DOSB-Präsident Thomas Bach versprüht demonstrativ Zuversicht, doch über der Münchner Olympiabewerbung für 2018 hängen weiter dunkle Wolken.
Der krankheitsbedingte Rückzug des umstrittenen Bewerbungschefs Willy Bogner hat eine große Lücke hinterlassen und die ohnehin schon zahlreichen Probleme der Bewerber noch erweitert. Zudem drängt die Zeit, bis zur Abgabe des "Bid Book" bleiben nur noch vier Monate. Bach setzt deshalb voll auf eine Charme-Offensive von Bogner-"Erbin" Katarina Witt.
"Katarina Witt hat die Aufgabe der Präsentation von München 2018 schon bei den Jugendspielen in Singapur hervorragend ausgefüllt. Wir haben ein bestes Echo von allen Beteiligten und IOC-Mitgliedern erhalten. Diese Rolle wird sie weiterführen - und ich bin mir sicher, dass sie es mit Erfolg tun wird", sagt Bach.
Die Probleme sind "Routine"
Mit Nachdruck versucht Deutschlands oberster Olympier den Eindruck zu erwecken, alle Münchner Probleme seien nur lästige Randerscheinungen.
"Solche Dinge sind im Laufe von Bewerbungen Routine", sagt der IOC-Vize und fordert, man solle sich, "um das mal in die richtige Perspektive zu rücken", andere erfolgreiche Bewerbungen der Olympia-Geschichte anschauen. Dort habe es in der Bewerbungsphase oft auch Schwierigkeiten, dann aber doch erfolgreiche Spiele gegeben. Bach sieht München deshalb "auf einem guten Weg und im Zeitplan".
Am 11. Januar 2011 müssen die Bewerbungsunterlagen beim IOC eingereicht werden - doch tatsächlich bleiben Witt und Bernhard Schwank, Bogners Nachfolger an der Spitze der Geschäftsführung, weniger als vier Monate. Denn dass nach November noch mögliche substanzielle Änderungen am "Bid Book" vorgenommen werden könnten, gilt als ausgeschlossen.
Bach lässt gleichwohl keine Zweifel zu. "Die Grundstücksfrage wird im Herbst gelöst sein. Dann wird München mit Garmisch-Partenkirchen und Königssee ein wettbewerbsfähiges Olympisches Dorf präsentieren", sagt er über den Streit mit den Bauern im Werdenfelser Land.
Zuletzt musste sich dabei sogar das Pentagon einschalten, weil das vorgesehene Grundstück - ein Golfplatz in Burgrain bei Garmisch - noch immer dem NATO-Truppenstatut unterliegt. Eine Entscheidung aus den USA steht aus. Und nicht nur inhaltlich bleiben viele Fragen.
Personalrochaden dürften IOC nicht begeistern
Der Rückzug des oft undiplomatischen Bogners aus dem operativen Geschäft ist schon der dritte eines wichtigen Repräsentanten der Bewerbungsgesellschaft. 2009 legte Wilfried Spronk, langjähriger Chef der Olympiapark-Gesellschaft München, sein Amt nieder.
Im März zog sich Geschäftsführer Richard Adam wegen interner Dissonanzen mit Schwank zurück. Die nicht enden wollenden Personalrochaden dürften die Entscheidungsträger im IOC wenig begeistern.
Umso mehr ist nun Witt gefragt. Im kommenden Monat tagt in Acapulco die Nationalversammlung aller NOKs. Am Pazifik sollen sich die Bewerber München, Pyeongchang und Annecy erneut präsentieren - ein richtungweisender Termin, bei dem sich Witt und Co. keine Schwächen mehr erlauben dürfen.
"Wir liegen gut im Rennen"
"Meine vielen Gespräche mit IOC-Mitgliedern zeigen, dass wir gut im Rennen liegen, dass es aber auch noch viel zu tun gibt", hatte die Eiskunstlauf-Olympiasiegerin in einem ersten Statement nach Bogners Abtritt erklärt.
Auch die Strippenzieher hinter Witt sind nun verstärkt gefragt: Schwank, stets treuer Diener Bachs, und Staatskanzleichef Siegfried Schneider, die Schlüsselfigur in den Verhandlungen mit dem Pentagon. Noch hält die Politik zur Bewerbung.
"Wir können und werden auf die bleibenden Impulse, die Willy Bogner der Bewerbung gegeben hat, aufbauen", sagt Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Nicht nur die in München ansässige Süddeutsche Zeitung widerspricht da vehement: "Um die Bewerbung zu retten, hilft nur noch ein kleines Wunder."