Magischer Abend im Stade de France: Überraschungscoups durch Sprintstaffel und Yemisi Ogunleye

SID
staffel-bronze
© getty

Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye und die Sprintstaffel gewinnen die deutschen Medaillen drei und vier in Paris. Damit war nicht zu rechnen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Erst stürmte die Staffel um Gina Lückenkemper überraschend zu Bronze, dann jubelte Yemisi Ogunleye sensationell gar über Gold: Die Sprinterinnen und die neue Kugelstoß-Olympiasiegerin haben für einen magischen deutschen Abend im Stade de France gesorgt.

Ogunleye schaffte es in einem Herzschlagfinale mit ihrem sechsten Versuch auf 20,00 m und schnappte der Neuseeländerin Maddison-Lee Wesche im letzten Moment noch die Goldmedaille weg. Mit der deutschen Fahne um den Schultern vergoss sie Tränen des Glücks. 28 Jahre nach Astrid Kumbernuss holte damit wieder eine Kugelstoßerin Olympia-Gold für Deutschland.

"Mir fehlen die Worte, es ist unglaublich", sagte Ogunleye im ZDF und ergänzte angesprochen auf den entscheidenden letzten Versuch: "Ich habe eine unfassbare Ruhe in diesem Moment verspürt, die nicht von dieser Erde ist. Ich war so fokussiert."

staffel1
© getty

Gina Lückenkemper: "Sind um unser Leben gerannt"

Zuvor war auch Lückenkemper im strömenden Regen von Paris jubelnd auf die Knie gesunken. Dank eines famosen Laufs hatte die deutsche Staffel überraschend die Bronzemedaille über 4x100 m gewonnen.

"Wir sind alle um unser Leben gerannt. Wir haben unser Herz auf der Bahn gelassen", sagte Lückenkemper strahlend. Und Lisa Mayer schwärmte bei Eurosport: "Wir haben gesagt, wir riskieren alles, wir geben alles, es ist unglaublich."

Das Quartett mit Alexandra Burghardt, Mayer, Lückenkemper und Rebekka Haase lief 41,97 Sekunden und holte bei der Teamentscheidung über eine Stadionrunde die erste deutsche Medaille seit der Wiedervereinigung. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) durfte nach zweimal Silber von Leo Neugebauer und Malaika Mihambo über die dritte und vierte Medaille in Frankreich jubeln.

ogunleye3
© getty

Yesimi Ogunleye: Schwere Verletzungen bedrohen Sport-Karriere

Ogunleye tanzte als kleines Mädchen Ballett, sie turnte auch - wurde dafür aber bald zu groß. Als sie 13 Jahre alt war, begann sie mit der Leichtathletik. Schwere Knieverletzungen warfen "Yemi" aber immer wieder zurück. Nach zwei Kreuzbandrissen innerhalb kürzester Zeit, Meniskus- und Knorpelschäden im rechten Knie stand die Sport-Karriere schon auf der Kippe, bevor sie begonnen hatte.

Doch Ogunleye, deren Vater aus Nigeria stammt, kämpfte sich zurück. Auch unschöne Rassismus-Erfahrungen hielten sie nicht auf, ihr tiefer Glaube half Ogunleye durch die schwere Zeit.

"Gottes Liebe hat mich verändert", sagte sie einmal dem SWR: "Er ist eine wichtige Stütze in meinem Leben. Egal, was passiert, Gott hat mein Leben in der Hand. Das nimmt mir komplett den Druck. Ich empfinde eine unbändige Freude, meinen Sport ausüben zu dürfen." In Paris bestritt die 25-Jährige den Wettkampf ihres Lebens.

Lückenkemper übergibt auf Platz eins liegend

Die deutsche Staffel hatte schon im Vorlauf, wo anstelle von Burghardt die am Freitag angeschlagene Sophia Junk am Start gewesen war, eine deutlich schnellere Zeit (42,15) als beim EM-Triumph 2022 in München (42,34) erzielt. Vor dem Finale gegen die großen Sprintnationen kündigte Mayer an, "volles Risiko" gehen zu wollen, um "mit um die Medaillen zu kämpfen" - dieser Plan ging voll auf.

Zwar war der erste Wechsel von Burghardt auf Mayer etwas wacklig. Doch dann holte Deutschland auf. Lückenkemper, die in der letzten Kurve ein ganz starkes Rennen zeigte, übergab schließlich gar als erste. Dann brachte Haase die Medaille sicher ins Ziel: "Ich bin einfach nur noch gerannt."

Zuletzt hatte die DDR 1988 mit Silber eine deutsche Medaille über die 4x100 m gewonnen.

Für die frühere Europameisterin Lückenkemper endeten die Sommerspiele in Frankreich damit mehr als versöhnlich, nachdem sie über die 100 m ihren Traum vom Finale nicht hatte erfüllen können. Der deutschen Meisterin fehlten zwei Hundertstel zur Teilnahme am Rennen um Gold. Nun flossen bei der 27-Jährigen in den Armen ihrer besten Freundin Haase die Freudentränen.

Artikel und Videos zum Thema