Wenige Stunden zuvor hatte die WHO erst zum vierten Mal in ihrer Geschichte den "weltweiten Gesundheitsnotstand" ausgerufen. Zuletzt war dies bei der Ebola-Epidemie in Westafrika 2014 der Fall. "Wir begrüßen die Entscheidung der WHO", betonte Bach, diese sorge zusätzlich für eine größere Aufmerksamkeit und größere Anstrengungen, das Virus zu bekämpfen.
Betroffen von der Epidemie sind besonders Länder in Süd- und Mittelamerika, vor allem Brasilien. Seit Herbst wurden dort knapp 4000 Babys mit Verdacht auf Mikrozephalie geboren. Der sprunghafte Anstieg dieser Missbildung des Kopfes wird auf die Ausbreitung des Zika-Virus zurückgeführt, das von Mücken übertragen wird.
Als eine Maßnahme riet die brasilianische Regierung Schwangeren von einem Besuch der Olympischen Spiele (5. bis 21. August) ab. "Es ist für sie eindeutig nicht ratsam, dieses Risiko einzugehen", sagte Kabinettschef Jaques Wagner. Auch das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, dass Schwangere von vermeidbaren Reisen in die betroffenen Gebiete absehen sollten.
Keine Bedrohung für gesunde Erwachsene
Gleichzeitig warnte die WHO allerdings auch vor Panikmache. Für gesunde Erwachsene ist das Zika-Virus zumeist nicht bedrohlich. Bei ungeborenen Kindern jedoch kann es offenbar zu Fehlbildungen führen. Eindeutig wissenschaftlich belegt ist der Zusammenhang zwischen der Ausbreitung des Zika-Virus und der Zunahme der Mikrozephalie noch nicht, doch auch die WHO spricht von ernst zu nehmenden Indizien, die nun untersucht werden müssten.
Am Dienstag erklärte OK-Sprecher Mario Andrada: "Wir sind sicher, dass wir diesen Kampf gewinnen und es keine Auswirkungen auf die Spiele haben wird." Bereits in den vergangenen Tagen hatten die Organisatoren versucht, die Stimmung zu beruhigen. "Es herrscht viel Desinformation. Aber je besser die Leute das Thema kennenlernen, desto mehr werden sie sich beruhigen", versicherte Joao Granjeiro, Medizinchef im lokalen Organisationskomitee für die Sommerspiele 2016.
Der ehemalige Olympiateilnehmer im Volleyball wies zudem darauf hin, dass die im Zeitraum der Spiele während des brasilianischen Winters herrschenden kühleren Temperaturen die Fortpflanzung der Gelbfiebermücke Aedes aegypti, die das Virus auf den Menschen überträgt, erschweren. Ungeachtet dessen wollen die brasilianischen Behörden ab Mitte Februar 220.000 Soldaten einsetzen, um die Nester der Mücken zu beseitigen.
Dertour, Reisepartner des DOSB, erklärte am Dienstag, nur vereinzelte Anfragen von schwangeren Gästen zu haben. Diese könnten bei Nachweis der Schwangerschaft Reisen kostenlos umbuchen oder stornieren.
Hörmann reagiert besorgt
DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat besorgt auf die Nachricht reagiert. "Das ist natürlich ein Thema, das wir absolut ernst nehmen", sagte Hörmann am Rande des SpoBis in Düsseldorf: "Die Gesundheit aller Athletinnen und Athleten, aller Teammitglieder und auch derer, die vor Ort Olympia einfach nur genießen wollen, muss an erster Stelle stehen."
Deshalb werde Olympia-Arzt Bernd Wolfarth "das Thema intensiv prüfen und am Ende werden wir uns vollumfänglich auf seine Expertise verlassen, was zu tun und was zu lassen ist".