Ein Debakel beim Reiten kostete Deutschlands beste Moderne Fünfkämpferin der Geschichte am Freitag alle Chancen auf Edelmetall - das abschließende Combined-Event aus Laufen und Schießen war angesichts des Rückstandes von 5:28 Minuten auf Gold ein aussichtsloses Rennen am Ende des Feldes. Schöneborn landete schließlich auf Platz 32.
Olympiasiegerin wurde Chloe Esposito (Australien), Silber holte sich Elodie Clouvel (Frankreich) vor Oktawia Nowacka (Polen). Die zweite deutsche Starterin Annika Schleu (Berlin) belegte nach einem starken Combined immerhin den fünften Rang.
Vier Jahre hatte sich Schöneborn auf diesen einen Wettkampf vorbereitet, die Weltmeisterin trat im Job kürzer und ordnete alles dem Ziel Gold in Rio unter - vergebens. Zum Verhängnis wurde der Wahl-Berlinerin Legende. Das 13 Jahre alte Pferd und Schöneborn fanden in der Fünfkampf-Arena in Deodoro einfach nicht zueinander.
Keine Harmonie
Nach den ersten geglückten Sprüngen nahm das Unheil am vierten Hindernis seinen Lauf. Bei der ersten Verweigerung konnte sich die 30-jährige Schöneborn nur mit Mühe auf dem Pferd halten, auch in der Folge harmonierten beide nicht. Schöneborn war die zunehmende Verzweiflung anzusehen, an der Absperrung der Reitarena schüttelte Raisner ungläubig den Kopf.
"Damit ist alles gelaufen. Ich könnte losheulen", sagte Raisner anschließend. Es könne immer mal vorkommen, dass Pferd und Reiter nicht miteinander könnten. "Dass es aber ausgerechnet bei Olympischen Spielen passiert, ist einfach tragisch. Es stecken so viel Arbeit und Opfer dahinter", sagte Raisner.
Pferde zugelost
Die Pferde werden den Reitern vor dem Wettkampf zugelost, vor Beginn haben die Athleten 20 Minuten Zeit, sich bei fünf Probesprüngen mit den Tieren vertraut zu machen. Nach Raisners Angaben hatte Schöneborn dabei noch keine Probleme mit Legende, die zuvor bereits bei der Tschechin Barbora Kodedova zweimal verweigert hatte. Die für die Stute ungewohnte Stadionatmosphäre ließ Raisner nicht als Erklärung gelten. "Das Pferd ist den Parcours vorher ja schon geritten", sagte sie, während bei Schöneborn in der Umkleide die Tränen flossen.
Schöneborn war bereits zuvor nicht optimal in den zweiten Wettkampftag gestartet. Im Schwimmen über 200 m Freistil, ihrer traditionell schwächsten Disziplin, schlug sie nach 2:21,74 Minuten an und belegte damit nur den 29. Rang. Im anschließenden Bonusfechten, das erstmals im olympischen Programm stand, verlor sie zudem ihr Gefecht gegen die Kanadierin Melanie McCann. Das Combined lief passabel, der große Rückstand war aber nicht mehr aufzuholen.
Am Donnerstag war Schöneborn noch ein verheißungsvoller Start gelungen. Zum Auftakt gelangen ihr in ihrer Spezialdisziplin Fechten in 35 Duellen 24 Siege und das zweitbeste Ergebnis aller Athletinnen. Schöneborns Olympia-Laufbahn bleibt nach der Tragik von Rio geprägt vom Karriere-Hoch in Peking, aber auch einigen Tiefen. Bei den Spielen in London 2012 war der Druck enorm, die Erwartungen an sich selbst nicht minder groß. Doch Schöneborn scheiterte, belegte am Ende nur den 15. Rang. In Rio sollte alles anders werden. Doch es kam noch schlimmer.