Als die Goldmedaille endlich am Hals baumelte, ließ es Benedikt Doll richtig krachen.
Ohne Rücksicht auf Verluste öffnete der sonst so besonnene Schwarzwälder die überdimensionale Flasche Schlumberger und jubelte ausgelassen unter einer riesigen Sektfontäne.
"Ich musste einfach mal die Korken knallen lassen. Das können ja nicht nur die Rennfahrer", sagte der Sprint-König von Hochfilzen: "Es hat richtig Spaß gemacht."
Die feuchtfröhliche Siegerehrung im Herzen der österreichischen Gemeinde war der stimmungsvolle Höhepunkt eines unvergesslichen Tages, der allen deutschen Biathlon-Fans pure Freude bereitet hatte.
Doll der beste der Welt
Der sympathische und stets höfliche Doll absolvierte bei den Titelkämpfen das Rennen seines Lebens, mit seinem ersten Weltcup-Sieg überhaupt eroberte er schlagartig den Thron.
"Als ich die Nationalhymne hörte, war mir klar, dass ich der Beste der Welt war. Das ist wunderschön", sagte Doll.
Betreuer, Trainer und Teamkollegen waren deshalb gekommen, um denjenigen zu feiern, der sich für gewöhnlich selbstlos um das Wohl der anderen kümmert.
Als begeisterter Hobbykoch hat Doll seine Mitstreiter bei Weltcups schon häufig verwöhnt, dank seiner Leidenschaft für die Fotografie die Personen um sich herum in Szene gesetzt.
Nun aber stand Doll selbst im Fokus, alles drehte sich um ihn - und das machte seine anwesenden Eltern mächtig stolz. "Das ist auch Neuland für uns", sagte Vater Karl-Heinz erleichtert: "Nach dem Krimi ist die Freude jetzt groß."
Mit dem hauchdünnen Vorsprung von sieben Zehntelsekunden hatte sich Doll junior vor Johannes Thingnes Bö (Norwegen) durchgesetzt, es war eine Zitterpartie bis zum letzten Meter gewesen.
Grundstein für Dolls sensationellen Erfolg war ein fehlerfreies Schießen, das dem laufstarken 26-Jährigen zuvor überhaupt nur einmal in seiner Karriere gelungen war. Die Eltern dürften es kaum mitbekommen haben.
"Wie ich es mir seit Jahren gewünscht habe"
"Wir standen zwar an der Strecke, aber ganz oben auf dem Berg, weil meine Frau Friederike weit weg vom Schießstand sein wollte", erklärte Dolls Vater. Und der neue Weltmeister verriet: "Wenn meine Mutter daheim die Rennen schaut, geht sie beim Schießen immer in den Keller."
Am Samstag hätte sie sich nicht verstecken müssen, denn es verlief alles so, "wie ich es mir seit Jahren gewünscht habe", sagte Doll: "Seit 17 Jahren trainiere ich für diesen einen Moment. Und heute habe ich nichts hinzuzufügen, es war schlichtweg ein perfektes Rennen."
Dass ihm das irgendwann einmal gelingen würde, war eigentlich klar. Seine Eltern sind äußerst aktiv, "sodass ich eigentlich immer mit dem Sport zu tun hatte".
Zudem war Dolls Ur-Ur-Großvater, ein gewisser Professor Franz Kohlhepp, Gründungsmitglied des Deutschen Skiverbandes (DSV). Die steile Karriere war ihm also in die Wiege gelegt.
In Hochfilzen nutzte Doll die Gunst der Stunde, als der französische Top-Favorit Martin Fourcade zweimal daneben zielte und sich am Ende mit dem dritten Platz begnügen musste.
"Ich freue mich trotzdem", sagte Fourcade. Und das war durchaus glaubwürdig, denn wie Doll jubelte auch er ausgelassen. Mit einem breiten Grinsen. Unter einer riesigen Sektfontäne.