"Wir befinden uns in einem Dilemma. Was wir auch tun: Es wird Kritik geben", sagte Bach (62) dem Stern: "Russische Leichtathleten komplett von den Spielen auszuschließen würde einerseits bedeuten, saubere Athleten in kollektive Haftung zu nehmen. Andererseits tragen wir eine große Verantwortung für die Spiele und wollen die olympischen Werte verteidigen."
Bach, der 1976 als Fechter in Melbourne Mannschafts-Olympiasieger geworden war, betonte, er könne die Skepsis vieler Sportler nachvollziehen. "Ich weiß, wie sehr es in einem wühlen kann, wenn man weiß, dass andere Athleten betrogen haben. Deshalb kann ich die Wut und Enttäuschung, die manche Sportler empfinden, nachvollziehen", sagte Bach.
Gleichzeitig räumte er ein, dass auch dem IIOC rechtlich die Hände gebunden seien: "Als wir im IOC eine Regel verabschiedet haben, wonach Dopingsünder automatisch von den folgenden Olympischen Spielen ausgeschlossen sind, wurde diese Regel vom Internationalen Sportgerichtshof gekippt - weil das Strafmaß über dem des Welt-Anti-Doping-Codes lag und damit als zu hart beurteilt wurde", sagte der ehemalige Präsident des DOSB.
Jüngst hatte Bach harte Konsequenzen gegen Dopingsünder und womöglich den Ausschluss von Ländern von den Spielen in Rio nicht ausgeschlossen - Russland dabei namentlich jedoch nicht genannt. "In dieser von Konflikten und Krisen geprägten Welt sind die Olympischen Spiele wichtiger denn je. Es ist das einzige Ereignis, das die Weltgemeinschaft friedlich und ohne Diskriminierung zusammenbringt", hatte Bach am vergangenen Freitag in seiner Rede anlässlich des zehnjährigen Bestehens des DOSB in der Frankfurter Paulskirche gesagt: "Saubere Athleten sind das Herz der Olympischen Bewegung. Dieser Schutz erfordert null Toleranz gegenüber gedopten Sportlern. Null Toleranz werden wir auch anwenden, wenn sich die jüngsten Vorwürfe bewahrheiten sollten."