Nach dem historischen Erfolg brachen die Gefühle aus Aline Rotter-Focken heraus. Unter Freudentränen schleppte sich die mit blauen Flecken am ganzen Körper übersäte und völlig ausgelaugte Ex-Weltmeisterin von der Ringer-Matte - auf der sie am Montag dann den ganz großen Triumph feiern kann. Die Krefelderin wird bei ihrem letzten internationalen Auftritt in Tokio um Olympiagold kämpfen.
"Ich glaube daran, dass ich es schaffen kann", sagte Rotter-Focken in ihrer ersten Reaktion, nachdem sie dem Deutschen Ringer-Bund (DRB) am Sonntag einen noch nie dagewesenen Erfolg beschert hatte. Durch ihren Einzug ins Finale hat Rotter-Focken die erste olympische Medaille einer deutschen Ringerin sicher. Die 30-Jährige kämpft gegen die fünfmalige Weltmeisterin Adeline Gray aus den USA um den obersten Platz auf dem Podium.
Rotter-Focken gewann im Halbfinale der Gewichtsklasse bis 76 kg nach großem Kampf mit 3:1 gegen die favorisierte japanische Vize-Weltmeisterin Hiroe Minagawa. Zuvor hatte sich die Deutsche gegen Wassilissa Marsaljuk (Belarus) und Zhou Qian (China) durchgesetzt.
Rotter-Focken holt seit Jahren die Kohlen aus dem Feuer
"Sie hat drei tolle Leistungen gebracht. Diese Gegnerinnen muss man erst mal aus dem Weg räumen. Und eine Japanerin in Japan zu schlagen - das sagt doch alles", sagte DRB-Präsident Manfred Werner, der eine bis zwei Medaillen für sein Team als Ziel ausgegeben hatte, dem SID: "Sie ist so eine vorbildliche Sportlerin. Das ist der Lohn für ihren unheimlichen Einsatz und ihre harte Arbeit. Und da ist noch mehr drin."
Rotter-Focken holt seit Jahren die Kohlen für den DRB aus dem Feuer. Neben WM-Gold 2014 gewann sie 2017 WM-Silber sowie 2015 und 2019 WM-Bronze. Bei den Titelkämpfen vor zwei Jahren unterlag sie ihrer Tokio-Finalgegnerin Gray.
In der Vorbereitung auf Olympia hatte Rotter-Fockens Ehemann Jan Rotter großen Anteil am Erfolg. Der frühere deutsche Spitzenringer trainierte ununterbrochen mit seiner Frau, die so die Schwierigkeiten anderer Sportler während der Corona-Pandemie zumindest teilweise umgehen konnte.
Bei den Männern schieden die deutschen Starter am Sonntag im griechisch-römischen Stil vorzeitig aus. Etienne Kinsinger (Köllerbach) unterlag in der Klasse bis 60 kg im Achtelfinale dem Chinesen Walihan Sailike. Für Eduard Popp (Heilbronn) war im Viertelfinale der Kategorie bis 130 kg gegen den türkischen Weltmeister Riza Kayaalp Endstation.