Olympia 2024: Auf diese Spielerinnen sollte besonders geachtet werden

Von Ameé Ruszkai, Christian Guinin
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Weltmeister Spanien, Vize-Europameister Deutschland und die USA bereiten sich allesamt für die Olympischen Spiele in Paris und den Kampf um Gold vor.

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Während beim Turnier der Männer hauptsächlich U23-Spieler zum Einsatz kommen, treten die Frauen in Top-Besetzung an. Das bedeutet, dass wir in diesem Sommer in Frankreich einige der besten Spielerinnen der Welt im Kampf um die Goldmedaille bei Olympia sehen werden.

Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer geht Spanien als Favorit in das Turnier und will in Paris ganz oben auf dem Treppchen stehen. Die Frauen-Nationalmannschaft der USA, die jetzt von Chelsea-Ikone Emma Hayes trainiert wird, hat in den vergangenen zwölf Monaten allerdings ebenfalls große Fortschritte gemacht. Auch andere große Nationen sind mit von der Partie, darunter die Goldmedaillengewinnerinnen von 2021, Kanada, und natürlich auch das deutsche Team.

Das Teilnehmerfeld besteht aus zwölf Mannschaften, aufgeteilt in drei extrem starke Gruppen. Vor dem Turnierstart hat SPOX 15 Spielerinnen herausgesucht, die man bei den Spielen im Auge behalten sollte.

Mayra Ramirez (Kolumbien)

Die Leistungen Kolumbiens bei der Weltmeisterschaft im letzten Sommer, bei der man ein historisches Viertelfinale erreichte, und beim diesjährigen CONCACAF W Gold Cup, bei dem man in der ersten K.o.-Runde gegen die USA verlor, hätten unterschiedlicher nicht sein können. Im Jahr 2023 begeisterten die Südamerikaner mit ihrem Offensivspiel - davon war beim ersten großen Turnier der Mannschaft in diesem Jahr nichts zu sehen.

Einer der größten Unterschiede zwischen den beiden Turnieren war jedoch das Fehlen von Mayra Ramirez beim Gold Cup. Die Stürmerin, die im Januar für eine horrende Ablösesumme vom FC Chelsea verpflichtet wurde, fehlte Kolumbien in den USA.

Ramirez' überragende Qualitäten zeigten sich auch in einer unglaublichen Leistung am letzten Spieltag, als Chelsea im Mai zum fünften Mal in Folge den Titel in der Women's Super League gewann. Kolumbien hofft auf ähnliche Leistungen in Frankreich, wenn es um eine Medaille kämpfen möchte.

Adriana Leon (Kanada)

Dies wird das erste olympische Turnier seit 2000 sein, bei dem Kanada nicht die legendäre Christine Sinclair im Kader hat. Die 41-Jährige gab im Dezember ihren Rücktritt vom internationalen Fußball bekannt und hängte ihre Schuhe als beste Torschützin aller Zeiten an den Nagel. Ihre 190 Treffer, rund 60 mehr als Cristiano Ronaldos Rekord im Männerfußball, werden wohl nie übertroffen werden.

Wie wird Kanada also bei den Olympischen Spielen 2024 ohne sie im Angriff zurechtkommen? In den letzten Jahren hat sich Sinclair eher in eine tiefere Rolle fallen lassen, anstatt im Mittelpunkt zu stehen. Dennoch steht außer Frage, dass sie im Angriffsspiel ihres Landes eine wichtige Rolle spielte. Nicht zuletzt, weil sie die Aufmerksamkeit der gegnerischen Verteidigerinnen auf sich zog und so Raum für ihre Mitspielerinnen schaffen konnte.

Während des gesamten Jahres 2024 ging es nicht darum, dass die Olympiasiegerinnen von 2021 Sinclair gleichwertig ersetzen, sondern dass sie sich an ein neues Angriffsbild ohne sie anpassen. In diesem Zusammenhang hat Adriana Leon geglänzt. Die Stürmerin von Aston Villa hat in diesem Kalenderjahr bereits neun Tore für Kanada erzielt. Wenn sie in Frankreich an diese Leistung anknüpfen könnte, wäre das ein großer Beitrag zu weiteren erfolgreichen Spielen für die Nordamerikanerinnen.

