"Ich freue mich gerade so megakrass", sagte ein glückseliger Eisenbichler, nachdem der nach ersten Durchgang noch deutlich führende Japaner Ryoyu Kobayashi die Vorgabe des Deutschen nicht erreicht hatte: "Ich habe gedacht, genieß den Flug jetzt einfach, Eisei! Nach Kobayashis Landung wollte ich nicht gleich feiern, sondern das Schwarz auf Weiß haben."
Nach Flügen auf 238,5 und 233,0 m von der berühmten Letalnica lag Eisenbichler mit 445,0 Punkten umgerechnet knapp sechs Meter vor Kobayashi (438,1. Dritter wurde der Pole Piotr Zyla (473,3).
"Ich freue mich riesig, das ist für alle eine Riesenerleichterung, dass Markus jetzt ganz oben steht", sagte Bundestrainer Schuster nach dem drittletzten Tag seiner Amtszeit in der ARD: "Ich bin froh, dass das auf hohem Niveau zu Ende geht. Der Weltcupsieg hat schon jetzt schon mal richtig was gebracht. Jetzt kann ich die Flüge genießen."
Eisenbichler: "Skifliegen ist gaz einfach für mich"
"Eisei" drehte am Freitag den Spieß um: Gleich fünfmal war der Oberbayer in diesem Winter hinter seinem japanischen Dauerrivalen Zweiter geworden. Diesmal spielte der Doppel-Weltmeister von Seefeld seine ganze Stärke auf den großen Schanzen aus. "Beim Skifliegen ist es ganz einfach für mich. Ich muss einfach schauen, dass ich im Radius stabil bleibe, und dann volle Rotze anschieben", sagte Eisenbichler lachend: "Sorry für das Wort."
Eisenbichler, der auch die Führung im Flug-Weltcup übernahm überbot mit 27 Jahren und fünf Monaten die deutsche Alters-"Bestmarke" von DDR-Springer Jochen Danneberg, der 1979 mit 26 Jahren und acht Monaten seinen ersten und einzigen Weltcupsieg gefeiert hatte.
Im Kampf um die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Spezialwertung liegt Eisenbichler vor dem letzten Einzelwettkampf am Sonntag mit 311 Punkten knapp vor Kobayashi (307), der bereits als Gesamtweltcupsieger feststeht.
Eisenbichler schenkt Trainer Schuster einen Sieg zu Abschied
Für Bundestrainer Schuster, der am Sonntag nach elf Jahren seinen Abschied feiert, war es ein emotionaler Höhepunkt seiner Amtszeit. "Ich hoffe sehr, dass Markus bis zum Saisonende diesen Weltcupsieg noch schafft", hatte der Österreicher bei der WM in Seefeld gesagt: 48 Stunden vor dem Ende der Ära Schuster war es soweit.
Eisenbichler hatte am Vortag in der Qualifikation mit 248,0 m seinen deutschen Rekord eingestellt. An diese Weite kamen die besten Flieger am Freitag bei schwachem bis mäßigem Aufwind nicht ganz heran. Der Weltrekord des Österreichers Stefan Kraft (253,5), am Freitag nur 14., und der Schanzenrekord des Polen Kamil Stoch (251,5), der 18. wurde, blieben unangetastet.
Geiger wurde als zweitbester Deutscher mit 227,0 und 226,0 m Neunter. Der Flug-WM-Dritte Richard Freitag kam mit 224,0 und 217,0 m auf Platz 15. Constantin Schmid belegte Rang 23 (212,0+213,5), Olympiasieger Andreas Wellinger (213,0+211,5) kam auf Platz 26.
Am Samstag findet ein Teamfliegen statt, am Sonntag (jeweils 10.00 Uhr im Liveticker) treten die 30 Besten des Gesamtweltcups zum finalen Einzelwettkampf an.