Elaine Thompson-Herah lag mit dem Rücken auf der roten Bahn und feierte ihren Gold-Coup über 100 m, wenig später kamen Shelly-Ann Fraser-Pryce und Shericka Jackson und gratulierten der alten und neuen Olymiasiegerin zur Fabelzeit von 10,61 Sekunden: Jamaikas Sprint-Königinnen haben wie schon 2008 mit einem Dreifach-Sieg einen furiosen Start in die Olympischen Spiele erwischt. Als Krönung stieg Thompson-Herah, die schon 2016 in Rio Gold geholt hatte, zur zweitschnellsten Frau der Geschichte auf.
Einen schnelleren 100-m-Lauf hatte nur die große Florence Griffith-Joyner (USA) bei ihrem olympischen Weltrekord-Rennen 1988 in Seoul in 10,49 Sekunden hingelegt. Doch das interessierte Thompson-Herah nach dem Jamaika-Triple erst einmal wenig. "1.2.3." twitterte Superstar Usain Bolt direkt nach Rennende und postete drei Jamaika-Flaggen dazu.
Topfavoritin Fraser-Pryce (10,74) verpasste derweil mit Silber ein historisches Gold-Triple: Die 34-Jährige hatte die Chance, nach ihren Siegen 2008 und 2012 als erste Leichtathletin der Geschichte zum dritten Mal Gold in einer Einzel-Disziplin zu holen. Am Ende musste sie froh sein, knapp vor Jackson (10,76) Rang zwei gerettet zu haben.
Doping: Mitfavoritin Blessing Okagbare aus dem Verkerhr gezogen
US-Hoffnung Teahna Daniels wurde nur Siebte, erneut zeigte Jamaika es dem großen Sprint-Rivalen USA. Und wie: Die kleine Karibik-Insel heimste nun schon zehn der vergangenen zwölf Olympia-Medaillen über 100 m ein. Und so soll es in Japan weiter gehen: Thompson-Herah hatte 2016 in Brasilien auch über 200 m Gold geholt - und strebt nun auch in Tokio das "Double" an.
Die deutsche Meisterin Alexandra Burghardt (Burghausen/11,07) schied ebenso wie Tatjana Pinto (Paderborn/11,35) wie erwartet im Halbfinale aus. "Ich bin schon irgendwie zufrieden, aber das Finale war greifbar", sagte Burghardt nach Rang vier in ihrem Lauf.
Letzte Deutsche in einem Olympia-Finale war Heike Drechsler, die 1988 in Seoul Bronze gewann. Wie es geht, zeigte die Schweiz, die mit Ajla Del Ponte (5.) und Mujinga Kambundji (6.) im Endlauf doppelt vertreten war.
Über dem Rennen lag aber auch ein Doping-Schatten: Mitfavoritin Blessing Okagbare aus Nigeria wurde wenige Stunden vor dem Finale aus dem Verkehr gezogen, in einer am 19. Juli entnommenen Probe war das Wachstumshormon entdeckt worden. Die 32-Jährige war noch am Freitag im 100-m-Vorlauf an den Start gegangen, den sie locker gewann.
Zuletzt hatte Okagbare einen erstaunlichen Leistungssprung gemacht, lief im Juni bei leicht irregulärem Rückenwind 10,63 Sekunden. Die Okagbare-Affäre wirft zudem ein schlechtes Licht auf die Leistungsexplosion im Frauensprint der vergangenen Monate. Davon ließ sich das Jamaika-Trio nicht irritieren.