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Kadidiatou Diani (Frankreich)

Bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer musste Kadidiatou Diani aufgrund der Verletzung von Marie-Antoinette Katoto, der Tormaschine von Paris Saint-Germain, als Frankreichs Nummer neun agieren. In dieser Rolle erzielte sie vier Tore in fünf Spielen, auch wenn man im Viertelfinale scheiterte.

Diesmal könnte alles anders werden. Katoto ist zurück und Diani spielt wieder auf der Außenbahn, wo sie mit ihrer Beweglichkeit, ihrem Können und ihrer positiven Einstellung die Außenverteidiger in Bedrängnis bringen kann. Diani, die im vergangenen Jahr von PSG zu Lyon wechselte, kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken und wird hoffen, dass sie das Gastgeberland zu einer Medaille führen kann.

Rebekah Stott (Neuseeland)

Wie bei den meisten großen Turnieren wird es für Neuseeland - in einer Gruppe mit Frankreich, Kolumbien und Kanada - schwer sein, die Gruppenphase zu überstehen. Allerdings haben die Football Ferns im vergangenen Sommer einen großen Meilenstein erreicht, als sie zum ersten Mal ein WM-Spiel gewannen und nur aufgrund der Tordifferenz nicht in die K.o.-Phase einzogen. Das wird den Spielerinnen Selbstvertrauen geben.

Das gute Abscheiden beruhte auf einer grundsoliden Defensive, in der Neuseeland in drei Gruppenspielen nur ein einziges Gegentor kassierte. Rebekah Stott ist eine der Anführerinnen in der Abwehr und als solche wird sie der Schlüssel dazu sein, dass auch dieses Mal die Null steht.

Die 31-Jährige von Melbourne City, wo sie erneut Meister der A-League Women wurde, verfügt über jede Menge Erfahrung und genießt darüber hinaus vor allem den Respekt der Mannschaft.

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Aitana Bonmati (Spanien)

Es gibt nicht viele, die nicht daran glauben, dass Aitana Bonmati in wenigen Monaten zum zweiten Mal in Folge den Ballon d'Or gewinnen wird. Die zierliche Mittelfeldspielerin des FC Barcelona spielte eine außergewöhnliche Saison für ihren Verein und verhalf den Katalanen zum ersten Mal zum Gewinn des Quadruples.

Nur zwölf Monate nach dem Gewinn des Weltmeistertitels mit Spanien wird sie auch bei einem weiteren großen Turnier für Furore sorgen. Bonmatis vielseitiges Spiel macht es zu einem Vergnügen, ihr zuzuschauen. Ihr Drang, für ihre Mitspielerinnen etwas zu kreieren, geht einher mit dem Pflichtbewusstsein, auch defensiv auszuhelfen.

Caitlin Foord (Australien)

Australien muss bei diesem Turnier auf Sam Kerr verzichten, die sich im Januar eine schwere Kreuzbandverletzung zugezogen hat. Daher wird es wichtig sein, dass alle anderen Spieler im Angriff der Matildas diesen Ausfall kompensieren. Wie das geht, müsste Australien eigentlich wissen, schließlich musste man bei der Weltmeisterschaft im letzten Sommer Ähnliches durchmachen. Während des Turniers waren zwar viele verschiedene Spielerinnen im Einsatz, doch Caitlin Foord war diejenige, die die Lücke füllte, die Kerr hinterlassen hatte.

Foord kam bei der Heim-WM in verschiedenen Rollen zum Einsatz und konnte dabei sowohl ihre Erfahrung als auch ihre Qualität unter Beweis stellen. Vor allem im Zusammenspiel mit ihrer Arsenal-Teamkollegin Steph Catley auf der linken Abwehrseite glänzte sie. Wenn die beiden in Frankreich genauso brillieren können wie in Australien, haben die Matildas gute Chancen auf eine Medaille.

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Merle Frohms (Deutschland)

Deutschland durchlebte in den vergangenen zwölf Monaten turbulente Zeiten. Nach dem erstmaligen Ausscheiden in der Gruppenphase einer Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer führte Interimstrainer Horst Hrubesch die Goldmedaillengewinner von 2016 zur Teilnahme an den Olympischen Spielen. Neben dem überzeugenden 2:0-Sieg gegen die Niederlande, der die Teilnahme an den Spielen sicherte, gab es aber auch einige schwierige Spiele.

