Überglücklich riss Katharina Hennig im Ziel die Arme in die Höhe, dann musste die völlig ausgepumpte Skilangläuferin nach ihrem Kraftakt erstmal durchatmen. Bei der Tour de Ski in Val di Fiemme stürmte die 23-Jährige nach einer couragierten Vorstellung über 10 km im klassischen Stil überraschend auf Rang drei und feierte mit ihrem ersten Podestplatz in einem Einzelweltcup den bislang größten Erfolg ihrer Karriere.
"Ich bin völlig sprachlos. Ich habe bis zur letzten Runde nicht daran geglaubt. Dann habe ich gemerkt, dass ich noch dran bin und habe einfach alles aus mir herausgeholt", sagte die emotionale Hennig im ZDF. Nach zwei Top-10-Plätzen auf den vorherigen Tour-Etappen forderte sie im Fleimstal die Weltelite und zeigte keine Ehrfurcht vor großen Namen.
Von Beginn an gehörte Hennig zur Spitzengruppe und diktierte an der Seite der weltbesten Läuferinnen um Ausnahmeläuferin Therese Johaug (Norwegen) das Tempo. Vor dem letzten Anstieg ergriff Hennig die Initiative, verschärfte das Tempo - und schüttelte damit auch Johaug ab.
Teamchef Peter Schlickenrieder: "Es ist ihr nicht in den Schoß gefallen"
Im Schlussspurt musste sich Hennig nur der Norwegerin Astrid Uhrenholdt Jacobsen und der Schwedin Ebba Andersson geschlagen geben. Es war das erste Weltcup-Podium für eine deutsche Läuferin in einem Distanzrennen seit dem dritten Platz von Stefanie Böhler am 23. Januar 2015 im russischen Rybinsk. In der Tourwertung verbesserte sich Hennig auf den achten Platz.
Teamchef Peter Schlickenrieder war von der Leistung seiner Vorläuferin begeistert, aber wenig überrascht. "Es hatte sich ja durchaus angedeutet durch die zwei Top-10-Plätze zuletzt und ihre aktive Renngestaltung", sagte er im ZDF. "Heute hat sie wieder eine aktive Renngestaltung gezeigt, sie hat das Rennen bestimmt. Daher ist es keine Sensation. Es ist ein sehr gutes Ergebnis, aber es ist ihr nicht in den Schoß gefallen", sagte er weiter.
Sowohl Hennig als auch Schlickenrieder traten aber unmittelbar nach der Glanzleistung auf die Euphoriebremse. "Ich weiß, dass das nicht ständig passiert, daher genieße ich das jetzt besonders", sagte Hennig. Und Schlickenrieder ergänzte: "Es war ein schönes Ausrufezeichen, aber es dauert noch zwei, drei Jahre, bis wir die Stabilität einer Johaug haben."
Bei den Männern konnte Lucas Bögl nicht an seine zuletzt starken Leistungen von Toblach anknüpfen und holte über 15 km nur Position 32. Bester Deutscher war Sebastian Eisenlauer aus Sonthofen auf dem 29. Platz.