Die Olympia-Farce des DFB: Warum niemand Stefan Kuntz zur Hilfe kam

Stefan Kuntz bestätigte seinen Verbleib beim DFB - allerdings vorerst nur bis zum Jahresende.
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Vorgänge, die nicht an Olympische Spiele erinnerten, sondern an dezimierte Hobbykicker-Truppen, die am Tag nach dem feucht-fröhlichen Volksfest keine komplette Mannschaft mehr zusammenbekommen. "Dann doch besser verzichten", meinte die Süddeutsche Zeitung. Und Ex-Nationalspieler Michael Rummenigge sagte dem Sportbuzzer: "Viel Sinn hat die deutsche Teilnahme am Turnier unter diesen Umständen nicht ergeben. Ein wenig peinlich war es auch."

So bleibt am Ende eigentlich nur der öffentliche Heiratsantrag von Max Kruse an seine Freundin im TV nach dem zweiten Spiel in Erinnerung. Ist das der neue Anspruch des deutschen Fußballs? Oder wie die SZ fragte: "Was ist das eigentlich für eine Bilanz einer Fußballmannschaft, in der am Ende im Plusbereich nur ein Heiratsantrag steht?"

Leidtragender des Olympia-Desasters war vor allem Stefan Kuntz und nicht wenige Beobachter werten die Vorgänge der vergangenen Wochen als eine Art Mobbing auf hohem Niveau, der zum Abschied des bisherigen U-21-Erfolgscoachs vom DFB führen könnte. Bislang jedenfalls hat der einstige Torjäger wenig bis nichts getan, um die hartnäckigen Gerüchte darüber zu dementieren.

Kuntz zu seiner Zukunft: "Mein Körper gibt deutliche Signale"

"Wenn ich sofort nach dem Spiel etwas zu meiner Zukunft sagen könnte, wäre ich nicht voll bei dem Spiel gewesen", meinte er auf eine entsprechende Frage nach dem Aus, verwies dann aber auf eine dringend nötige Erholungspause: "Mein Körper gibt deutliche Signale, dass er an der Grenze ist. Ich fahre jetzt vielleicht mal zwei Wochen weg, schalte das Handy aus. Dann mache ich mir über meine Zukunft Gedanken."

Einiges spricht trotz Vertrags bis 2023 für ein baldiges Ende der seit fünf Jahren dauernden Zusammenarbeit. Dem Vernehmen nach soll das Verhältnis zu einigen Entscheidungsträgern nicht (mehr) das Beste sein. Kuntz soll sehr verärgert darüber sein, dass Oliver Bierhoff ihn nicht persönlich über die Entscheidung für Hansi Flick als Bundestrainer und damit gegen ihn informierte, obwohl der sportliche Leiter vorher ein persönliches Gespräch angekündigt hatte.

DFB: Erwartet Stefan Kuntz ein Angebot?

Zudem glauben Menschen, die Kuntz lange und gut kennen, dass er aufgrund seiner unbestreitbaren Erfolge und seiner Rolle als einer der momentan sehr wenigen Sympathieträger des DFB eigentlich ein Angebot über eine Verlängerung zu verbesserten Konditionen erwartet - auch wenn er selbst das nie einfordern würde. Doch man darf daran zweifeln, dass das im Verband derzeit ein größeres Thema ist.

Denn beim DFB gibt es ebenfalls einigen Missmut über Kuntz und seine offenen Worte, nicht nur rund um die missglückte Olympia-Mission. Auch sein Auftreten als TV-Experte während der EM wurde von Beginn an skeptisch beobachtet. Umso mehr, als Kuntz den damaligen Bundestrainer Jogi Löw nach dem Ausscheiden gegen England recht deutlich kritisierte. "Es hat nicht so ausgesehen, als wäre eine verschworene Einheit auf dem Platz. Das, was du für Erfolg brauchst. Es ist kein Funke übergesprungen", hatte der 58-Jährige unter anderem gesagt.

Kann Olympia 2024 für Kuntz tatsächlich noch ein Ziel sein?

Möglicherweise war die fehlende Rückendeckung, mindestens aber die Passivität der Verbandsoberen bei der Suche nach 22 Olympiafahrern nun die Retourkutsche, auch wenn das natürlich niemand bestätigen würde. Und so wird Kuntz wohl tatsächlich im Urlaub nachdenken, was er beim DFB nach zwei EM-Titeln sowie einem weiteren Finaleinzug noch erreichen kann. Zumal es einige Anfragen von Klubs und Verbänden geben soll.

Eine Wiederholung der Erfolge mit der U 21 wird angesichts der Defizite im deutschen Nachwuchs ohnehin immer schwieriger werden, schon die Qualifikation für die nächste EM 2023 ist alles andere als ein Selbstläufer. Bei einer Teilnahme könnte sich das Team mit dem Einzug ins Halbfinale allerdings für Olympia 2024 in Paris qualifizieren.

Aber Kuntz wird sich sicher die Frage stellen, ob das nach dem Trauerspiel von Tokio wirklich noch ein lohnendes Ziel für ihn sein kann.

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