Vier Teilnehmer, sechs Thesen: eine Diskussion: Die Olympischen Spiele in Rio starten. Not, Elend, Gewalt auf der einen und Wohlstand, Luxus, schöner Schein auf der anderen Seite liegen in dieser Metropole der Widersprüche ohnehin nah beieinander. Das größte Sportevent der Welt scheint die Probleme zu verschärfen. Die Redakteure Liane Killmann und Jan Höfling diskutieren mit Carol Delmazo, Reporterin aus Rio de Janeiro, sowie dem Landespolitiker und Politikprofessor Rodrigo De Oliveira Perpétuo aus Belo Horizonte.
1. Die Olympischen Spiele sind für Rio und Brasilien mehr Fluch als Segen.
Carol Delmazo (Reporterin für die offizielle Olympia-Website der brasilianischen Regierung www.brasil2016.gov.br): Nein, dieser These kann ich nicht zustimmen. Die Spiele sind eine große Herausforderung und sie bedeuten Kosten, ja, aber sie bedeuten auch Investitionen. Projekte, die die Stadt seit Jahren dringend benötigt, wurden nun realisiert. Eine neue U-Bahn-Linie, die Wiederbelebung des Stadtzentrums und der Bau neuer Hotels zum Beispiel.
Der Hauptteil des Budgets, 24 Mrd. Reais oder 6,6 Mrd. Euro - wurde für Altprojekte genutzt. Das Budget für die Sportstätten liegt bei knapp 2 Mrd. Euro, 60 Prozent davon wurden privat finanziert. Die letzten knapp 2 Mrd. Euro kommen vom Rio-2016-Organisationskomitee und sind zu 100 Prozent privat finanziert.
Wir haben Gelegenheiten verpasst - wie die Chance, die Guanabara Bucht zu reinigen. Und wir hätten mehr machen können, das ist wahr. Aber ich denke nicht, dass Olympia ein Fluch für uns ist.
PerpetuoRodrigo De Oliveira Perpétuo (Head of International Relations Office im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais und ehemaliger Futsal-Nationalspieler Brasiliens): Lassen wir die politischen Querelen, die Wirtschaftskrise und die schlechte Stimmung bei der lokalen Presse mal außen vor. Die Olympischen Spiele werden zum ersten Mal in Lateinamerika ausgetragen. Sie sind das größte und vielleicht wichtigste und inspirierendste Ereignis der ganzen Welt! Deshalb ist es ein Segen für Rio, Brasilien und Lateinamerika.
Jan Höfling (SPOX.com): Rio de Janeiro, die Traumstadt am Zuckerhut. Diesen Eindruck würden die Verantwortlichen gerne vermitteln. Dass die Millionenmetropole ihren Charme hat, steht außer Frage. Dass es tiefgreifende Probleme gibt, die durch die Olympischen Spiele nicht verschwinden werden, allerdings ebenfalls: soziale Ungleichheiten, Gewalt, Korruption, Rassismus, Diskriminierung und stellenweise gar eine von Banden diktierte Rechtlosigkeit, die die Behörden einfach nicht in den Griff bekommen.
Das Ausrichten von Großereignissen ist zudem immer mit extremen Kosten verbunden. In Rio sprengten diese vor den Olympischen Spielen sämtliche Rahmen der Vernunft. Ein nachhaltiges, kostenbewusstes Olympia? Fehlanzeige - und wohl in der heutigen Zeit unmöglich. Selbst der finanzielle Notstand musste ausgerufen werden, um die Party trotz leerer Kassen steigen lassen zu können. Der hochverschuldete Bund sprang ein, die Zeche werden am Ende jedoch nicht die Wohlhabenden zahlen. Auch die Arbeitsbedingungen vor Ort sprachen für sich.
