Dies gab der Leichtathletik-Weltverband IAAF am Freitagabend bekannt, nachdem sich Rehm mit Generalsekretär Jean Gracia im IAAF-Hauptquartier in Monte Carlo getroffen hatte.
"Rehm bestätigte, dass er keine Nominierung für die Olympischen Spiele in Rio anstrebt", schrieb die IAAF am Ende einer kurzen Pressemitteilung zum Treffen. Rehm war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Rehm werde der von Gracia geleiteten Arbeitsgruppe beitreten, die sich mit der Verwendung von Prothesen in IAAF-Wettbewerben befasst, hieß es in dem Statement weiter.
Die Gruppe, die erst wieder im September zusammenkommt, soll auch eine mögliche Änderung des Regelwerks erörtern mit dem Ziel, Prothesensportlern künftig die Teilnahme an IAAF-Wettkämpfen zu ermöglichen. Ziel für dieses Vorhaben sei die WM 2017 in London. Ob Prothesensportler dann innerhalb oder außerhalb der Konkurrenz starten sollen, schrieb die IAAF nicht.
"Biomechanische Abläufe zu unterschiedlich"
"Ich finde diese Entscheidung konsequent, weil den Gutachten zufolge die biomechanischen Abläufe bei Springern mit und ohne Prothese zu unterschiedlich sind, um sie vergleichen zu können. Da entspricht es meinem Sportverständnis, dass man in getrennten Wertungen antritt", sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), dem SID am Freitagabend. An diesem Lösungsansatz werde man auch in Deutschland weiter arbeiten. "Ich habe Markus Rehm immer als fairen Sportsmann erlebt, dass er sich so entschieden hat, unterstreicht dies nur", ergänzte Prokop.
Rehm strebte monatelang eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Rio an und sah sich durch Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie in seinem Anspruch bestätigt. Die IAAF war von den Resultaten der Forscher allerdings nicht überzeugt. Paralympicssieger Rehm hat eine Bestweite von 8,40 m und wäre damit auch im Medaillenrennen der Olympischen Spiele nicht aussichtslos gewesen.
Die Entscheidung gegen einen Olympiastart Rehms hatte sich abgezeichnet. Bei der Präsentation der jüngsten Studie Ende Mai in Köln hatte der Leverkusener nur einen Teilerfolg verbucht - zu wenig, um die IAAF zu überzeugen.
"Man konnte keinen Vorteil durch die Prothese feststellen. Das macht mich glücklich", sagte Rehm, nachdem die Ergebnisse der Studie renommierter Wissenschaftler aus Deutschland, den USA und Japan auf einer Pressekonferenz im Sport- und Olympiamuseum in Köln präsentiert worden waren.
Vorteile durch verbesserte Sprungeffizienz
"Wir konnten Nachteile bei Athleten mit Unterschenkelamputationen beim Anlauf feststellen, die wir eindeutig der Prothese zuweisen konnten", erklärte Studienleiter Professor Wolfgang Potthast vom Institut für Biomechanik und Orthopädie der Deutschen Sporthochschule Köln. Doch es gab auch ein großes Aber. "Beim Absprung haben wir aufgrund der verbesserten Sprungeffizienz aber Vorteile erkannt", sagte Potthast: "Das sind völlig unterschiedliche Bewegungstechniken, die Stand jetzt nicht eindeutig gegeneinander aufzuwiegen sind."
Die IAAF hatte im vergangenen August eine Regeländerung beschlossen, nach der die betroffenen Sportler selbst nachweisen müssen, durch "mechanische Hilfen" keinen Vorteil zu haben. "Nach dem Leitspruch 'Im Zweifel für den Angeklagten' könnte ich jetzt versuchen, mich nach Rio zu klagen", sagte Rehm im Mai. Dies sei aber nicht sein Ziel, beteuerte der Leverkusener, der unter den Para-Sportlern längst keine Gegner mehr hat.
Nun heißt Rehms klares Ziel: Goldmedaille in Rio - allerdings ausschließlich bei den Paralympics.