Dass Mikaela Shiffrin oft in einer anderen Welt fährt, in der Regel aber zumindest deutlich schneller als die bedauernswerte Konkurrenz, ist nichts Neues. Im österreichischen Lienz gewann die immer noch erst 22 Jahre alte Ski-Rennläuferin aus den USA deshalb erwartungsgemäß den Slalom, es war ihr dritter Sieg nacheinander und der 36. insgesamt im Weltcup. Sie zog in der ewigen Bestenliste damit auf Rang 13 mit der Deutschen Katja Seizinger und dem Österreicher Benjamin Raich gleich.
Shiffrin siegte klar vor Kombinations-Weltmeisterin Wendy Holdener aus der Schweiz (+0,89 Sekunden) und Frida Hansdotter aus Schweden (+1,22), zumindest Grund zur Zufriedenheit aber gab es auch für Christina Geiger (Oberstdorf): Als beste Deutsche wurde sie Achte und sicherte sich damit als fünfte deutsche Ski-Rennläuferin die Teilnahme an den Olympischen Spielen.
"Es geht noch einiges mehr. Ich habe schon mal Podestluft geschnuppert, da will ich wieder hin", sagte sie. Lena Dürr (Germering) belegte Rang zwölf.
Bester Deutscher bei der ersten Abfahrt im italienischen Bormio seit 2013 war Thomas Dreßen. Er belegte 1,16 Sekunden hinter Sieger Dominik Paris (Italien) Rang zwölf, angesichts seiner mangelnden Erfahrung ein respektables Ergebnis auf der Piste Stelvio, die auch "die Bestie" genannt wird.
Schwaiger schwer gestürzt
Dreßens Mannschaftskollegen Dominik Schwaiger (Königssee) wurde sie zum Verhängnis: Er musste nach einem Sturz mit dem Hubschrauber abtransportiert werden. Der 26-Jährige erlitt Prellungen des Beckens und des Knies sowie eine Leistenzerrung, konnte das Krankenhaus aber nach Angaben von DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier wieder verlassen. Wie lange Schwaiger ausfällt, ist noch offen.
"Ich bin zufrieden, fürs erste Mal kann man es so stehen lassen", sagte Dreßen über seine Leistung. Zur mangelnden Erfahrung war auch die eher ungünstige Startnummer 2 gekommen: schlecht, wenn wie diesmal über Nacht jede Menge Neuschnee auf der Piste landet. Ein wenig wurde Dreßen so zum Schneepflug, aber "natürlich bin ich hier und da ein bisschen in der Weltgeschichte umeinandergefahren", gab er zu. Mit der Linie ist er eben noch nicht so vertraut, er landete ein paar Mal im Neuschnee, "wir hatten eben auch nur ein Training."
Zu kämpfen hatten mit der Linie auch die Mannschaftskollegen. "Ich habe sie gesucht", sagte Andreas Sander (Ennepetal). Er fuhr auf der Stelvio immerhin schon zum fünften Mal, musste sich in der ARD aber dennoch "einen sehr, sehr schlechten Tag mit einer sehr, sehr schlechten Fahrt" bescheinigen und wurde am Ende auf Rang 30 durchgereicht (+2,43 Sekunden).
Noch größere Umwege fuhr Josef Ferstl (Hammer): Der Sieger des Super-G von Gröden belegte bei seinem dritten Start in Bormio lediglich Rang 36 (+2,85) und blieb damit ebenso ohne Punkte wie Manuel Schmid (Fischen/+2,44) auf Rang 31.
Und Paris? Er hatte auf der Stelvio 2012 seinen ersten Sieg gefeiert. Für ihn zahlte sich neben der Erfahrung auch der Heimvorteil aus. Die italienische Mannschaft hatte in der vergangenen Woche ausgiebig vor Ort trainiert - wichtige Kilometer auf einer Strecke, die lange nicht befahren worden war.
"Gottseidank war es mal wieder eine gute Fahrt von mir", sagte Paris. Sie war zugleich besser als jene von Aksel Lund Svindal aus Norwegen (+0,04 Sekunden), Sieger von 2013, sowie dessen Landsmann Kjetil Jansrud (+0,17) auf den Plätzen zwei und drei.