Welche Strafe hat das IOC in der Dopingkrise um Russland verhängt?
Das nationale olympische Komitee Russlands wurde mit sofortiger Wirkung suspendiert. Saubere russische Athleten dürfen aber bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) starten - allerdings unter olympischer Flagge und für das Team OAR (Olympic Athlets of Russia). Zudem erhält kein Offizieller des russischen Sportministeriums eine Akkreditierung für Pyeongchang. Der ehemalige Sportminister Witali Mutko und sein früherer Vize Juri Nagornych wurden lebenslang für Olympia gesperrt.
Bis wann gilt die Suspendierung des russischen NOK?
Die Suspendierung kann zum Ende der Olympischen Winterspiele in Südkorea aufgehoben werden - falls sich Russland an die Sanktionen hält. Die Voraussetzungen dafür legt das IOC noch fest. Ob eine offizielle Entschuldigung etwa von staatlicher Stelle dazugehört, ist ungewiss. Russland muss die Kosten, die dem IOC bei dem Verfahren entstanden sind, tragen. Insgesamt beträgt die Strafe 15 Millionen US-Dollar. Die Maßnahmen sollen laut IOC-Präsident Thomas Bach den Schlussstrich unter eine schädigende Episode darstellen und gleichzeitig der Katalysator für einen von der WADA geleiteten effektiveren Anti-Doping-Kampf sein.
Wer entscheidet darüber, ob russische Athleten sauber sind?
Anders als vor den Olympischen Sommerspielen in Rio 2016, als Russland bereits am Doping-Pranger stand, schlägt ein Gremium unter Vorsitz der ehemaligen französischen Sportministerin Valerie Fourneyron mögliche russische Teilnehmer vor. Das letzte Wort hat allerdings das IOC. Fourneyron ist gleichzeitig auch Vorsitzende der unabhängigen Behörde für Doping-Testverfahren (ITA). Vor den Spielen 2016 waren dafür Fachverbände zuständig - und heillos überfordert gewesen. Dass das russische NOK damals nicht suspendiert wurde, bereue Bach nicht, sagte er am Dienstag. 2016 stand das Dopinglabor in Moskau in der Kritik, nun war es das olympische Labor in Sotschi - deshalb habe man härter durchgreifen müssen, so Bach.
Wie begründete IOC-Präsident Thomas Bach die Entscheidung?
Das "systemische" Dopingsystem in Russland sei ein beispielloser Angriff auf die Integrität der olympischen Bewegung und des internationalen Sports gewesen, sagte Bach am Dienstagabend in Lausanne. Das tue ihm vor allem für die sauberen Athleten leid, die unter dieser Manipulation gelitten hätten. Man werde mit der IOC-Athletenkommission nach Möglichkeiten suchen, um diese Momente für die Athleten wieder aufleben zu lassen, die sie auf der Ziellinie oder auf dem Podium verloren hätten.
Wie reagiert Russland auf die Strafe?
Vor der Entscheidung war im Falle solcher Konsequenzen von einem Boykott die Rede gewesen, danach waren die Reaktionen zunächst eher zurückhaltend. Der große Aufschrei blieb aus, auch wenn die staatliche Medienholding WGTRK umgehend ankündigte, die Winterspiele nicht übertragen zu wollen. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow sagte: "Die Situation ist ernst, sie erfordert eine tiefe Analyse. Es wäre falsch, hier den Emotionen nachzugeben." Eine Stellungnahme von Präsident Wladimir Putins wird noch für Mittwoch erwartet.
Wie sind die Reaktionen der internationalen Presse?
Gespalten! Das IOC erhielt viel Zustimmung, aber auch Kritik. Diese Ambivalenz zeigte sich beispielsweise auch in den US-Medien. "Das IOC hat entschiedene Maßnahmen ergriffen, welche es bislang vermieden hatte", schrieb die Los Angeles Times, während die Washington Post feststellte: "Die Schaufenster-Entscheidung des IOC zur Sperre Russlands berührt nicht wirklich den 'Staat' im Wort 'Staatsdoping'. Das IOC hat nicht mehr getan, als einen Song und ein Stück Stoff in Pyeongchang zu verbieten." Die New York Times stellte fest: "Die Sportler, welche die Starterlaubnis erhalten, werden Trikots tragen, welche sie als russische Starter identifizieren. Damit kommt das IOC den Russen im Versuch, einen Boykott zu verhindern, weit entgegen."
Inwieweit waren die Aussagen von Whistleblower Grigorij Rodtschenkow entscheidend?
Samuel Schmid, Leiter der IOC-Kommission, die den Einfluss der russischen Behörden auf das russische Dopingsystem untersucht hat, erklärte, dass seine Untersuchungen nicht allein auf Rodtschenkows Aussagen beruhten. Die Ergebnisse würden auf einem stabilen Fundament stehen, es handele sich um wissenschaftliche Nachweise, Korrespondenzen und weitere Aussagen. Letztendlich kommt Schmid zu dem Ergebnis, dass es über Jahre hinaus und bei den Winterspielen 2014 in Sotschi ein systematisches Dopingsystem in Russland gegeben habe.