Eine überdimensionale Brasilien-Flagge schmückte das Dortmunder Ruderleistungszentrum, zur Begrüßung wurden alkoholfreie Caipirinha gereicht: Die stimmungsvolle Präsentation des Deutschland-Achters stand ganz im Zeichen der Olympischen Spiele in Rio. Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes (DRV) hat am Zuckerhut nur ein Ziel: Am 13. August die Goldmedaille aus dem Lagoa Rodrigo de Freitas fischen.
"Wenn wir das Stehvermögen der Briten entwickeln und unsere Grundschnelligkeit beibehalten, dann können wir es packen. Olympia-Gold ist unser großes Ziel", sagte Trainer Ralf Holtmeyer bei der von einem großen Medieninteresse begleiteten Vorstellung seiner Mannschaft.
Um den Olympiasieg von London 2012 zu wiederholen, hat Holtmeyer eine überraschende Entscheidung getroffen. Trotz seines Sieges an der Seite von Felix Drahotta (Leverkusen) im Zweier bei den deutschen Kleinbootmeisterschaften in Köln hat Anton Braun (Berlin) seinen Platz auf den begehrten Rollsitzen im Deutschland-Achter verloren. Der Berliner Andreas Kuffner kehrt stattdessen nach einem Jahr Pause wegen einer Bandscheiben-Operation in das DRV-Paradeboot zurück. "Er kann in die Gruppe in der täglichen Arbeit den Siegeswillen reinbringen. Er gibt nie auf", begründete Holtmeyer seine Entscheidung, die bei Braun auf wenig Verständnis stieß.
"Wir sind in der Rolle des Jägers"
Kuffner ist neben Maximilian Reinelt (Ulm), Richard Schmidt (Trier), Eric Johannesen (Hamburg) und Steuermann Martin Sauer (Berlin) einer von fünf Olympiasiegern im deutschen Großboot. Die Voraussetzungen gegenüber London haben sich aber geändert. Damals reiste der Deutschland-Achter mit einer vier Jahre andauernden Siegesserie zu den Olympischen Spielen und wurde dort seiner Favoritenrolle gerecht. Nach dem Olympiasieg wurden die vergangenen drei WM-Finals gegen Großbritannien alle verloren. "Jetzt sind wir in der Rolle des Jägers. Wir müssen uns das Selbstvertrauen wieder erarbeiten", sagte Kuffner.
Die erste Gelegenheit dafür bietet sich bei der Heim-EM in Brandenburg (6. bis 8. Mai). "Das ist eine erste Standortbestimmung", sagte Schlagmann Hannes Ocik. Der Schweriner will seine verantwortungsvolle Position dabei aber nicht überbewertet wissen. "Wir wollen zusammen Gold gewinnen. Da spielt es keine Rolle, wo man sitzt", sagte Ocik. Komplettiert wird der Deutschland-Achter durch Malte Jakschik (Castrop-Rauxel), Maximilian Munski (Lübeck) und Drahotta.
Hauptgegner bei der EM und Olympia dürfte Weltmeister Großbritannien sein. "Die Niederlagen wurmen schon", sagte Reinelt: "Wir haben aber nie deutlich verloren. Wir tun alles dafür, nach vorne zu kommen. Die Serie der Briten steht und fällt mit dem letzten Ding." Und das wird in Rio entschieden.