Das Hauptproblem der Mannschaft ist die Unfähigkeit, eine weiße Weste zu bewahren, was insbesondere bei der jüngsten 0:3-Niederlage gegen Island deutlich wurde. Das dritte dieser Tore resultierte aus einer Nachlässigkeit in der Abwehr, während die ersten beiden Treffer die schwache Form von Merle Frohms unterstrichen - der Wolfsburger Torhüterin, die bei der Europameisterschaft 2022 eine herausragende Rolle spielte.

Frohms ist eine der talentiertesten Spielerinnen auf ihrer Position, auch wenn sie zuletzt schwächelte. Wenn sie bei den Spielen ihr Leistungsvermögen abrufen kann, wird das die Chancen Deutschlands auf ein erfolgreiches Turnier deutlich erhöhen.

Sophia Smith (USA)

Dies könnte ein großer Sommer für Sophia Smith werden. Da Alex Morgan nicht mehr im Kader von Emma Hayes steht, bedeutet dies eine echte Wachablösung auf der Position in der Sturmspitze. Smith und der gesamte Angriff kamen bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr nie richtig in Schwung, doch im Großen und Ganzen sind in den vergangenen zwölf Monaten Fortschritte zu verzeichnen. Die 23-Jährige wird hoffen, dass sie die letzten Zweifel ausräumen und bei den Spielen einen echten Eindruck hinterlassen kann.

Für die Portland Thorns ist sie in dieser Saison in bestechender Form und hat in 14 NWSL-Spielen zehn Treffer erzielt. Auch für die Nationalmannschaft hat sie in ihren vergangenen fünf Einsätzen vier Mal getroffen. Wenn sie an diese Leistung anknüpfen kann, ist Smith sicherlich eine Anwärterin auf den Goldenen Schuh.

Barbra Banda (Sambia)

Bei den letzten Olympischen Spielen lernte die Welt Barbra Banda erst richtig kennen. Im Alter von 21 Jahren war sie die erste Spielerin, die in zwei aufeinanderfolgenden Spielen des Frauenturniers einen Hattrick erzielte, obwohl Sambia zu den großen Außenseitern gehörte und in der Gruppenphase scheiterte. Vor kurzem erklärte sie gegenüber Reportern, dass sie glaubt, dieses Mal noch mehr erreichen zu können.

In den drei Jahren, die seither vergangen sind, hat Banda die chinesische Liga verlassen und ist in die USA gewechselt. Darüber hinaus hat sie zum ersten Mal eine Weltmeisterschaft erlebt, als sie Sambia im vergangenen Sommer zum Debüt auf dieser Bühne verhalf. Seitdem ist sie eine noch besser Spielerin und wird mit ihrer Mischung aus Talent und Entschlossenheit eine der gefährlichsten Stürmerinnen in Frankreich sein.

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Alexia Putellas (Spanien)

Es war ein schwieriges Jahr für Alexia Putellas. Die zweifache Ballon d'Or-Gewinnerin erlitt am Vorabend der Europameisterschaft 2022 eine Verletzung und kehrte erst im April vergangenen Jahres in den Spielbetrieb zurück, was ihre Rolle bei Spaniens WM-Sieg verständlicherweise einschränkte. Auch die Saison 2023/24 war schwierig, schließlich musste sie vor dem Jahreswechsel erneut am Knie operiert werden.

Trotz des erneuten Rückschlags konnte sie im größten Spiel der Saison allerdings ihre Qualitäten unter Beweis stellen, als sie in den letzten Minuten des Champions-League-Finales einen Treffer erzielte und damit den Gewinn des Pokals endgültig besiegelte.

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Marta (Brasilien)

Viele Augen werden in diesem Sommer auf Marta gerichtet sein, nachdem sie verkündet hat, dass es ihr letztes Jahr als Nationalspielerin sein wird. Die 38-Jährige gilt weithin als die größte Spielerin in der Geschichte des Frauenfußballs. Dennoch hat sie noch nie eine Weltmeisterschaft oder einen olympischen Titel gewonnen.

Könnte ihr letzter Tanz ihr größter Erfolg werden? Das brasilianische Team hat seine Schwächen und ist sicherlich nicht der Favorit auf den Sieg in Paris. Die Seleção wird jedoch besonders motiviert sein, schließlich möchte man Marta mit einem großen Erfolg verabschieden.

