Das Zika-Virus hat sein erstes ganz prominentes Olympia-"Opfer" gefordert: Golf-Ikone Rory McIlroy wird wegen der Infektionsgefahr am Zuckerhut nicht an den Sommerspielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) teilnehmen. Der 27-jährige Nordire ist damit der erste Superstar, der explizit wegen Zika auf seinen Start in Brasilien verzichtet.
"Meine Gesundheit und die meiner Familie sind das Wichtigste vor allem anderen. Auch wenn das Infektionsrisiko als gering eingeschätzt wird, ist ein Risiko da, das ich nicht eingehen will", teilte der viermalige Masters-Champion McIlroy am Mittwoch in einem Statement mit: "Ich vertraue darauf, dass meine Landsleute diese Entscheidung verstehen."
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Auch bei anderen Superstars wie den Basketballer LeBron James (USA) und Pau Gasol (Spanien) aus der nordamerikanischen Profiliga NBA grassiert die Angst vor Zika, einen Startverzicht haben sie allerdings nicht erklärt. "Mein Sperma einzufrieren ist eine Möglichkeit, die ich in Betracht ziehen muss", sagte der 35-jährige Gasol von den Chicago Bulls, der die Iberer zweimal zu Olympia-Silber führte.
Zika kann bei ungeborenen Kindern zu Fehlbildungen und Hirnschäden führen und ist auch durch Sex übertragbar. "Ich habe mich informiert. Das hat meine Befürchtungen bestätigt, auch wenn die Risiken minimal sind", meinte Power Forward Gasol.
Ärzte-Gruppe wollte Verlegung
McIlroys Kollegen Adam Scott, Marc Leishman (beide Australian) sowie Vijay Singh von den Fidschis reisen wegen der Virus-Gefahr nicht an den Zuckerhut. Golfprofi Alexander Cejka (München) kann das nicht ganz nachvollziehen. "Ich habe keine Angst, Zika ist für mich kein Thema. Wir spielen schließlich überall auf der Welt", sagte Cejka am Rande der Europa-Tour in Pulheim. Maximilian Kieffer (Düsseldorf) gab sich mit Blick auf die Problematik zurückhaltender: "Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Aber es wirft einen Schatten über das olympische Turnier."
Ende Mai hatte eine Gruppe von 150 internationalen Ärzten und Wissenschaftlern wegen der Zika-Gefahr auf eine Verschiebung von Olympia 2016 gedrängt. Unter anderem, weil nach ihrer Meinung ein erhöhtes Risiko einer weltweiten Epidemie bestehe. Die Spiele wie geplant auszutragen, wäre "unverantwortlich" und "unethisch", hatte es in einem offenen Brief der Mediziner an die Weltgesundheitsorganisation geheißen. Die WHO urteilte zuletzt anders und hält derartige Schritte nicht für notwendig.
Meiste Verdachtsfälle in Rio
Die Tennis-Branchenführer Novak Djokovic (Serbien) und Serena Williams (USA) jedenfalls haben auf ihrer Reise an den Zuckerhut Bedenken im Gepäck. "Ich nehme Zika alles andere als gelassen. Ich werde mich auf jeden Fall schützen - und ich werde aufpassen", sagte die 21-malige Grand-Slam-Siegerin Williams. Auch Djokovic macht sich seit Monaten Gedanken: "Aber im Moment plane ich, bei Olympia zu spielen", beteuerte der Boris-Becker-Schützling.
Die US-amerikanische Fußball-Torhüterin Hope Solo war eine der ersten namhaften Profis, die ihren Verzicht auf Rio wegen Zika erklärten - um dann wieder einen Rückzieher zu machen. "Ich bin aber nicht sicher, ob ich mein Hotelzimmer verlassen werde, wenn es nicht unbedingt sein muss", sagte Doppel-Olympiasiegerin Solo.
Das von der Stechmücke Aedes aegypti übertragene Zika-Virus soll bei einer Infektion von Schwangeren Schädelfehlbildungen beim ungeborenen Kind zur Folge haben. Laut dem WHO-Zika-Report vom 4. Mai ist der Krankheitserreger in 57 Ländern und Hoheitsgebieten aktiv, 37 davon auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent.
Brasiliens Gesundheitsbehörde vermeldete in ihrem jüngsten epidemiologischen Bericht 91.387 Verdachtsfälle im Jahr 2016, ein Drittel davon bereits bestätigt. Mit 25.930 wahrscheinlich auf den Virus zurückzuführenden Erkrankungen ist das Bundesland Rio de Janeiro nationaler Spitzenreiter.