. Nun ist er in der Rolle des Jägers und wird versuchen, bei seinen vermeintlich letzten Weltmeisterschaften Edelmetall abzuräumen. Die Klasse dazu hat er natürlich ohne Zweifel. Er muss diese nur endlich mal bei einer WM auf der Piste zeigen.
Im Riesenslalom kann Neureuther auch für eine Überraschung sorgen. Im Normalfall kämpft dort ein Pool aus acht bis zehn Athleten um die Bronzemedaille. Sein bestes Resultat im Riesenslalom lieferte er gleich zum Auftakt der Saison mit eben jenem dritten Platz.
Andreas Sander
Disziplinen: Abfahrt, Super-G, Kombination
Der Juniorenweltmeister von 2008 sicherte sich in dieser Saison schon drei Plätze unter den ersten zehn - das Ticket für die WM hatte er schon früh in der Tasche. Andreas Sander zeigt konstant gute und souveräne Leistungen.
Im Super-G liegt er in der Gesamtwertung auf Rang elf und darf sich daher berechtigte Hoffnung auf ein erfolgreiches Abschneiden bei der WM machen. Platz fünf in Gröden hat gezeigt, dass Sander an einem starken Tag auch ganz vorne mitmischen kann. Letztlich kann er definitiv auf eine einstellige Platzierung hoffen. Mit Rang 28 in Kitzbühel wurden die Erwartungen allerdings ein wenig gedämpft.
Dominik Stehle
Disziplinen: Riesenslalom, Slalom
Die Norm hat Dominik Stehle nicht geschafft, dennoch nominierte ihn der DSV für die WM. Auch im Weltcup konnte er im Jahr 2016/2017 noch nicht glänzen: In lediglich sieben Rennen war Rang 15 das beste Ergebnis.
Die komplette Saison ist von vielen Fehlern geplagt, wodurch er sich bessere Platzierungen oftmals verspielt. "Es wurmt mich einfach, schon die ganze Saison", beschreibt Stehle seine aktuelle Situation. Mit einer vorderen Platzierung ist daher für die WM nicht zu rechnen.
Linus Straßer
Disziplinen: Riesenslalom, Slalom
"Das hätte ich nie geglaubt", waren die Worte von Linus Straßer nach seinem ersten Erfolg im Weltcup. Der 24-Jährige gewann eine Woche vor der WM den Parallelslalom in Stockholm und qualifizierte sich dadurch sportlich für die Wettkämpfe in St. Moritz.
Damit ist er passend zum Saisonhöhepunkt in Form. Relativieren muss man seinen Sieg jedoch auch: In den Rennen zuvor lieferte er lediglich durchschnittliche Resultate, eine Platzierung unter den besten zehn im Slalom wäre daher ein Erfolg.
Im Riesenslalom blieben die Ergebnisse bisher aber noch aus - kein einziges Mal qualifizierte er sich für den zweiten Durchgang.