IOC-Präsident Thomas Bach will mit einer "Agenda 2020" die Olympische Bewegung reformieren. Das Werk soll dem Internationalen Olympischen Komitee den Weg für die kommenden Jahre vorgeben und nach Möglichkeit Ende 2014 fertiggestellt sein.
Den Startschuss für das neue Projekt sieht Bach auf dem Treffen der IOC-Exekutive, die am kommenden Dienstag in Lausanne erstmals unter seiner Führung zusammenkommt. Danach will das Gremium in Montreux vier weitere Tage lang in Klausur gehen.
"Ich erwarte viele gute Ideen. Das ist der Start des Dialogs, den ich in meinem Wahlprogramm zum IOC-Präsident versprochen habe", sagte der 59-Jährige am Mittwoch in einem Telefon-Interview mit internationalen Medien.
Reger Austausch erhofft
Er erhoffe sich einen regen Austausch mit den Teilnehmern über deren Ideen und Erfahrungen: "Das ist Teil eines Projektes, das wir Olympische Agenda 2020 nennen."
In Lausanne und Montreux sollen unterschiedliche Anregungen und Vorschläge zur Ausrichtung des IOC zusammengetragen werden. Bei der 126. IOC-Session vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi (7. bis 23. Februar) werde der Agenda ein ganzer Tag gewidmet.
Bach wird zum Ehrenpräsidenten gewählt
Die Resultate müssten im Anschluss in Komissionen und Arbeitsgruppen diskutiert werden. "Wenn alles gut geht, hoffe ich, dass wir Ende des nächsten Jahres die Olympische Agenda 2020 fertig haben", sagte der frühere Weltklasse-Fechter, der am Wochenende auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes in Frankfurt/Main zum Ehrenpräsidenten gewählt wird.
Bach erklärte weiter, dass er das Thema Jugend als eine der wichtigsten Prioritäten seiner Arbeit ansehe. "Wichtig dabei ist die Frage: Wie können wir die Jugend dazu bringen, Sport zu treiben", sagte Bach.
Dazu wolle man die Zusammenarbeit mit der der Weltkulturorganisation UNESCO ausbauen und darauf drängen, den Sportunterricht in den Schulen zu intensivieren. Auch wolle man verstärkt die sozialen Medien nutzen, um die Jugend zu mehr Sportbeteiligung zu annimieren.
Brasilien-Besuch geplant
Wie Bach darüber hinaus betonte, werde er in absehbarer Zeit Brasilien als Ausrichterland der nächsten Olympischen Sommerspiele 2016 besuchen. In der vergangenen Woche seien bereits Experten des IOC vor Ort gewesen und hätten die Sportstätten inspiziert.
"Sie haben berichtet, dass es dort einen guten Fortschritt gibt. Ich denke, das Organisationskomitee arbeitet gut. Aber auf der anderen Seite ist keine Zeit zu verlieren", sagte der neue IOC-Chef. Das IOC wolle zeigen, dass es das dortige Organisationskomitees unterstützt. "Das ist der Grund, warum ich in den nächsten Monaten nach Brasilien reise", betonte Bach.
Olympia-Kanal möglich
In seiner fast dreimonatigen Amtszeit hat Bach bei Treffen mit Vertretern unterschiedlicher Regierungen eine zentrale Erfahrung gemacht. "Was ich gelernt habe, ist, dass der Sport in den modernen Gesellschaften eine enorme Bedeutung hat", sagte der frühere DOSB-Präsident. Das habe unterschiedliche Gründe. In einem Land gehe es in erster Linie um Ausbildung, in einem anderen Land wieder um Integration, betonte der neue IOC-Chef.
Wie der Fecht-Olympiasieger von 1976 weiter erklärte, seien die Olympischen Spiele ein äußerst geeignetes Instrument, die Idee des Sports in die Länder zu tragen. Bach meinte aber auch, dass der olympische Sport zwischen den Spielen in der öffentlichen Wahrnehmung oft zu kurz käme und verstärkt promotet werden müsste.
Die Lösung dafür könnte in Zukunft ein spezieller TV-Kanal sein. "Wir diskutieren über dieses Thema. Bislang ist es nur eine Vision", so Bach.