Zweimal musste sich der zwölfjährige Hengst mit Reiter Matthias Rath bei den deutschen Meisterschaften in Balve Helen Langehanenberg mit Damon Hill in Special und Kür geschlagen geben. Gut 50 Tage vor den Olympischen Spielen in London ist das "Wunderpferd", der "Jahrhunderthengst" endgültig auf dem harten Boden der sportlichen Tatsachen gelandet.
Auch in Balve waren wieder zahlreiche Menschen eigens gekommen, um den Zauber des teuersten Dressurpferdes der Welt hautnah mitzuerleben, doch unter Rath blitzt der längst nicht immer auf.
Denn auch wenn der Hype teilweise bizarre Züge annimmt und Totilas als erstes Pferd eine eigene Internetseite hat, auf der er ein Treffen auf dem heimatlichen Schafhof verlost, und seine eigene Kleiderkollektion vorstellt - auf dem Dressurplatz müssen Totilas und Rath harte Arbeit verrichten. Zu viele überflüssige Fehler schleichen sich immer wieder ein.
Konstanz fehlt unter Rath
"Wir sind ein Team", sagte Rath trotzdem in Balve. Und dass zu den 86,75 Prozentpunkten der Kür gut und gerne zwei bis drei hinzukommen könnten - wenn denn die Fehler abgestellt würden. Doch das gelingt dem Paar zu selten, eine überlegene Konstanz wie zuvor unter seinem niederländischen Reiter Edward Gal, als er Welt- und Europameister wurde und reihenweise Weltrekorde aufstellte, erreicht Totilas mit dem 27 Jahre alten Rath bislang nicht.
Und dann ist da auch noch die Diskussion um die Trainingsmethoden. Beim sportlich erfolgreichen Totilas-Comeback nach langer Verletzungspause Ende April in Hagen handelten sich Rath sowie sein Trainer und Vater Klaus-Martin Rath wegen der Anwendung der umstrittenen Rollkur entgegen der deutschen Reitlehre eine Ermahnung von Bundestrainer Jonny Hilberath ein.
Kein Regelverstoß
Das Rath-Team verweist seither darauf, dass Totilas die niederländische Methode, die letztlich der Unterwerfung des Hengstes dient und gesundheitliche Folgen nach sich ziehen könnte, eben kenne und offenbar brauche.
In Balve sah Hilberath zumindest keinen Regelverstoß. "Ich habe nicht immer konsequent darauf geschaut. Durch die Fülle der Aufgaben konnte ich das nicht alles abdecken", sagte er diplomatisch. Er vertraue in dieser Sache aber "dem Vater als erfahrenen Trainer und Ausbilder". Im strömenden Regen von Balve musste Totilas dann nicht mal raus zur Siegerehrung. Dem Ziel Olympia ist schließlich alles untergeordnet.