"Hamburg muss sich zutrauen, sich selbst wieder auf die Weltkarte zu setzen", sagte Hamburgs Sportsenator Michael Neumann, einer von 33 prominenten Teilnehmern aus Sport, Politik und Wirtschaft, am Runden Tisch im Mittelkreis der Hamburger O2-World.
Ab dem kommenden Wochenende ermittelt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in einer womöglich vorentscheidenden Telefonumfrage, welche der beiden Städte die breitere Zustimmung in der Bevölkerung genießt. "Unser Konzept ist nicht in Stein gemeißelt. Wir wollen die Kreativpotenziale unserer Stadt nutzen", sagte Neumann: "Wir wollen emotionalisieren und informieren."
Eine mögliche Olympia-Ausrichtung in der Hansestadt stieß in der vom "Hamburger Abendblatt" initiierten Diskussionsrunde auf breite Zustimmung. "Es sind viele, viele gute Leute da, die einen Gedanken haben, die Olympischen Spiele nach Hamburg zu holen", sagte Dietmar Beiersdorfer dem "SID" am Rande der Veranstaltung.
Beiersdorfer sieht Olympia als Chance
Der Vorstandsvorsitzende vom Hamburger SV bezeichnete das Konzept, "das die ganze Stadt mit einbezieht", als "sehr bodenständig". Es seien viele Lehren aus den "vergangenen Sünden bei Großveranstaltungen" gezogen worden. "Ich glaube, es würde dem Gemeinschaftsgefühl bei einer immer stärker werdenden Individualisierung helfen", sagte Beiersdorfer: "Olympische Spiele sind eine Riesenchance für die gesamte Stadt."
Dies betonten auch die anwesenden Wirtschaftsvertreter. Laut Kaffee-Unternehmer Albert Darboven wären Olympische Spiele in der Hansestadt "ein gutes Geschäft". Günther Bonz, Präsident des Unternehmerverbandes des Hamburger Hafens, sprach von einem "Schub für die Stadt", erinnerte aber auch an den straffen Zeitplan bis 2024, der mit aktuell geltendem Planungsrecht "nicht zu schaffen" sei.
Der Hamburger Grünen-Fraktionschef Jan Kerstan, dessen Partei in der Hansestadt künftig wohl mit der bislang allein regierenden SPD koalieren wird, äußerte die Sorge, dass man den "schönen Bildern wie bei der Elbphilharmonie" hinterherjage."Die Finanzen müssen geklärt sein. Da müssen wir aufseiten der Politik noch nacharbeiten", sagte Kerstan.
Stich fordert, dass Sport im Mittelpunkt stehen müsse
Der frühere Wimbledon-Champion Michael Stich, 1992 in Barcelona gemeinsam mit Boris Becker Olympiasieger im Doppel, unterstrich die Bedeutung der sportlichen Wettkämpfe.
"Es geht um den Sport. Die Menschen wollen Wettkämpfe sehen und nicht irgendwelche Gebäude. Wir müssen die Menschen für den Sport emotionalisieren", sagte Stich. Polarforscher Arved Fuchs warb dafür, den "Olympischen Gedanken auf eine zeitgemäßere Spur zu bringen".
Berlin bleibt im Rennen
Als große Chance für seine Stadt betrachtet auch Henkel die Spiele, im Bewerberrennen mit Hamburg sieht er die Spree-Metropole bestens gerüstet sieht. "Berlin hat Erfahrungen mit Sportgroßveranstaltungen. Im Ergebnis komme ich dazu: Wir wollen die Spiele und wir können die Spiele", sagte Henkel. Berlin solle die Spiele bekommen, "weil wir eine fantastische Sportinfrastruktur und ein total sportbegeistertes Publikum haben."
Am 21. März entscheidet in Frankfurt/Main eine außerordentliche Mitgliederversammlung des DOSB über den deutschen Bewerber. Fünf Tage zuvor schlägt das Präsidium des DOSB entweder Berlin oder Hamburg vor. Bis zum 15. September müssen die Bewerber beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) benannt werden.