Nur der Österreicher Stefan Kraft war in dem wegen starken Windes abgebrochenen Fliegen am Sonntag wie schon am Samstag etwas stärker.
"Das waren geile Flüge vor unglaublich geiler Kulisse, der Wahnsinn", sagte Wellinger, der nach seiner Gala-Vorstellung randvoll mit Adrenalin war: "Schade, dass heute abgebrochen wurde. Ich habe mir mit Krafti einen extrem coolen Wettkampf geliefert. Und wenn man weit fliegt, will man immer mehr."
Alle drei Wettkampf-Flüge Wellingers waren am Wochenende weiter als die von Doppelsieger Kraft, die Bestmarke auf der umgebauten Heini-Klopfer-Schanze steigerte der 21 Jahre alte Ruhpoldinger am Samstag auf 234,5 und am Sonntag auf 238,0 m. Dass es dennoch nichts aus seinem dritten Karriere-Sieg und dem ersten in einem Skifliegen wurde, konnte Wellinger, in den vergangenen sechs Wettbewerben fünfmal auf dem Podest, verschmerzen.
Smalltalk mit Bayern-Star
Zumal das Zusammentreffen mit Stürmerstar Lewandowski, der zum Smalltalk auf den Schanzenturm fuhr, das Sahnehäubchen auf ein Sahne-Wochenende war. "Für mich und den Krafti als Bayern-Fans war das schon ziemlich cool, so eine Legende zu treffen. Und ich denke, Lewandowski war auch ein stückweit fasziniert", sagte Wellinger.
Lewandowski hatte eigentlich seinen Landsmann Kamil Stoch zum Sieg brüllen wollen. Der polnische Gesamtweltcup-Führende, zweitberühmtester aktiver Sportler seines Landes hinter Lewandowski, der den Kicker aber erstmals leibhaftig traf, kam aber nicht über neun am Sonntag hinaus.
Dritter wurde der Slowene Jurij Tepes, zweitbester Deutscher Richard Freitag auf Platz elf (206,1). Markus Eisenbichler, im ersten Springen noch Achter, musste sich mit Platz 22 zufrieden geben. Bundestrainer Werner Schuster war dennoch hochzufrieden - schließlich hat er nach dem Saison-Aus von Severin Freund (Kreuzbandriss) offenkundig einen neuen Anführer gefunden.
"Andi hat das heute ähnlich perfekt gemacht wie gestern, man kann ihm da nur gratulieren", sagte Schuster. Dass Wellinger keinen Telemark setzte - geschenkt: "Das geht bei fast 240 m aus der Höhe nicht mehr, so erklärt sich der große Rückstand auf Kraft heute", sagte Schuster.
Schwerer Sturz überschattet Fliegen
Überschattet wurde das Fliegen am Sonntag von einem schweren Sturz der Weltcup-Rekordsiegers Gregor Schlierenzauer. Der Österreicher, der erst Mitte Januar sein Comeback nach einem Kreuzbandriss gefeiert hatte, kam nach in der Qualifikation der Landung zu Fall und blieb regungslos liegen. Der 27-Jährige wurde mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren, dort bestätigte sich der Verdacht auf eine erneute schwere Verletzung im operierten rechten Knie allerdings nicht.
Schon am Samstag hatte sich Wellinger zeitweise in einen Rausch geflogen. Insgesamt flog er in zwei Durchgängen stolze elfeinhalb Meter weiter als Kraft. Weil dieser aber jeweils mit kürzerem Anlauf unterwegs gewesen war, lag er bei seinem sechsten Weltcupsieg letztlich fünf Punkte vor Wellinger.
Dieser versetzte sogar die prominente Konkurrenz ins Staunen. "Man, how did you do this?", fragte Stoch nach dem Traumflug zum ersten Schanzenrekord den deutschen Youngster. Wie er das denn bloß angestellt habe? Dies aus dem Mund des neben dem Österreicher Gregor Schlierenzauer erfolgreichsten aktiven Skispringers - ein Ritterschlag für Wellinger.