Nolan Seegert konnte einfach nicht mehr. Völlig erschöpft wartete der 29-Jährige Berliner im Capital Indoor Stadium auf die Benotung einer desaströsen Paarlauf-Kür, sein Gesicht hinter den Armen verborgen
Ausgelaugt von seiner neuntägigen Corona-Quarantäne und am Rande eines körperlichen Zusammenbruchs stürzte der dreimalige deutsche Meister mit Partnerin Minerva Hase in Peking auf den 16. und letzten Finalplatz ab.
Aus einer hochklassigen Entscheidung gingen Sui Wenjing und Han Cong als knappe Sieger hervor. Die beiden Chinesen siegten vor Jewgenija Tarassowa und Wladimir Morosow aus Russland sowie deren Landsleuten, den aktuellen Weltmeistern Anastasija Mischina und Wladimir Alexander Galljamow.
"Es war einfach nur ein Kampf, und ich bin wirklich stolz darauf, wie Nolan sich durch dieses Programm gekämpft hat. Wir waren fertig, einfach nur fertig", sagte Hase. Tröstend hatte die Sportsoldatin zuvor ihren Kopf an Seegerts Schulter gelegt und aufmunternd seine Hand gestreichelt.
Auch Aljona Savchenko litt mit dem Paar. "Es zerreißt einem das Herz", sagte die Paarlauf-Olympiasiegerin von 2018 bei Eurosport. Die gebürtige Ukrainerin hätte selbst gern noch einmal an den Spielen teilgenommen, konnte aber ihren Partner Bruno Massot nicht zu einem Comeback überreden.
Von der ersten Sekunde an fand Sportsoldat Seegert nicht in das Programm. Er ließ die Sprungkombination aus und sprang den dreifachen Salchow nur doppelt statt dreifach. Dramatisch wurde es gegen Ende der Kür: Zwei Hebefiguren musste Seegert abbrechen, um seine sieben Jahre jüngere Partnerin nicht zu gefährden.
Durch das Kurzprogramm am Freitag war das Duo noch mit einer soliden Leistung gekommen. Doch 24 Stunden später forderten die Quarantäne und eine verkürzte Vorbereitungszeit von nur fünf Tagen bis zum Wettkampfauftakt ihren Tribut.
Aber bereits im Vorfeld der Winterspiele waren Hase/Seegert international unter ihren Möglichkeiten geblieben. Bei den Europameisterschaften im Januar in Tallinn reichte es nur zu Rang acht. Dennoch träumte das überwiegend in Sotschi trainierende Paar bei Olympia von einer Top-Ten-Platzierung. Vergeblich.
Die Aktiven der Deutschen Eislauf-Union (DEU) blieben erstmals seit 16 Jahren ohne olympische Medaille. Die sechsmalige deutsche Meisterin Nicole Schott aus Essen kam auf den 17. Platz, 21. wurden die Dortmunder Eistänzer Katharina Müller und Tim Dieck. Die Männer-Konkurrenz fand ohne deutsche Beteiligung statt.