Den von Präsident Alfons Hörmann und vom Vorstandsvorsitzenden Michael Vesper unterzeichneten Brief veröffentlichte zuerst die Journalistin und Bloggerin Bianka Schreiber-Rietig auf ihrer Website (www.sportspitze.de). Darin wurde deutlich, wie sehr der DOSB dem Kurs des IOC folgt.
Der DOSB betonte, dass der Verzicht des IOC auf einen Komplett-Ausschluss Russlands nicht fälschlicherweise als Freibrief für Russland zu verstehen sei, um etliche Ex-Doper nach Rio schicken zu können. Stattdessen habe das IOC die russischen Athleten grundsätzlich gesperrt. Diese hätten anschließend allesamt ihre Unschuld beweisen müssen. Das gelang am Ende den meisten russischen Athleten. 278 Sportler erhielten in Brasilien ein Startrecht - ein Umstand, für den Hörmann später die internationalen Fachverbände kritisierte.
"Äußerst schwierige Entscheidung"
Wie das IOC wies auch der DOSB darauf hin, dass dem russischen NOK im staatlich gelenkten Dopingprogramm keine Schuld nachzuweisen und deshalb ein Komplett-Ausschluss der falsche Weg sei. Auch sei bei einem NOK-Ausschluss die Gefahr größer gewesen, dass der Internationale Sportgerichtshof CAS die Strafe aufgehoben hätte und dann alle Russen startberechtigt gewesen wären.
"Das IOC stand damit vor einer äußerst schwierigen Entscheidung", hieß es in dem Schreiben, das auch an alle persönlichen Mitglieder des DOSB ging.
Lediglich im Falle der Rio-Nichtzulassung von Whistleblowerin Julia Stepanowa rückte der deutsche Dachverband in der internen Kommunikation von der IOC-Linie ab. "Grundsätzlich müssten Whistleblower ermutigt werden, ihr Wissen an die zuständigen Stellen weiterzugeben", hieß es. Stepanowa hatte durch ihre Aussagen in der ARD einen großen Anteil daran, dass das Staatsdoping in Russland aufgedeckt wurde.