Denn viel ist in diesen Tagen die Rede von Stolz, Ehre und Vaterlandsliebe, wenn Fußball-Stars nach dem Grund für ihre Olympia-Teilnahme gefragt werden. Für die Brasilianer ist die Bedeutung von olympischem Gold fast gleichbedeutend mit einem WM-Triumph (Mehr zum Abstellungsstreit hier!). Ähnliches gilt für das argentinische oder nigerianische Team.
Sprich: Das olympische Fußballturnier ist eine große Sache - vielleicht nicht in Deutschland, international aber umso mehr. Grund genug also für ein SPOX-Ranking: Favoriten zwischen Learjets und Trash-Talk.
1. Argentinien
Die Stars: Lionel Messi (Barca), Juan Riquelme (Boca), Sergio Agüero (Atletico Madrid)
Eine Ode an den Offensivfußball. Trainer Sergio Batista setzt auf ein spektakuläres 4-2-2-2-System, vorne mit Agüero sowie Ezequiel Lavezzi (Neapel), gleich dahinter der ultimative Kreativ-One-Two-Punch Messi/Riquelme (im Bild). Die Backups: Bayerns Jose Sosa oder das 1,61-m-Spielmachertalent Diego Buonanotte von River Plate.
Ähnlich ansehnlich die Defensive: Die Doppel-Sechs bilden Javier Mascherano und Fernando Gago oder Ever Banega, in der Abwehr steht Ezequiel Garay parat (zukünftig Real), die Entdeckung der vergangenen Primera-Division-Saison. Ergo: Der Titelverteidiger ist der Topfavorit. Eine Ode an Gold.
2. Brasilien
Die Stars: Ronaldinho (Milan, im Bild), Alexandre Pato (Milan), Anderson (ManUtd)
Olympia - der Quell für brasilianische Minderwertigkeitsgefühle. Noch nie hat die Selecao Gold geholt. "Zum Beispiel hatten wir 1996 in Atlanta das beste Team, übernachteten in den besten Hotels und gaben fünf Millionen Dollar aus. Aber genützt hat das nicht", so Verbands-Präsident Ricardo Teixeira. Die Krux mit der Arroganz bei all den Superstars.
Diesmal setzt Brasilien auf Bescheidenheit. Statt Learjet heißt es Zugfahren, statt Mahlzeiten von eigens eingeflogenen Luxusköchen gibt's einheimische Kost. Wenn's hilft...
3. Italien
Die Stars: Giuseppe Rossi (Villarreal), Riccardo Montolivo (Florenz), S. Giovinco (Juve)
Italiener = die größten Trash-Talker des Turniers. Starstürmer Rossi: "Ob wir Angst haben vor Messi und Ronaldinho? Warum denn? Wir holen Gold!" Oder NOK-Präsident Gianni Petrucci: "Ronaldinho und die Brasilianer berauschen sich am eigenen Anblick - aber so war es schon bei der WM. Und wir wissen ja, wer in Berlin gejubelt hat..."
Immerhin hat die Großmäuligkeit eine gewisse Berechtigung. Italiens Reservoir an Talenten ist beachtlich, mit Rossi (im Bild), Giovinco (1,64 Meter kleiner Regisseur) und Florenz-Kapitän Montolivo als Speerspitzen. Wer braucht da noch Ronaldinho?
4. Niederlande
Die Stars: R. Babel (Liverpool), R. Makaay (Feyenoord, im Bild), R. Drenthe (Real Madrid)
Prunkstück: der Sturm mit Jungspund Babel und Veteran Makaay (Coach Foppe de Haan: "Er ist ein Jäger, ein echter Killer"). Schwachpunkt 1: Trotz zweier U-21-EM-Titel in Serie fehlt im Team der überragende Individualist. Schwachpunkt 2: Babels nicht ganz ausgeheilte Knöchelverletzung.
Der Aufreger in der Vorbereitung: Ein Interview von de Haan, in dem der Trainer China mit Adolf Hitlers Drittem Reich verglich. Ob er wegen der Äußerung an einen Rücktritt dachte? "Warum sollte ich? Mich interessiert das alles nicht. Ich bleibe." Hier geht's zum Interview mit Makaay!
5. Nigeria
Die Stars: C. Obasi (Hoffenheim), Victor Anichebe (Everton), Victor Obinna (Chievo)
Analog zu den Oranjes. Starke Offensive um Obasi (im Bild), Anichebe, Obinna und Moskau-Legionär Peter Odemwingie, doch es fehlen die herausragenden Spieler wie beim Olympia-Sieg 1996 mit Nwankwo Kanu, Sunday Oliseh oder Jay-Jay Okocha.
Weitere Parallele: Ein Interview, das Wellen schlug. Abwehrstar Taiwo auf die Frage, warum er sich dem Druck von seinem Verein Marseille beugte und nicht bei Olympia dabei ist: "Ich will keinen Ärger haben. Messi kann sich so was leisten, weil er weiß ist. Aber Afrikaner haben es in Europa deutlich schwerer. Wir werden für Peking abgestraft..."