Nun soll der große Olympia-Coup in London folgen. "Dort will ich einen raushauen. 22 Meter müssen es für eine Medaille schon werden", sagt Storl gelassen. Verrückt lässt er sich von niemanden machen: "Ich sehe mich nicht als Gejagter. Das sind meine ersten Spiele, aber nicht die letzten. Das richtige Kugelstoß-Alter fängt doch erst mit 25 an."
Doch der jüngste Weltmeister in der Kugelstoß-Geschichte machte auch in der finnischen Hauptstadt wieder mächtig Dampf. Er schockte die Konkurrenz schon beim Einstoßen mit Weiten an die 22 Meter.
"Abartig", wie Teamkollege Marco Schmidt fand. Den Wettkampf spulte Storl in einer eigenen Liga ab, seine Kugel landete mit 21,55 Meter über einen Meter weiter als die des Zweitplatzierten Rutger Smith aus den Niederlanden. Bei einem ungültigen Versuch war sein Arbeitsgerät sogar noch 30 Zentimeter weiter geflogen.
Ohne den polnischen Olympiasieger Tomasz Majewski, der die europäische Bestenliste (21,60) anführt, wurde der Wettkampf zu einer Solo-Vorstellung des 1,94-Meter-Hünen. "Schade, ich hatte mich auf den Zweikampf gefreut. Ich suche diese direkte Vergleichssituation", sagt der Chemnitzer.
Storli stößt im Training schon über den Zaun
Auf die stärksten Männer der Welt trifft Storl bei den Sommerspielen in fünf Wochen. "Die drei Amis werden wieder ihre Psycho-Spielchen machen. Man munkelt ja, dass sie beim Einstoßen leichtere Kugeln nehmen und bluffen", sagt Storl. Doch von den schweren US-Boys um Reese Hoffa will er sich nicht beeindrucken lassen.
Muss er auch nicht. Seine Trainingswerte hat der Polizeimeister im Vergleich zum letzten Jahr noch einmal gesteigert, an Masse hat er auch zugelegt. 126 Kilo bringt der bärenstarke Storl mittlerweile auf die Waage. Auf dem Trainingsplatz in Chemnitz ist die Kugelstoß-Anlage schon manchmal zu klein für "Storli" - die Vier-Kilo-Eisenkugel stößt er über den Zaun auf unglaubliche 27 Meter. Weiten, die Hoffnung für London machen.
Bei seinen ersten Spielen will sich Storl "von der Atmosphäre mitreißen lassen". Der Senkrechtstarter, den niemand so leicht aus der Ruhe zu bringen scheint, tritt die Reise in die britische Hauptstadt nicht allein an. Seine Freundin Carolin Leonhardt startet im Vierer-Kajak. Eine großartige Erfahrung hat die Kanutin ihrem Freund voraus. Die 28-Jährige ist schon Olympiasiegerin.