Der Skandal um staatlich-gelenktes Doping in Russland erreicht nun auch den Behindertensport: Das Internationale Paralympische Kommitee (IPC) eröffnete am Freitag ein Ausschlussverfahren gegen den russischen Nationalverband.
Damit droht Russlands Behindertensportlern das Aus für die Paralympics in Rio de Janeiro (7. bis 18. September). Grundlage seien die Erkenntnisse aus dem am Montag veröffentlichten McLaren-Report sowie "zusätzliche Informationen", die das IPC erhalten habe, hieß es in einer Mitteilung.
Auf Anfrage bei Autor Richard McLaren habe man eine Liste mit den Namen der 35 Behindertensportler erhalten, deren Doping-Proben laut dem Bericht manipuliert wurden, teilte das IPC mit. Zusätzlich habe man den Ermittlern 19 Proben von den Paralympischen Winterspielen 2014 in Sotschi zur weiteren Untersuchung übermittelt, nachdem diese im Report als potenziell ebenfalls betroffen identifiziert worden waren.
Die Livestream-Revolution: Alle Infos zu Performs Multisport-Streamingdienst DAZN
"Der Report hat ein unvorstellbares Ausmaß an institutionellem Doping im russischen Sport aufgedeckt, das auf höchster Ebene gesteuert wurde. McLarens Erkenntnisse bedeuten eine ernsthafte Besorgnis für alle, die sich einem sauberen und ehrlichen Sport verpflichtet fühlen", sagte IPC-Präsident Philip Craven. Eine Entscheidung über einen Ausschluss Russlands will das IPC bis zum 1. August treffen, anschließend hätte der Verband 21 Tage Zeit um Einspruch gegen die Entscheidung einzulegen.
Nachdem der Internationale Sportgerichtshof CAS am Donnerstag bereits den Ausschluss der russischen Leichtathleten bestätigt hatte, will das Internationale Olympischen Komitee (IOC) bis spätestens Dienstag entscheiden, ob das komplette russische Team von den Olympischen Spielen (5. bis 21. August) ausgeschlossen wird.