Liane Killmann (SPOX.com): Ja, die Kosten waren hoch. Aber Rio wird definitiv profitieren. Von verbesserter Infrastruktur und mutmaßlich noch mehr Touristen. Doch viele Cariocas werden nicht viel davon haben. Dazu liegt die neue Metrolinie zu sehr auf der glänzenden Touri-Seite der vielen Hügel. Sie werden sich die neuen Hotels nicht leisten können und am meisten unter steigenden Preisen leiden. Dass unter den Brasilianern der Unmut Olympia gegenüber wächst, das belegte unlängst eine Studie. Erschreckende 50 Prozent lehnen die Spiele inzwischen ab. Die Spaltung der Gesellschaft ist tiefer denn je. Insofern waren die Kosten womöglich zu hoch.
2. Übergriffe, Drogen, angespannte Sicherheitslage: Olympia-Besucher erwartet der Horror.
Rodrigo Perpetuo: Das Risiko ist überall. In einem Club in den USA, auf den Straßen von Frankreich, in einer Bar in Deutschland. Das gibt es in Brasilien genauso. Aber es wird international zusammengearbeitet, die Kräfte werden gebündelt, sodass man hoffentlich gemeinsam mit den lokalen (Streit-)Kräften in der Lage sein wird, die Risiken auf einem Level zu halten, das kein allgemeines Gefühl der Unsicherheit aufkommt.
Carol Delmazo: Das Horrorszenario wird es nicht geben! Diese Probleme kann man vor und nach Olympia angehen. Während der Spiele läuft eine riesige Sicherheitsoperation, 85.000 Polizisten und Soldaten sind involviert.
Wie viele Probleme gab es während der Fußball-Weltmeisterschaft? Ein paar vielleicht. Während großer Veranstaltungen haben wir für gewöhnlich keine "normalen" Probleme.
Es ist wahr, dass Rio in einer großen Wirtschaftskrise steckt. Aber die Regierung hat dem Staat Rio de Janeiro im letzten Monat umgerechnet 795 Millionen Euro überwiesen, allein für die Lösung der Sicherheitsprobleme. Um die Sicherheitskräfte zu bezahlen und die Vorbereitung auf die Spiele zu verstärken.
Liane Killmann: Täglich lesen wir Meldungen, dass Raubüberfälle und Drogendelikte trotz des harten Vorgehens der Polizei nicht abreißen. Aber für Brasilientouristen sollte wie zu jedem anderen Zeitpunkt auch gelten: Wenn man sich an ein paar Regeln und sein Bauchgefühl hält, kann man das Risiko gering halten.
Es ist klar, Sicherheitskräfte müssen aufgestockt werden und sollen auch bezahlt werden. Doch diese horrenden Geldspritzen stellen für mich einen riesigen Unmutsherd dar. Landesweit sind die Kommunen überschuldet. Überall in Brasilien gibt es Brennpunkte, die mehr Sicherheitskräfte vertragen könnten. Im Gesundheits- und Bildungssystem fehlt das Geld jeden Tag. Aber Rio bekommt die Millionen. Nein, Olympia bekommt die Millionen. Was bedenklich ist: Die Bevölkerung hat offenbar nicht mehr das Gefühl, etwas davon zu haben.
Jan Höfling: Solange nichts am Ursprung der Problematik, der tiefgreifenden sozialen Ungerechtigkeit, geändert wird, bleibt die Bekämpfung ein Tropfen auf einem bereits überlaufenden Fass. Vor allem da Gewalt in der Regel mit Brutalität begegnet wird.
Die Militärpolizei, die selbst überfordert und schlecht bezahlt ist, rückt nicht selten mit Panzerwagen und Maschinenpistolen in eine Favela ein, um die wohlhabendere Bevölkerung zu beruhigen. Das Resultat ist jedoch verheerend. Das Vorgehen provoziert nur noch mehr Gewalt. Auch während der Spiele kann davon ausgegangen werden, dass sämtliche Probleme, die das Image der Stadt beschädigen könnten, auf eine Art und Weise gelöst werden, die für Kopfschütteln sorgen sollte.
