Doping im Sport sei aktuell ein systematisches Problem und schon früher eines gewesen. Schließlich habe es Staatsdoping auch in der DDR gegeben.
"Im Anti-Doping-Kampf muss man streng sein. Dennoch sollten wir in Deutschland nicht so auf dem hohen Ross sitzen. Wir müssen die Splitter im eigenen Auge sehen, und nicht nur die Balken woanders", sagte der für den Sport zuständige CDU-Politiker der Süddeutschen Zeitung.
Man könne auch nicht sagen, "Demokratien sind weniger dagegen gefeit als Diktaturen. Wir sind gerade dabei, ein Doping-Opfer-Hilfegesetz durch den Bundestag zu bringen....", führte de Maiziere weiter aus.
Zu viele Dopingfälle
Der Kampf gegen Doping wird nach de Maizieres Auffassung "ein ewiger sein, den ich aber nicht aufgeben will". Es könne doch nicht die Konsequenz sein zu sagen, "wir geben Doping frei - oder wir machen gar nicht mehr mit. Dass jetzt so viel hochkommt, kann auch eine gute Nachricht sein: dass viele Vertuschungsstrategien nicht mehr so aufgehen wie früher."
De Maiziere denkt nicht, "dass der Sport im Kern verrottet ist". Wahr sei aber auch, dass man in letzter Zeit viele Dopingfälle gehabt habe. "Diese Häufung macht mir Sorgen", sagte der Minister.
Die mit dem DOSB angestrebte Reform des deutschen Spitzensports könne bei den Sommerspielen in Rio noch nicht greifen. "Wir stellen das Konzept im Herbst vor und dann braucht es Zeit zu wirken", sagte de Maiziere, für den Änderungen unerlässlich sind. Die Messlatte seien daher die Ergebnisse von Peking (41 Medaillen) und London (44).
Reformen geplant
De Maiziere kündigte bereits teilweise einschneidende Reformschritte an: "Wenn man ein neues Konzept macht, kann nicht alles bleiben, wie es ist. Es wird Verbände und Disziplinen geben, denen geht es schlechter, anderen wird es besser gehen. Das ist doch völlig klar. Sonst können wir es mit der Reform gerade lassen", sagte de Maiziere, für den "zu viel Breite" gefördert wird.
Einen möglichen Lösungsweg zeichnete de Maiziere auf: "In anderen Bereichen, wo wir Spitzenleistungen fördern - bei Jugend forscht, in Wissenschaft, Kunst, Kultur - betrachten wir sehr viel mehr Einzelpersonen. Deshalb diskutieren wir auch Instrumente, einzelne Sportler gezielter zu fördern."