Am Ende war es so wie immer, wenn britische Fußball-Teams zum Elfmeterschießen antreten. Diesmal war es der junge Daniel Sturridge vom FC Chelsea, der die Hände vor das Gesicht schlug.
Im Juni hießen die Unglücksraben beim bitteren K.O. der englischen Nationalelf im Viertelfinale der Europameisterschaft gegen Italien noch Ashley Young und Ashley Cole. Die Geschichte wiederholt sich in unschöner Regelmäßigkeit und auf schmerzhafte Weise für die Briten.
Nicht einmal an diesem magischen Tag mit sechs Goldmedaillen für die Gastgeber konnten sie im Millennium Stadium von Cardiff den Fluch besiegen.
Keine Wiederholung des Projekts
So war das mit so vielen Nebengeräuschen vollzogene Comeback der gesamtbritischen Fußball-Auswahl auf olympischer Bühne nach 52 Jahren bereits im Viertelfinale beendet. Der Traum von einer Medaille platzte beim 4:5 im Elfmeterschießen gegen Südkorea, nachdem es nach 120 Minuten 1:1 gestanden hatte.
Und es war wohl ein Abschied für immer. Eine Wiederbelebung des Projekts wird es kaum geben.
"Es wäre fantastisch, aber ich glaube nicht, dass es noch einmal passiert", sagte Teammanager Stuart Pearce: "Der Heimvorteil hat uns diese Möglichkeit beschert. Beim nächsten mal müssten wir uns qualifizieren. Wie sollen wir bei dem internationalen Programm die Nationalitäten zusammenbringen?"
Es war schon ein Kraftakt, ein Team GB für die Olympischen Spiele auf die Beine zu stellen.
Kein allumfassendes britisches Team
Schottland, Nordirland und Wales hatten sich lange gegen diese Idee gewehrt, aus Angst vor einem schwindenden Einfluss innerhalb des Weltverbandes FIFA. Und ein allumfassendes britisches Team war es denn auch nicht. Die Schotten wollten nicht, die Nordiren waren schlichtweg zu schlecht.
Immerhin fünf Waliser waren dabei, und die haben ihr erstes großes Turnier genossen. Die Nationalhymne "God save the Queen" sangen sie zwar nicht mit, aber ansonsten hatte sie der olympische Geist gepackt."Es war ein Privileg, Kapitän dieser Mannschaft zu sein", sagte der 38 Jahre alte Superstar Ryan Giggs, und sein walisischer Kollege Craig Bellamy fügte hinzu: "Es war von der ersten Minute an brillant. Diese Unterstützung, diese Freude werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen."
Neunte Niederlage im zehnten Elferschießen
Vergessen wird auch Sturridge sein Malheur vom Elfmeterpunkt kaum, womit die neunte Niederlage im zehnten Elfmeterschießen einer britischen Mannschaft bei großen Turnieren besiegelt war.
"Psycho Killer" schrieb die Boulevardzeitung "The Sun". Pearce, selbst Fehlschütze 1990 im WM-Halbfinale gegen Deutschland konnte sich in Sturridge hineinversetzen.
"Er ist enttäuscht, aber diese Erfahrung wird ihn stärker machen. Das hat mich auch stärker gemacht", sagte der frühere Verteidiger. 1996 hatte er dann im EM-Halbfinale gegen Deutschland vom Elfmeterpunkt getroffen, dafür versagten Gareth Southgate die Nerven. Ein Pechvogel findet sich eben immer.