Die Menschen in Rio, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, brauchen deshalb unbedingt eine Perspektive. Um ihnen diese bieten zu können, brauchen sie allerdings keine Glitzerwelt, die Usain Bolt und Co. mit sich bringen, sondern finanziell kostspielige und nachhaltige Projekte. Ein Ausbau des Bildungs- oder auch des Gesundheitssystems würde den Menschen deutlich mehr helfen als eine neue Metro-Linie in einem Szenestadtteil. Die üblichen Olympia-Touristen sollten, sofern sie sich nicht das wahre Rio anschauen wollen und sich nicht unnötig in Gefahr begeben, von all dem trotzdem wenig mitbekommen. Auch in Rio überwiegt trotz aller Probleme die Gastfreundlichkeit.
3. Proteste, Ausschreitungen, Gewalt? Durch Korruptionsskandals und Finanznot droht die Lage während der Spiele zu eskalieren.
Carol Delmazo: Die ganze Welt wird während der Spiele auf uns gucken. Das ist tatsächlich ein interessanter Moment um Unzufriedenheit zu demonstrieren. Proteste sind möglich und sie sind erlaubt: Wir leben in einem demokratischen Land.
Liane Killmann: 1,5 Millionen Einwohner von Rio de Janeiro, auch Cariocas genannt, leben in Favelas, mindestens 77.000 Menschen wurden für den Neubau olympischer Sportstätten - oder Parkplätze - zwangsumgesiedelt. Angesichts dessen ist es noch immer erstaunlich ruhig auf Rios Straßen, wenigstens was Proteste betrifft. Ja, jeden Tag finden Demonstrationen statt, aber sie entwickeln bislang längst nicht die Wucht der Ausschreitungen unmittelbar vor der Fußball-Weltmeisterschaft. Das ist angesichts der Tatsache, dass es vielen Brasilianern wirtschaftlich vor zwei Jahren noch besser ging, doch höchst erstaunlich.
2014 wurde es während der WM ruhiger. Aber das hing wohl vor allem mit der Begeisterung für den Fußball zusammen. Futebol ist mehr als Religion do Brasil. Olympischer Sport hingegen hat kaum Tradition, ob sich die Menschen also diesmal von ihren Problemen ablenken lassen? Die Bühne ungenutzt bleibt? Ich habe meine Zweifel. Nach den 17 Tagen werden die Welt und ihre Medien jedenfalls nicht mehr so genau hinsehen.
Jan Höfling: Ja, normalerweise wäre der Protest während eines solchen Großereignisses ein probates Mittel, um die Welt auf die Probleme vor Ort aufmerksam zu machen. Dennoch wird es diesen meiner Meinung nach nicht geben. Aufgrund der Imagewahrung dürften die Verantwortlichen alles daran setzen, solche Vorhaben im Keim zu ersticken.
Eine gewaltsame Eskalation der Lage ist unabhängig davon unwahrscheinlich. Die wirklich betroffenen Menschen, die ihrem Ärger und ihren Ängsten Luft verschaffen könnten, gehören nicht zu den Personen, die für die Gewaltproblematik verantwortlich sind. Drogen- oder Bandenbosse dürften kein gesteigertes Interesse haben, sich während des Großereignisses in Rio in den Vordergrund zu spielen und so noch härtere Aktionen gegen sich heraufzubeschwören.
Rodrigo Perpetuo: Korruption ist keine brasilianische Erfindung und zum Glück ist die brasilianische Gesellschaft längst nicht mehr so tolerant gegenüber diesem Sumpf. Wir haben ähnliche Bedenken vor dem Confederations Cup 2013 und der Weltmeisterschaft 2014 erlebt. Ich gehe davon aus, dass die Stärke des Events der brasilianischen Gesellschaft helfen wird, die Themen sorgfältig voneinander zu trennen und Besucher und Athleten willkommen zu heißen.
4. Zika-Virus? Die Absagen einiger Sportlerinnen und Sportler sind überzogen.
Carol Delmazo: Absolut. Wie viele schwangere Frauen gibt es unter den Athleten? Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge stellen Schwangere die einzige Bevölkerungsgruppe dar, der nicht empfohlen wird, in von der Zika-Epidemie betroffene Länder zu reisen.
Wie viel Geld verdient ein Golfspieler in einem normalen Turnier? Das können sie bei den Spielen nicht. Ist Zika also der wahre Grund? Nur mal zum Vergleich: In Brasilien ist gerade Winter und die Wahrscheinlichkeit, sich im Winter mit Zika zu infizieren ist so hoch wie ein Lottogewinn.
