Nach der Entscheidung, die russischen Athleten nicht komplett von den Olympischen Spielen in Rio auszuschließen, steht IOC-Boss Thomas Bach am Pranger. Helmut Digel, der von 1993 bis 2001 Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes war, sieht die Sache aber anders.
"Die in allen deutschen Medien übliche Kritik an Präsident Bach ist in vieler Hinsicht inakzeptabel. Ihn stereotyp als Putin-Freund zu diskreditieren, ist lächerlich", sagte Digel der Südwest Presse.
Und der 72-Jährige weiter: "Herr Bach verkehrt mit den Präsidenten Obama, Hollande und Xi in vergleichbarer Weise wie mit Putin oder Frau Merkel. Das ist seine Aufgabe, und dafür wurde er gewählt."
Harsche Kritik an Russland
Gleichzeitig äußerte Digel harsche Kritik an Russland. Das System staatlicher Manipulation werde weitestgehend so fortgeführt, wie es in der Sowjetunion über Jahrzehnte üblich gewesen sei. "Präsident Putin hat mit seinem Sportminister Mutko bis heute keinen glaubwürdigen Anti-Doping-Kampf geführt. Sie sind vielmehr verantwortlich für ein kriminelles Manipulationssystem", sagte Digel.
Dennoch seien der Schutz und die faire Behandlung sauberer Athleten die wichtigsten Aufgaben des IOC. "Ein Athlet gilt so lange als sauber, so lange er nicht des Dopings überführt ist. Diesen Prinzipien ist das IOC bei der Entscheidung gefolgt", erklärte der Aalener.
Digels Vorschlag für die Zukunft: "Die Einnahmen des IOC in Milliardenhöhe aus dem Verkauf der TV-Rechte und dem Erlös aus den Marketingrechten wurden bislang beispielsweise nahezu kriterienlos an die olympischen Fachverbände und auch an die NOKs ausgeschüttet. Diese Einnahmen sollten einmalig für den Zeitraum einer Olympiade in einen Anti-Doping-Fonds investiert werden. Zukünftig sollten die IOC-Mitgliedsverbände nur dann ihre Zahlungen erhalten, wenn sie die Bedingungen der Wada voll und ganz erfüllen."