Erst 31 überführte Sportler bei Olympia 2008 in Peking, nun 23 weitere positive Tests bei den Sommerspielen in London 2012: Auch bei Olympia in der britischen Hauptstadt vor vier Jahren sind mindestens knapp zwei Dutzend Athleten gedopt an den Start gegangen. Diese müssen nun mit einer Sperre sowie dem Aus für die Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21 August) rechnen.
"Die Nachtests zeigen erneut unsere Entschlossenheit im Kampf gegen Doping. Wir wollen keine gedopten Sportler in Rio de Janeiro. Darum handeln wir derzeit so schnell", sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Der frühere Fecht-Olympiasieger verwies auch darauf, dass er bereits eine Disziplinar-Kommission einberufen habe, die die volle Macht besitze, alle Entscheidungen im Interesse des IOC zu treffen.
32 Peking-Proben positiv
Bereits am 17. Mai waren 31 Sportler aus sechs Sportarten und zwölf Ländern bei Nachttests von 454 Proben der Sommerspiele 2008 überführt worden. Diese Zahl wurde am Freitag um eins erhöht, nachdem eine weitere Probe von Peking Unregelmäßigkeiten aufwies.
Am Dienstag hatte das russische Olympia-Komitee ROC erklärt, dass von den in Peking überführten Sportlern 14 aus Russland stammen. Davon sollen zehn Medaillengewinner sein, auch prominente Namen wie die London-Olympiasiegerin im Hochsprung, Anna Tschitscherowa.
Wie viele Athleten insgesamt positiv getestet wurden, ist allerdings nicht sicher. Nach Angaben des IOC seien bei einigen Sportlern sowohl Proben von Peking als auch von London untersucht worden.
Allen Sportlern droht der Ausschluss von den Spielen in Rio. Mit ersten Sperren wird Anfang Juni gerechnet. Das IOC hatte bei den Nachkontrollen den Fokus auf Athleten gelegt, die noch in Rio an den Start gehen könnten.
Olympia-Start russischer Leichtathleten gefährdet
Vor allem vor dem Hintergrund der weiteren wichtigen Entscheidungen vor Rio wären weitere Dopingfälle in Russland ein erneuter Rückschlag für die Sport-Großmacht. Voraussichtlich am 17. Juni entscheidet der Weltverband IAAF in Wien über den Olympiastart der russischen Leichtathleten. Diese sind derzeit weiterhin suspendiert und dürfen in Rio nur antreten, wenn die IAAF den russischen Verband RUSAF wieder aufnimmt.
Die Chancen dafür sind allerdings in den vergangenen Wochen gesunken - vor allem wegen der massiven Vorwürfe gegen Russland bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014. Dort sollen nach Angaben des damaligen Leiters des Anti-Doping-Labors, Gregori Rodtschenkow, unter Mithilfe des Geheimdienstes angeblich über 100 Dopingproben russischer Athleten, darunter 15 Medaillengewinner, ausgetauscht worden sein.
Am Donnerstag vergangener Woche berief die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) Richard McLaren zum Chef der Untersuchungskommission. McLaren war bereits Teil des Komitees, das das organisierte Doping in der russischen Leichtathletik aufdeckte. Erste Ergebnisse soll es Mitte Juli geben. Selbst IOC-Präsident Thomas Bach schloss ein gesamten Ausschluss Russlands in Rio zuletzt nicht aus.