"Das ist unbeschreiblich, dass wir hier einen Doppelsieg feiern", sagte die 23 Jahre alte Holdener, die erste Schweizer Weltmeisterin seit Sonja Nef 2001 im Riesenslalom von St. Anton. "Oh, mei' Gott, füüüf Hundertstel", rief sie Gisin bei der Blumenzeremonie im Zielraum unter dem Jubel mehrerer Tausend Fahnen schwenkender Landsleute zu - fünf Hundertstelsekunden betrug ihr Vorsprung.
"Das ist der absolute Traum, bei der Heim-WM auf dem Podest zu stehen, dann noch mit der Wendy, das ist absolut crazy", sagte Gisin. Platz drei ging an die Österreicherin Michaela Kirchgasser (0,38 Sekunden zurück), Kira Weidle aus Starnberg kam zunächst auf Rang 23 (+4,93), wurde aber unmittelbar nach dem Slalom wegen eines Regelverstoßes beim Material disqualifiziert.
Drama um Gut
Doch das Drama des Tages lieferte Gut. Nach der wegen schlechter Sicht verkürzten Kombi-Abfahrt hatte sie sich als Dritte noch große Hoffnungen auf die zweite Medaille nach Bronze im Super-G ausgerechnet.
Doch beim Einfahren für den Slalom knickte sie im Schneefall bei einem Geländeübergang ein, stürzte und blieb zunächst liegen. "Das Knie sieht sehr schlecht aus", sagte der Schweizer Frauen-Cheftrainer Hans Flatscher danach.
Gut wurde mit einem Schneemobil zu Tal gebracht, ein Helikopter flog sie zu genaueren Untersuchungen in die Klinik Gut in St. Moritz Dorf. Bald machten Gerüchte über eine Bänderverletzung die Runde, eine Bestätigung dafür gab es zunächst aber nicht.
Flatscher aber kann sich "ehrlich gesagt nicht vorstellen", dass ein Start von Gut bei der Abfahrt am Sonntag, wo sie zu den Favoritinnen gehört, möglich ist. Stattdessen droht das Saison-Aus sowie der Verlust des Gesamtweltcups an die Amerikanerin Mikaela Shiffrin.
Bereits vorher angeschlagen
Gut war bereits mit einer schweren Hypothek ins Oberengadin gekommen. Nicht nur, dass die Top-Favoritin gleich zum Auftakt im Super-G eine ganze Ski-Nation mit der ersten Frauen-Goldmedaille für die Schweiz seit 16 Jahren "erlösen" sollte, wie das Boulevardblatt Blick flehte. Gut hatte sich zudem bei ihrem Sturz bei der Generalprobe in Cortina d'Ampezzo schwere Prellungen zugezogen.
In der Woche vor der WM war an Training nicht zu denken, stattdessen machte Gut Überstunden beim Physiotherapeuten. Sie erkämpfte trotzdem Bronze, ließ ihren Ärger über den verpassten Triumph aber mehr als nur durchblicken. In der Kombi wollte sie zurückschlagen - doch daraus wurde nichts.
WM-Debütantin Weidle war derweil mehr als unzufrieden mit ihrer Vorstellung. "Es hat leider nicht so geklappt, wie ich das wollte, ich hatte mir mehr vorgenommen", sagte die einzige deutsche Starterin. Im Slalom habe sie "zu viel taktiert, da wäre mehr drin gewesen". Zu allem Überfluss war dann auch noch ihre Standhöhe über dem Ski zu hoch - Disqualifikation.