Xander Schauffele triumphierte für die USA im Golf. Der 27-Jährige mit internationalem Stammbaum hätte auch für Deutschland starten können.
Xander Schauffele nahm seinen reichlich mitgenommenen Papa, der ihm von Geburts wegen notfalls auch den Olympiastart für Deutschland ermöglicht hätte, fest in den Arm. "Ich wollte für ihn gewinnen. Das bedeutet mehr als alles andere", sagte der Golf-Olympiasieger von Tokio wenige Augenblicke nach seinem Triumph. Man darf ihm diese Worte abnehmen.
Sein Vater Stefan, geboren in Deutschland und später in die USA ausgewandert, war in den frühen 1980ern ein hoffnungsvoller Zehnkämpfer, ehe sein Auto vom Fahrzeug eines Betrunkenen getroffen wurde. Stefan Schauffele erlitt schwere Verletzungen, unter anderem erblindete er auf dem linken Auge. Die Karriere war vorbei, die großen Olympiaträume platzten.
In seiner Depression wandte er sich zunächst dem Alkohol zu. Schauffele kam von diesem Dämon wieder los, ging über den Großen Teich - und eine durchaus kuriose multinationale Geschichte begann. Stefan Schauffele, der deutsche und französische Wurzeln hat, heiratete in den USA eine Frau von taiwanesisch-japanischer Herkunft - weswegen der 1993 in San Diego geborene Xander Schauffele vor den Tokio-Spielen einige Optionen hatte.
Deutsche Starter abgeschlagen
Letztlich schaffte er es ins vierköpfige Aufgebot der USA. Für Deutschland versuchten sich nach dem Verzicht von Martin Kaymer wegen der "komplizierten Umstände" der Düsseldorfer Maximilian Kieffer und Hurly Long (St. Leon-Rot) - sie spielten während der gesamten vier Runden im Kasumigaseki Country Club keine (Haupt-)Rolle. Anders Schauffele, Nummer fünf der Weltrangliste, der die Führung im Verlauf der zweiten Runde übernahm und erfolgreich verteidigte.
Sportlicher Erfolg liegt allerdings in Schauffeles Genen. Ein Urgroßvater, Johann Hoffmann, war österreichischer Fußball-Nationalspieler und gewann Meisterschaften mit vier verschiedenen Vereinen. Ein anderer Uropa, Richard Schauffele, trat für den VfB Stuttgart gegen den Ball, ehe er mit 25 zur Leichtathletik wechselte und mehr als 40 baden-württembergische Meistertitel im Diskuswurf, Speerwurf und Kugelstoßen gewann.
Stefan Schauffele, der Enkel der beiden, begleitet die Karriere seines Sohnes Xander als Schwungtrainer, deswegen durfte er auch trotz des strikten Corona-Protokolls beim Golf-Triumph dabei sein. Anders als seine Frau Maya, die Xander Schauffele Anfang Juli geheiratet hat. Und anders als seine Großeltern, die in Tokio leben. Eine ziemlich internationale Familie eben.
Ein Kosmopolit ist übrigens auch der Silbermedaillengewinner. Rory Sabbatini wurde in Durban/Südafrika geboren, er besitzt den britischen und amerikanischen Pass, startet aber seit 2018 für die Slowakei, die Heimat seiner Frau.