Vier Jahre später traut van Almsick Steffen durchaus noch mal einen Doppel-Coup zu. "Es wird wahnsinnig schwer für sie. Die Konkurrenz hat nicht geschlafen. Aber sie hat definitiv Medaillenchancen. Und auch Gold ist wieder möglich", sagte van Almsick im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd zu den Erfolgsaussichten der 28 Jahre alten Berlinerin.
Dass Steffen nach einem Jahr Auszeit im Vorjahr bei der WM in Shanghai baden gegangen ist, will van Almsick nicht überbewerten - zumal sich Steffen im Olympia-Jahr eindrucksvoll in der Weltspitze zurückgemeldet hat. "Ich denke, Britta hat für sich den richtigen Weg gewählt", sagte van Almsick, weiß aber auch: "Sie muss einen richtig guten Tag erwischen."
Die in der Öffentlichkeit zur Schau gestellte Lockerheit nimmt van Almsick Steffen nicht so ganz ab: "Britta ist ein nachdenklicher, introvertierter und ehrgeiziger Mensch - und wird das auch immer bleiben."
Schwerer hat es nach Ansicht von van Almsick Steffens Freund Paul Biedermann. "Für ihn wird es enger als für Britta. Insbesondere über 200 Meter Freistil stehen acht Mann im Finale, die alle Olympiasieger werden können. Das ist eine abenteuerliche Dichte. Das gibt es so auf keiner anderen Strecke. Das ist für mich beim Schwimmen das großartigste Rennen der Olympischen Spiele. Darauf freue ich mich wahnsinnig", sagte die 34-Jährige, die in London erneut als ARD-Expertin im Einsatz ist.
Brustschwimmer "zwei tolle Typen"
Weitere Medaillenchancen räumt van Almsick, der in ihrer schillernden Karriere ein Olympiasieg verwehrt geblieben ist, der 4x100-Meter-Freistilstaffel der Frauen mit Steffen, dem Quartett der Männer über 4x200 Meter Freistil mit Biedermann sowie den beiden Brustschwimmern Marco Koch und Christian vom Lehn zu: "Das sind zwei tolle Typen."
Dagegen hat van Almsick Vize-Europameisterin Silke Lippok einen Vereinswechsel ans Herz gelegt. "Ich habe das Gefühl, dass ihre Entwicklung nicht ganz so rasant weitergegangen ist wie man vielleicht erhofft hat. Vielleicht steht für sie nach Olympia der nächste Schritt an, dass sie mal von Pforzheim weg geht und zu einer stärkeren Trainingsgruppe wechselt", sagte van Almsick über die 18-Jährige, die nach ihrem Silberstreich beim EM-Debüt vor zwei Jahren über 200 Meter Freistil schon als potenzielle Nachfolgerin von van Almsick gehandelt wurde.
"Auf jeden Fall mag ich ihre Art. Sie schwimmt immer vorne weg und macht ihr eigenes Ding. Das ist die Art wie ich es früher gemacht habe", sagte van Almsick.
Gespannt ist van Almsick auf die womöglich letzten Olympia-Auftritte von Michael Phelps: "Dass er sich nach seinen acht Siegen von Peking noch einmal stellt, ist toll. Ich bin sehr gespannt, zu was er wieder fähig ist. Seine Erfolgsgeschichte ist auf jeden Fall schlichtweg großartig." Vielleicht kann sie dies nach London ja auch umso mehr von Britta Steffen behaupten.