Liane Killmann: Martin Kaymer hat es ja klar formuliert: "Wir sind extrem verwöhnt in unserer Sportart. Wir verdienen viel Geld." Etwa 20 Spitzengolfer haben Zika vorgeschoben. Rory McIlroy hat das es inzwischen als das entlarvt, was es ist: eine Ausrede. Olympia sei für ihn als Golfer "belanglos". Aha. Komischerweise gehen die Ladies der LPGA-Tour Zika zum Trotz mit allen Topstars an den Start. Ich denke, wenn man sich gut vorbereitet, kann gerade im Winter das Risiko minimiert werden.
Jan Höfling: Dass vor allem die Medien vor den Spielen nicht mit den schlimmsten Schauergeschichten gegeizt haben, dürfte wohl selbst wenig Olympia-Interessierten aufgefallen sein. Olympische Spiele, Großereignisse generell, generieren seit jeher immer auch Ängste. Die lassen sich perfekt in Schlagzeilen umsetzen. In Peking 2008 stand der Smog im Mittelpunkt, in London vier Jahre später die Angst vor Terroranschlägen. Abgesehen von den Finanz- und Gewaltproblemen bestimmte vor den Spielen 2016 das Zika-Virus einen Großteil der Diskussion.
Bernd Wolfarth, der deutsche Olympia-Arzt, beschrieb die "Ausprägung für immun-gesunde Normalpersonen" gegenüber der FAZ deshalb als überschaubar. Die WHO sah zuletzt "keine besondere Gefährdung", auch eine internationale Ausbreitung sei nicht zu erwarten. Touristen können jederzeit auf eine Reise verzichten, wenn ihnen das Risiko zu hoch ist. Sollte ein Sportler die Teilnahme absagen, ist dies als persönliche Entscheidung ebenfalls jederzeit zu akzeptieren.
Rodrigo Perpetuo: Hier stimme ich zu 100 Prozent zu. Die US-Torhüterin hat sich bei den Brasilianern für die harsche Vorberichterstattung der US-Medien entschuldigt und für alle gesprochen.
5. Die Olympischen Spiele werden in Rio positive Fußstapfen hinterlassen.
Carol Delmazo: Obwohl wir definitiv Chancen verpasst haben, profitiert Rio schon jetzt von vielen positiven Dingen, die den Spielen zu verdanken sind, das betrifft die städtische Mobilität und kulturelle Projekte. Die Subway Line 4, Busspuren, neue Tunnel, neue Museen, die Wiederbelebung des Stadtzentrums, Straßenbahnen und so weiter. Wir erwarten außerdem eine steigende Touristenzahl auch nach den Spielen.
Aber wie können wir den Einfluss des Sports messen? Wie viele Kinder werden ermutigt Sport zu treiben, nachdem sie die besten Athleten gesehen haben, wie sie vor ihren Augen Medaillen gewonnen und ihre Grenzen überwunden haben?
Jan Höfling: Die wirklichen Probleme bleiben auch nach den Spielen bestehen. Daran kann es keine Zweifel geben. Die Kassen sind leer, wer die Zeche bezahlen wird, ist nicht klar. Die Vermächtnisse Olympias dürften zudem keinesfalls reichen, um in Rio und in ganz Brasilien für eine Wende zu sorgen. Im Gegenzug gibt es allerdings auch Aspekte, die aktuell nur schwer zu fassen sind. Auswirkungen auf Kinder sowie Jugendliche sowie der Tourismus, der im Anschluss an ein solches Ereignis anziehen könnte, sind solche Faktoren.
Dennoch: Gerade die Menschen, die es am nötigsten haben, werden von den Spielen nicht profitieren. Die positiven Aspekte, die die Olympischen Spiele mit sich bringen werden, dürften wie ein Regenbogen zwar schön sein, aber schnell wieder verblassen.
