Felix Neureuther hat trotz seines im Training erlittenen Kreuzbandrisses die Hoffnung auf einen Start bei den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang (9. bis 25. Februar) noch nicht aufgegeben.
Felix Neureuther sah müde aus nach der langen Rückreise. Und er wirkte auch ein wenig niedergeschlagen, als er zwei Tage nach seinem Kreuzbandriss am Münchner Flughafen auf Krücken gestützt von der Gepäckausgabe zum wartenden Auto von Vater Christian Neureuther humpelte. Hoch über dem Atlantik hatte der 33-Jährige aber auch Zeit gefunden, sich Gedanken zu machen über die Zukunft. In der, sagte er nach der Landung, "ist alles möglich".
Alles ist möglich heißt: Neureuther will nicht ausschließen, bei den Olympischen Spielen an den Start zu gehen. Ja, "so lange noch ein kleines Fünkchen Hoffnung besteht, dass vielleicht sogar tatsächlich auch Olympia möglich sein sollte", so lange werde er versuchen, in Pyeongchang zu starten. Bis zum Slalom am 22. Februar 2018 sind noch etwas mehr als 12 Wochen Zeit. Der Riesenslalom findet vier Tage vorher statt.
Olympia 2018 trotz Kreuzbandriss?
"Ich bin jetzt 33, ich brauche mir nichts vormachen: So viele Chancen habe ich nicht mehr", betont Neureuther. Olympia 2022 in Peking ist ja dann doch ein bisschen arg weit weg, und deshalb "will ich natürlich definitiv versuchen, dass es funktioniert." Zunächst ist das Ganze noch "eine Träumerei in meinem Kopf", weiß Neureuther. Außerdem, betont er: "Ich gehe nur an den Start, wenn ich eine Medaillenchance habe."
Aber ein Start mit einem gerissenen Kreuzband, wie bitte soll das gehen? Eine Voraussetzung ist: keine Operation. Neureuther will jetzt sehr schnell viele Meinungen einholen, von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dann vom Kniespezialisten Christian Fink von der Uniklinik Innsbruck. Er hat auch mit Carlo Janka (Schweiz) Kontakt aufgenommen: Der Olympiasieger plant, trotz eines Ende Oktober erlittenen Kreuzbandrisses in Pyeongchang zu starten.
Neureuther hat allerdings mehr im Kopf als nur diese Träumerei. Alles ist möglich, das heißt auch: Die Spannweite seiner Gedanken geht von Ende der Karriere bis Olympia 2022 in Peking. Wobei es "schon ein bitteres Ende der Geschichte wäre", würden ihm seine Ärzte sagen: das wird nichts mehr. "Immerhin kann ich dann sagen, dass ich als Gesamtweltcupführender in den Ruhestand gegangen bin", witzelte Neureuther. Bis zu seiner Verletzung war er der einzige Saisonsieger im Weltcup, beim Slalom in Levi.
Neureuther: Ruhestand keine Option
Der Ruhestand aber ist für ihn keine Option. "Alles was jetzt noch kommt, ist Zugabe", sagte Neureuther am Montag, aber die Zugabe lockt. Neureuther ist bei allem Kampfgeist auch deswegen betrübt, weil er in der Form seines Lebens war: "Absolut! Kein Zweifel!", sagte er - und er glaubt, dass er dieses hohe Niveau noch einmal erreichen kann: "Hundertprozentig felsenfest" sei er überzeugt davon, auch "mein Umfeld glaubt weiter an mich."
Das klingt alles nach: Ich werde weitermachen, auch wenn es mit Olympia nicht klappen sollte. "Ich wollte nie der Typ sein, der sagt: Du hast den Zeitpunkt verpasst aufzuhören", sagte Neureuther. Aber eher sei jetzt der Zeitpunkt gekommen zu sagen: "Das war es noch nicht in diesem Jahr. Oder im nächsten Jahr. Oder in sechs Jahren. Es kann alles passieren."
Es ist also gut möglich, dass er noch ein paar Jährchen fährt.