Eklat beim Kampf des französischen Superschwergewichtlers Mourad Aliev beim olympischen Boxturnier: Der 26-Jährige wurde am Sonntag in seinem Viertelfinale allem Anschein nach fälschlicherweise disqualifiziert und trat anschließend in einen Sitzstreik. Die Angelegenheit wird wohl vor der Ad-hoc-Abteilung des Internationalen Sportgerichtshof (CAS) landen.
"Das ist unfair, jeder hat gesehen, dass ich gewonnen habe", brüllte Aliev und schlug in Richtung einer Fernsehkamera. Zuvor war er wegen eines angeblichen Kopfstoßes gegen seinen Gegner Frazer Clarke aus Großbritannien ausgeschlossen worden. Später beharrte Aliev darauf, die Kampfleitung habe ihm gegenüber eingeräumt, eine Fehlentscheidung getroffen zu haben, die sich allerdings nicht zurücknehmen lasse.
"Sie erkennen an, dass sie einen Fehler gemacht haben, aber wie es in den Regularien steht, können sie die Entscheidung nicht rückgängig machen. Das ist ein Skandal", sagte Aliev im französischen Fernsehen. Clarke nannte die Situation "verwirrend".
"Es gibt keine Berufung", sagte John Dovi, der Technische Direktor des französischen Boxverbandes: "Der Supervisor bescheinigt einen Schiedsrichterfehler, er sagt, dass es keinen Fehler von Mourad gibt, aber sie können nichts tun."
Präsidentin Brigitte Henriques von Frankreichs Olympischen Komitee (CNOSF) erklärte, man habe "ein Dossier zusammenstellt, um die Entscheidung vor dem CAS anzufechten".
Strittige Entscheidungen bis hin zu offensichtlichen Fehlurteilen sind in der olympischen Box-Geschichte keine Seltenheit, 2016 in Rio jedoch eskalierten die Wettkämpfe. Der Weltverband AIBA, der nach internen Skandalen in Tokio nicht für die Ausrichtung des Turniers zuständig sein darf, sperrte nach den Spielen zunächst alle 36 Punkt- und Kampfrichter.