Thomas Bach: Mögliche Russland-Sanktionen

SID
Thomas Bach ist IOC-Präsident
© getty

IOC-Präsident Thomas Bach wirbt um Verständnis für die Verzögerungen bei der Aufarbeitung des russischen Dopingskandals und stellt mögliche Maßnahmen bis zum Jahresende in Aussicht. Ursprünglich hatte der deutsche Präsident des IOC eine Entscheidung bis zum Beginn des Weltcup-Winters in diesem Monat angekündigt.

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Es sei wichtig zu verstehen, dass die zuständige Untersuchungskommission es nicht mit normalen Dopingfällen zu tun habe, schrieb Bach in einem Brief an die Mitglieder der olympischen Bewegung, den das IOC am Donnerstag veröffentlichte.

Wegen der Komplexität der Fälle habe eine juristisch unanfechtbare Methode zur Beweisführung mithilfe forensischer Analysen entwickelt werden müssen, schrieb Bach: "Dieser zeitraubende Prozess hat mehrere Monate in Anspruch genommen."

Bach betonte, dass die vom kanadischen Rechtsprofessor Richard McLaren angefertigten Berichte nicht dazu geeignet seien, um Einzelfälle zu behandeln.

McLaren hatte Russland in zwei Berichten ein staatlich gelenktes Dopingsystem nachgewiesen, von dem mehr als 1000 Sportler profitierten - unter anderem während der Winterspiele 2014 im russischen Sotschi.

Anhörung bis Ende November

Dort waren Behälter mit Dopingproben mithilfe des Geheimdienstes geöffnet und der Urin der Sportler ausgetauscht oder manipuliert worden.

Die Anhörung der verdächtigen russischen Sotschi-Starter soll laut Bach bis Ende November abgeschlossen sein, Ergebnisse sollen einzeln und direkt kommuniziert werden. Mögliche übergreifende Maßnahmen gegen Russland sollen dann folgen.

"Ich hoffe, dass die IOC-Exekutive noch in diesem Jahr eine Entscheidung treffen kann, denn niemand möchte, dass diese ernste Angelegenheit die Olympischen Spiele in Pyeongchang überschattet", schrieb Bach.

Brief von Denis Oswald veröffentlicht

Diese Gefahr ist durchaus gegeben. Das IOC veröffentlichte neben Bachs Brief auch ein Schreiben des Kommissions-Chefs Denis Oswald an Angela Ruggiero, die Vorsitzende der IOC-Athletenkommission.

Darin betonte Oswald, dass die Entscheidung über eine Startberechtigung für die Spiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) den internationalen Fachverbänden obliegt.

Mit der Übertragung der Verantwortung an die Verbände hatte das IOC vor und während der Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro für Chaos gesorgt, allerdings standen damals alle Beteiligten nach Veröffentlichung des ersten McLaren-Reports Mitte Juli 2014 unter ungleich größerem Zeitdruck.

Kollektivstrafe unwahrscheinlich

Das IOC hatte damals auf eine Kollektivstrafe gegen Russland verzichtet. Dass eine solche Maßnahme im Hinblick auf Pyeongchang getroffen wird, ist unwahrscheinlich.

Das IOC hatte zuletzt Berichte als "spekulativ" zurückgewiesen, dass Russland lediglich mit einer hohen Geldstrafe sanktioniert werde.

Hinsichtlich der Sicherheitslage auf der koreanischen Halbinsel betonte Bach, dass man "in ständigem Kontakt mit Führern aus Politik und Sport aus verschiedenen Ländern" stehe, diese Verantwortlichen Unterstützung signalisiert hätten und bislang keinerlei Sicherheitswarnungen ausgesprochen worden seien.

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