Die Nachricht vom ersten deutschen Coronafall kam drei Minuten vor der Entzündung des Olympischen Feuers, und keiner war mehr überrascht als der betroffene Simon Geschke selbst. "Das ist wirklich hart", klagte der Berliner Radprofi, "so kurz vor dem Wettbewerb aus dem Rennen genommen zu werden". Zugleich betonte er: "Ich habe alle Hygieneregeln nach bestem Wissen und Gewissen eingehalten."
Offensichtlich war der Wille alleine nicht ausreichend. Geschke, der am Samstag beim Straßenradrennen am Mount Fuji ein eminent wichtiger Helfer von Medaillenanwärter Maximilian Schachmann sein sollte, war zunächst beim täglichen Anti-Gen-Test durchgefallen, anschließend auch beim vom Organisationskomitee angeordneten PCR-Test. Für das Rennen fiel er somit aus.
Geschke: "Ein sehr schwarzer Tag für mich"
"Ich fühle mich körperlich gut, aber emotional ist das ein sehr schwarzer Tag für mich", sagte der 35 Jahre alte Geschke, "jetzt bleibt mir nur, den Jungs ein ganz starkes Rennen zu wünschen." Zunächst war freilich nur gesichert, dass Schachmann (Berlin) und Nikias Arndt (Buchholz) das 234 km lange Rennen am heiligen Berg der Japaner aufnehmen durften.
Etwas kniffliger war die Lage bei Emanuel Buchmann: Er fiel zunächst weder beim täglichen Anti-Gen- noch beim erforderlichen ersten PCR-Test mit einer Infizierung auf, musste sich aber als Zimmerkollege von Geschke noch mit einem zweiten negativen PCR-Befund freitesten. Außer Geschke fiel kein weiteres Mitglied des deutschen Radsportteams durch einen Positiv-Test auf.
Dirk Schimmelpfennig, in Tokio Chef de Mission des "Team D" und Vorstand Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), sah bislang keinen Grund zur Panik im Zusammenhang mit Corona. "Wir wussten von vornherein, dass wir stets sehr achtsam sein müssen und Kontakte so gut es geht vermeiden oder zumindest sehr stark reduzieren müssen", hatte er dem SID gesagt.
Konzept mit "vier Schutzschirmen"
"Wir sind sehr gut vorbereitet mit einer Impfquote von rund 95 Prozent (...), unseren Schutzmaßnahmen wie den täglichen Tests, das konsequente Tragen unserer Masken und das Abstand halten", versicherte Schimmelpfennig und ergänzte, das Konzept mit den "vier Schutzschirmen" werde sehr gut umgesetzt, im Olympischen Dorf habe man "nur gute Erfahrungen gemacht".
Allerdings: Das Straßenradsportteam ist in einem Außenquartier untergebracht. Es handelt sich um ein Hotel, das außerhalb des Olympischen Dorfes sowie auch des Radsport-Dorfs liegt. Geschke, nach bislang 19 durch das IOC bestätigten Corona-Fällen erster Betroffener aus dem deutschen Team, wird nach seinem positiven Test auch nicht als Ersatzfahrer für das Einzelzeitfahren am 28. Juli zur Verfügung stehen.
Offiziell bestätigt seitens des Organisationskomitees waren bis zum Freitagnachmittag deutscher Zeit zunächst 106 COVID-19-Fälle. Darunter sind alle Personen, die im direkten Zusammenhang mit den Spielen stehen. Namen nennt das OK nicht.