Kurz vor dem Ziel geriet Lindsey Vonn ins Straucheln. Fast schien es, als sei ein Sturz unvermeidlich, doch diesmal rettete sie sich ins Ziel. Dort angekommen, verwandelten sich der Schreck und die Anspannung in schiere Freude: Platz eins, üppige 0,67 Sekunden Vorsprung vor Weltmeisterin Nicole Schmidhofer aus Österreich. Das, so nahm die Amerikanerin an, sollte doch reichen für den Sieg im ersten von zwei Super-G-Rennen in Val d'Isere.
Und ja, es reichte. Während Viktoria Rebensburg (Kreuth) nach bester Zwischenzeit und einem schweren Patzer passable Siebte wurde, fuhr Vonn bei leichtem Schneetreiben und am Ende vor Sofia Goggia aus Italien (+0,31 Sekunden) und Ragnhild Mowinkl aus Norwegen (+0,39) zu ihrem 78. Sieg im Weltcup - der Rekord des Schweden Ingemar Stenmark (86) ist damit wieder ein Stück näher gekommen, endlich: Seit der Abfahrt im Januar in Garmisch war Vonn sieglos gewesen, ihre bisherige Bilanz in diesem Winter: disqualifiziert, ausgeschieden, 12., ausgeschieden, 24. Nicht der Anspruch der mittlerweile 33-Jährigen.
"Das ist unglaublich. Nach so einem schlechten Saisonstart ist das für mein Selbstvertrauen sehr wichtig. Auch für die Zukunft - so kann ich weiterfahren", sagte Vonn nach ihrer wie stets verwegenen, aber auch unsicher wirkenden Fahrt, die trotzdem als ihre "beste der Saison" bezeichnete.
Die frühe Startnummer, ergänzte sie, habe ihr geholfen: "Die Piste ist weich, aber gut zu fahren", sagte die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2010, die bereits als Sechste aus dem Starthaus auf die verkürzte Strecke gegangen war.
Rebensburg nach gutem Start nur Siebte
Viktoria Rebensburg war erst mit Startnummer 17 unterwegs - und das zunächst nicht schlecht: beste erste und zweite Zwischenzeit, jeweils ganz knapp vor Vonn. Dann aber patzte sie an einem Sprung - und fiel zurück. Sie haben ihren Schwung "einmal etwas zu früh angezogen", sagte sie im ZDF, und danach "hatte ich nicht mehr so viel Speed wie sonst".
Dennoch betonte sie: "Für diese äußeren Umstände war es eine gute Fahrt." Beim nächsten Super-G am Sonntag werde sie es aber besser machen.
Meike Pfister aus Krumbach (+2,60) war auf Rang 32 zweitbeste Deutsche, Kira Weidle (Starnberg) kam mit einer Hunderstel Rückstand direkt dahinter ins Ziel. Michaela Wenig (Lenggries) schied aus.
Aufgrund der heftigen Schneefälle der vergangenen Tage hatten die Organisatoren die Piste nur unter erheblichen Schwierigkeiten in einen rennfertigen Zustand versetzen können.
Die ursprünglich für Samstag geplante Abfahrt wurde gleich aufgegeben, stattdessen wurde der in der Woche zuvor ausgefallene Super-G nachgeholt - der wiederum auf einer verkürzten Strecke gefahren wurde. "Wir müssen glücklich sein, dass wir an diesem Wochenende überhaupt ein Rennen haben", sagte Vonn.