Rodrigo Perpetuo: Ja, die Spiele können positive Spuren hinterlassen. Neue Sportstätten, Anreize für einen gesünderen Lebensstil, olympische Werte, internationale Wahrnehmung, all das liegt auf dem Silbertablett, alles ist möglich. Die Frage wird sein, wie all das bewahrt und genutzt wird nach den Spielen. Das ist die große Herausforderung. Leider kann ich nirgends Pläne oder Strategien für die nachhaltige Nutzung nach den Spielen entdecken, deshalb besteht die Gefahr, dass Rio nur für einen kurzen Zeitraum profitieren wird.
Liane Killmann: Sicher wird man positiv besetzte Hochglanzbilder in Erinnerung behalten. Es wird auch die für die Stimmung so wichtigen brasilianischen Helden geben, Neymar vielleicht? Die positiven Entwicklungen in Rios Infrastruktur sind unbestritten, Ihr habt die Projekte aufgezählt. Für mich bleibt die wesentliche Frage, inwiefern der Großteil der Bevölkerung etwas davon haben wird. Es ist von einem Großereignis wie den Olympischen Spielen zu viel verlangt, über Jahrzehnte gewachsene soziale Ungleichheit auf einen Handstreich mit Millionen-Investitionen zu heilen. Aber die Diskussion muss an dieser Stelle ebenso geführt werden wie die des Umgangs mit gewählten und/oder korrupten Regierungsmitgliedern.
6. Leerstehende Arenen, Schulden und die Metro sind alles, was den Cariocas nach den Spielen davon bleibt.
Carol Delmazo: Nein, es gibt viel mehr als nur Schulden und die Metrolinie. Die leeren Sportstätten sind jedoch eine echte Herausforderung. Aber es gibt Pläne für sie: Soziale Projekte für Kinder sollen dort ebenso Platz finden wie kommerzielle, sogar der Umbau in Schulen oder Schwimmhallen ist angedacht. Die Frage wird sein: Gibt es dann Politiker, die diese Pläne umsetzen wollen? Ich hoffe es wirklich sehr!
Jan Höfling: Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema. Während man bei Investitionen in Infrastruktur oder auch Wasserreinigung von einer solchen sprechen kann, verhält es sich bei Olympischen Sportstätten anders. Die horrenden Kosten müssten sich dafür amortisieren oder es müsste zumindest ein wirklicher Nutzen entstehen, sobald der Olympia-Zirkus weiter gezogen ist.
Es liegt also primär an den Verantwortlichen, das Beste aus den neuen Anlagen zu machen, denn die Schulden werden zunächst bleiben. Vorschläge wie etwa die Nutzung für soziale Projekte und das Schaffen neuer Schulen sowie Schwimmbäder wären sicherlich sehr gute Ansätze. Ob hier allerdings die wirklich Bedürftigen profitieren werden, steht unter einem anderen Stern.
Liane Killmann: Sportverrückt waren die Cariocas schon vorher. Spaß beiseite: Es steht zu befürchteten, dass sich für Rios Bewohner nach den Spielen wenig ändert. Wobei die Schulden dann gewachsen sein werden und die Steuern für die kleinen Leute vermutlich steigen - denn weder das IOC noch die an Olympia beteiligten Firmen werden auch nur einen Real Steuern in Brasilien lassen müssen. Die dringend notwendigen Investitionen in Bildung und Gesundheit sind nun unwahrscheinlicher.
Rodrigo Perpetuo: Tatsächlich hat Rio in drei Jahrzehnten nicht solch horrende Investitionen von der Bundesregierung erhalten wie zuletzt. Die Abfolge von Großereignissen, die Lula und Dilma (Luiz Lula und Dilma Rousseff, die letzten beiden Präsidenten, Anm. d. Red.) nach Rio gelotst haben, von der Weltmeisterschaft über den Weltjugendtag mit dem Papst bis Olympia, bringen nicht nur das Selbstwertgefühl zurück, sie machen den Staat wieder zur Referenz für Rio. Investitionen gingen weit über die Metro und die Arenen hinaus. Hoffentlich gehen die Cariocas kreativ genug und verantwortungsbewusst damit um, damit die gute Welle weiter anhält.