"Ich bin sehr besorgt", sagte der Norweger der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Ich fürchte, dass Whistleblower nicht ausreichend belohnt werden." Stepanova hatte als Kronzeugin geholfen, das staatlich gelenkte russische Dopingsystem aufzudecken. Einen Start bei Olympia in Rio de Janeiro verwehrte ihr das IOC aber.
Whistleblower seien "ein wichtiger Teil des Werkzeugkastens zur Doping-Bekämpfung. Das Signal, das die jüngsten Entscheidungen geben, ermutigt Whistleblower nicht. Sie können vielleicht ihr Gewissen erleichtern. Aber sie haben nichts davon. Sie haben nur negative Folgen zu gewärtigen. Also werden sie nicht mal darüber nachdenken, es zu tun", sagte Andersen, der im Auftrag des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF die Russland-Task-Force geleitet hatte. Mit einer Ausnahme sind die russischen Leichtathleten wegen Dopings nicht in Rio dabei.
Auf diese Weise hätten angesichts der Erkenntnisse über russisches Staatsdoping nach Meinung von Andersen auch zahlreiche andere Fachverbände handeln sollen: "Ich bin enttäuscht, dass andere nicht dem Beispiel der IAAF gefolgt sind, der es gelang, Doping wirklich anzugehen und Konsequenzen zu verhängen für den Betrug."
Zudem wies der 63-Jährige auf die begrenzten Mittel der WADA hin. "Was die Konsequenzen staatlichen Dopings, die Folgen des Scheiterns internationaler Verbände im Umgang mit Doping-Fällen betrifft, sind die Mittel der WADA sehr beschränkt", sagte er: "Die WADA braucht Werkzeuge, ob das Sanktionen sind oder anderes. Wenn Verfehlungen keine Konsequenzen haben, signalisiert das: Es ist egal. Ihr könnt weitermachen."