"Dass wir jetzt zu zweit zur Siegerehrung dürfen, ist einfach der Hammer. Ich habe versucht, mich auf meine Sachen zu konzentrieren. Das ist mir im zweiten Durchgang brutal gut gelungen", sagte Wellinger, der auf 96,5 und 100,0 m segelte. Schon nach dem ersten Durchgang hatte der Bayer vor 25.000 Zuschauern auf Rang zwei gelegen, zu Gold fehlten am Ende nicht einmal 120 Zentimeter.
Noch überraschender war aber Platz drei durch Markus Eisenbichler. Zwei Deutsche auf einem WM-Podium hatte es zuletzt vor 18 Jahren gegeben, als Martin Schmitt in Ramsau von der Großschanze Gold vor Sven Hannawald geholt hatte. "Das ist das zweite Podest in meinem Leben und dann bei einer WM - das ist schon ziemlich geil", sagte Eisenbichler.
Der 25-Jährige lag nach dem ersten Durchgang noch auf Rang sechs, legte dann mit 100,5 m aber den weitesten Sprung des Tages nach. "Ich habe einfach versucht, mein Zeug zu machen. Und jetzt versuche ich einfach, das Ganze zu genießen", sagte Eisenbichler. Auch Schuster lobte: "Im ersten Sprung waren die beiden ein wenig vom Wind benachteiligt, haben dann aber eine Wahnsinnsshow abgezogen." In der Tat: Im Klassement des zweiten Durchgangs belegten Wellinger und Eisenbichler die Ränge eins und zwei - vor Kraft.
Richard Freitag (Aue) rundete als Neunter das sehr gute deutsche Ergebnis ab, Stephan Leyhe (Willingen) belegte den 13. Platz. "Das ist ein Riesenerfolg für uns, ich bin sehr dankbar. Das war ein super Wettkampf der Jungs", sagte Bundestrainer Schuster, dessen Mannschaft auch im Teamwettkampf am kommenden Samstag reif für den ganz großen Wurf ist.
"Ich spüre noch immer das Fieber"
Nicht zu schlagen war Kraft, der auf 99,5 und 98,0 m segelte. Der 23-Jährige ist der erste Weltmeister aus Österreich seit 2011. Damals hatte Thomas Morgenstern in Oslo vom kleinen Bakken gewonnen. Kraft hatte alleine im Februar drei Weltcup-Springen gewonnen - immer vor Wellinger.
Wie Wellinger hatte auch Severin Freund vor zwei Jahren in Falun als Zweiter den WM-Titel auf der kleineren Anlage knapp verpasst. Damit wartet der Deutsche Skiverband weiter auf den ersten Weltmeister auf der Normalschanze. Gold auf dem kleinen Bakken holten bislang nur die DDR-Springer Hans-Georg Aschenbach (1974, 1976), Matthias Buse (1978) und Jens Weißflog (1985, 1989).
Der favorisierte Olympiasieger Kamil Stoch verpasste als Vierter knapp das Podest, Fünfter wurde sein Teamkollege Maciej Kot. Der sechsmalige Weltmeister Gregor Schlierenzauer (Österreich) musste sich drei Wochen nach seinem schweren Sturz in Oberstdorf mit dem 24. Rang begnügen. Der 39 Jahre alte Finne Janne Ahonen, Weltmeister von 1997, kam in seiner Heimatstadt direkt dahinter auf den 25. Platz.
Einen schwarzen Tag erlebten die drei Prevc-Brüder aus Slowenien: Peter Prevc (24), der nach zuletzt guten Ergebnissen als Medaillenkandidat gehandelt worden war, kam nur auf den elften Rang. Der viermalige Saisonsieger Domen Prevc (17) verpasste ebenso wie Cene Prevc (20) sogar den zweiten Durchgang.
Weiter geht es bereits am Sonntag mit dem Mixed-Wettbewerb. Das DSV-Quartett ist bei dem Wettkampf mit zwei Frauen und zwei Männern pro Team Titelverteidiger und nach dem WM-Triumph von Carina Vogt am Freitag auch heißer Kandidat auf den Titel.