Laura Dahlmeier hatte ihren Schwächeanfall schon fast wieder vergessen, als sie mit der nächsten Goldmedaille um den Hals ihre Teamkolleginnen mit Sekt bespritzte.
"Ich habe ein bisschen gebraucht, aber es passt schon wieder. Es ist toll, dass wir das jetzt so schön feiern konnten", sagte die Biathlon-Rekordjägerin nach ihrem vierten WM-Gold in Hochfilzen.
Mit ihren Staffel-Kolleginnen Vanessa Hinz, Maren Hammerschmidt und Franziska Hildebrand jubelte Dahlmeier am Freitagabend auf der Bühne im Scheinwerferlicht und strahlte über das ganze Gesicht.
Nur wenige Stunden zuvor hatte sie noch völlig kraftlos auf dem Rücken gelegen, das fünfte WM-Rennen innerhalb von neun Tagen raubte ihr die letzten Reserven.
Nächster Rekord im Visier
Doch schon am Sonntag will sich die 23-Jährige im Massenstart-Rennen die nächsten Rekorde sichern. "Ich bin mir sicher, dass ich mich wieder richtig erhole. Ich habe einfach ein, zwei Stunden nach dem Rennen gebraucht", sagte Dahlmeier.
Am freien Samstag will sie vollständig regenerieren und die Akkus aufladen, denn die Marschroute für den WM-Abschluss ist klar: "Ich will wieder Vollgas geben!"
Als erste Biathletin überhaupt gewann die junge Bayerin bereits zehn WM-Medaillen in Folge, sowohl 2016 in Oslo als auch nun in Hochfilzen stand sie in jedem Rennen auf dem Podest. Nie war eine Deutsche bei einer WM erfolgreicher als Dahlmeier, die im Pillerseetal jeweils Gold in Mixedstaffel, Staffel, Einzel und Verfolgung sowie Silber im Sprint gewann. Mit dem sechsten Edelmetall im sechsten Rennen könnte sie zum krönenden Abschluss noch einen draufsetzen.
Die gigantische Queen of Biathlon
"Gigantisch", nennt die Gesamtweltcup-Spitzenreiterin ihre bisherigen Leistungen bei der WM unweit ihrer Heimat. Als "Queen of Biathlon", die Königin des Biathlons, wurde sie am Freitagabend auf der Bühne angekündigt.
Der bescheidenen Hobby-Bergsteigerin war das fast schon zu viel des Lobes. Wieviel Druck nach dem Sieg mit der Mannschaft, ihrem zweiten nach 2015, von ihren schmalen Schultern abfiel, war aber für jeden zu sehen.
Den Staffel-Triumph, ihr insgesamt sechster WM-Titel, wollte Dahlmeier unbedingt, auch deswegen ging sie über die Schmerzgrenze hinaus. Nun dient der Erfolg als Motivation: Die Norwegerin Tora Berger ist die bislang erfolgreichste Skijägerin bei einer WM, 2013 holte sie in Nove Mesto viermal Gold und zweimal Silber. Sollte Dahlmeier im Massenstart erneut triumphieren, würde sie auch diese Bestmarke brechen.
Abgezockt und selbstbewusst
Unmöglich ist das nicht, denn im Vorjahr am Holmenkollen holte Dahlmeier in dieser Disziplin Silber. Die abgezockte Garmisch-Partenkircherin liebt das Duell Frau gegen Frau, ist eine gewiefte Taktikerin und kann mit einer schnellen letzten Runde jede Kontrahentin bezwingen.
An Selbstvertrauen jedenfalls mangelt es ihr nach dem ganz persönlichen Wintermärchen in Tirol ohnehin nicht: "Ich kann in jedem Rennen eine Medaille gewinnen."