Naomi Girma (USA)

Inmitten all der Negativität, die das Ausscheiden der USA im Achtelfinale der Weltmeisterschaft in Australien mit sich brachte, war Naomi Girma ein Lichtblick. In ihrer erst zweiten Saison in der NWSL glänzte die Innenverteidigerin trotz des schwierigen Turniers, wobei ihre Ruhe am Ball und in der Abwehr gleichermaßen beeindruckten.

In den vergangenen zwölf Monaten ist Girma immer besser geworden. Obwohl sie erst 24 Jahre alt ist, ist sie schon jetzt eine Weltklassespielerin. Ihre Leistungen werden für die Medaillenchancen der USA wichtig sein.

Aoba Fujino (Japan)

Japan hat bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer für viel Aufsehen gesorgt, vor allem durch den 4:0-Sieg gegen den späteren Weltmeister Spanien in der Gruppenphase. Das gilt auch für viele der Spieler, die an diesem Erfolg beteiligt waren. Zu ihnen gehörte Aoba Fujin - die talentierte Teenagerin, die mit ihren 20 Jahren sicherlich eher früher als später einen großen Schritt ins Ausland machen wird.

Die junge Stürmerin kann sich in der Mannschaft von Futoshi Ikeda frei entfalten und glänzt vor allem dann, wenn sie die Verteidiger mit ihrer Technik und Kreativität verblüfft. Wenn die Japanerinnen ihr Potenzial voll ausschöpfen wollen - und das werden sie in dieser schweren Gruppe müssen - wird Fujino eine zentrale Rolle spielen.

Chiamaka Nnadozie (Nigeria)

Wenn es um Nigeria geht, fällt es leicht, sich auf die Offensivtalente zu konzentrieren, die dem Land zur Verfügung stehen. Mit Asisat Oshoala, Uchenna Kanu, Ifeoma Onumona und Rasheedat Ajibade im Kader ist das auch verständlich. Der Star der Super Falcons auf dem Weg ins Achtelfinale der letztjährigen Weltmeisterschaft war jedoch Chiamaka Nnadozie.

In der Gruppenphase gab es keine beeindruckendere Torhüterin und auch in der K.-o.-Phase gegen den späteren Finalisten England hielt sie überragend. Diese Leistungen werden wieder wichtig sein, wenn die afrikanische Nation bei den Olympischen Spielen über die Gruppenphase hinauskommen will.

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Patri Guijarro (Spanien)

Als ob Spanien nicht schon der große Favorit auf Olympisches Gold in diesem Sommer wäre, sind diese Chancen durch die Rückkehr von Patri Guijarro noch gestiegen. Die Mittelfeldspielerin vom FC Barcelona gehörte zu den 15 spanischen Spielerinnen, die nach der EM 2022 beschlossen hatten, für internationale Einsätze nicht mehr zur Verfügung zu stehen, bis der Verband Verbesserungen vornehmen würde. Während viele von ihnen vor der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer zurückkehrten, blieb Guijarro fern und verpasste den Erfolg.

Vor den Olympischen Spielen ist sie jedoch zurück und verstärkt ein Mittelfeld, das wahrscheinlich das beste im gesamten internationalen Frauenfußball ist. Sie ist eine erstklassige Nummer sechs, die das Spiel mit Leichtigkeit diktiert, sich im Angriff effektiv einbringt und in der Defensive ihre Aufgabe hervorragend erfüllt.

Nach der Rückkehr von Guijarro könnte Spanien mit der gleichen Dreierkette im Mittelfeld auflaufen, mit der Barça Europa erobert hat - zusammen mit Bonmati und Putellas. Angesichts ihrer Chemie und ihrer Fähigkeiten gibt es vielleicht kein besseres Trio in diesem Sport.

Frauen Fußball bei Olympia 2024: Die Auftaktspiele im Überblick

DatumUhrzeitMannschaft 1Mannschaft 2Gruppe
25. Juli 202417 UhrKanadaNeuseelandA
25. Juli 202417 UhrSpanienJapanC
25. Juli 202419 UhrDeutschlandAustralienB
25. Juli 202419 UhrNigeriaBrasilienC
25. Juli 202421 UhrFrankreichKolumbienA
25. Juli 202421 UhrUSASambiaB