14 Jahre nach den Sommerspielen 2008 wird Peking damit als erste Stadt der Geschichte auch Olympische Winterspiele ausrichten. Dies hatte eigentlich auch München versucht, war aber mit seiner Bewerbung bei einer Bürgerbefragung gescheitert.
Als der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach am Freitag um 17.57 Uhr Ortszeit erstmals in seiner Amtszeit den Sieger in einem Olympiarennen bekannt gab, brandete in der chinesischen Delegation um den ehemaligen NBA-Star Yao Ming tosender Jubel auf - der Favorit hatte sich trotz des zuletzt immer enger scheinenden Rennens doch durchgesetzt. Damit finden nach 2018 in Pyeongchang/Südkorea und 2020 in Tokio/Japan dreimal in Folge Olympische Spiele auf dem asiatischen Kontinent statt.
Fehlender Naturschnee, ein alles andere als kompaktes Konzept und notwendige Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur hatten die Mehrheit der 85 stimmberechtigten IOC-Mitglieder (44:40, 1 Enthaltung) dabei nicht von ihrer Entscheidung abhalten können. Die Menschenrechtssituation spielte ebenfalls keine Rolle - auch Gegenkandidat Almaty hat in diesem Bereich große Probleme. Vielmehr punktete Peking offenbar mit der Erschließung eines neuen Marktes für die Wintersportindustrie. Rund 300 Millionen Chinesen soll mit den Olympischen Spielen dem Wintersport näher gebracht werden.
"Obwohl dieses Bewerbungsverfahren vor der IOC-Agenda 2020 gestartet worden ist, konnten wichtige Punkte noch nachverhandelt werden", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann: "Das IOC hat bereits in seinem Evaluierungsbericht kritische Themen wie Menschenrechte, Pressefreiheit und Arbeitsrechte pro-aktiv angesprochen und sich schriftliche Zusagen von der Regierung zur Einhaltung der Olympischen Charta geben lassen."
In den Tagen vor der Abstimmung hatte die chinesische Delegation aber immer wieder auch Fragen zur Schneesicherheit beantworten müssen. Chinas Präsident Xi Jinping versprach in einer Videobotschaft während der Abschlusspräsentation "fantastische" Spiele: "Lassen sie mich ihnen versichern, dass die chinesische Bevölkerung fantastische, außergewöhnliche und exzellente Olympische Winterspiele präsentieren wird."
Peking droht ein Schnee-Problem
Doch selbst die IOC-Evaluierungskommission bescheinigte in ihrem Prüfbericht "komplette Abhängigkeit von Kunstschnee", zudem ließ sie durchblicken, dass die Organisatoren wohl unterschätzt hätten, welche Unmengen an Wasser für die Schneeproduktion vonnöten seien - mit bisher nicht absehbaren Folgen für die Umwelt. Zudem könne "aufgrund des Mangels an Naturschnee der 'Look' des Veranstaltungsortes seitlich der Pisten ästhetisch wenig ansprechend sein." Ähnlich wie bei den Milliardenspielen in Sotschi 2014.
Auch sind zusätzlich noch hohe Investitionen in die Infrastruktur nötig. Da die Organisatoren versicherten, der geplante milliardenteure Schnellzug werde ohnehin gebaut, tauchen diese Kosten nicht im Budget von 3,08 Milliarden Euro auf. Die Hochgeschwindigkeitstrasse ist notwendig, weil die Spiele in drei verschiedenen "Clustern" ausgetragen werden sollen. Der weiteste, die Zhangliakou Zone, wo Biathleten, Langläufer und Skispringer um Medaillen kämpfen werden, ist 160 Kilometer von Peking entfernt.
Konkurrent Almaty konnte dennoch nur bedingt mit seinem kompakten Konzept und der langjährigen Wintersporttradition punkten. Innerhalb von nur 30 Kilometern sollten alle Austragungsorte liegen, zudem wäre ein Großteil der Sportstätten bereits vorhanden gewesen. Natürlicher Schnee ist im Tian-Shan-Gebirge ohnehin keine Mangelware.
Almaty zeigt Pekings Schwächen auf
Auch eine starke kämpferische Abschlusspräsentation konnte das Blatt nicht mehr wenden, obwohl diese immer wieder auf die Schwächen der chinesischen Bewerbung anspielte. "In Almaty wird es keine stundenlangen Bus-, Auto-, oder Zugfahrten geben, um in abgelegene Berge zu kommen", sagte Premierminister Karim Massimow.
Vor allem die Eisschnelllaufbahn in Medeo, in der früher Dutzende von Weltrekorden aufgestellt wurden, sowie die beeindruckende Sunkar-Schanzenanlage waren Kernpunkte der Bewerbung. Kritiker prangerten aber auch in dem seit Jahren autoritär von Präsident Nursultan Nasarbajew geführten Kasachstan die Menschenrechtsverletzungen an.
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