Vesper: "Olympia-Start unbefriedigend"

SID
09. August 201615:12
Michael Vesper ist mit dem Start unzufriedengetty
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Chef de Mission Michael Vesper konnte seine Enttäuschung über den historischen Olympia-Fehlstart nicht mehr verbergen. "Der Start ist natürlich unbefriedigend", sagte Vesper dem SID am Dienstagmorgen in Rio.

Länger hat Deutschland zuletzt vor der Wiedervereinigung auf Edelmetall warten müssen.

Die Hoffnungen auf eine Medaille von Schwimm-Star Paul Biedermann über 200 m Freistil lösten sich am späten Montagabend Ortszeit in Luft auf, zwei Mal "Blech" für Schützin Barbara Engleder sowie die Turmspringer Patrick Hausding und Sascha Klein hatten vorher schon auf die Stimmung gedrückt.

"Wir sind zweimal knapp an Bronze vorbeigeschrammt. Die beiden Medaillen hätten wir natürlich sehr gerne mitgenommen", sagte Vesper, der aber auch betonte: "Wir wussten von Anfang an, dass wir an den ersten Tagen wenige Chancen haben würden. Wir bleiben geduldig."

13 Wettkampftage lagen am Dienstagmorgen noch vor dem deutschen Team, und Vesper will alles daran setzen, dass die Medaillenflaute nicht die Moral seines Teams senkt: "Natürlich feiert man lieber Erfolge, als zu analysieren, warum es nicht geklappt hat. Aber die Stimmung im Team ist trotzdem gut."

Hoffnung in "goldene Reiter"

In London vor vier Jahren hatte es ähnlich lange gedauert. Degenfechterin Britta Heidemann erlöste das deutsche Team aber am dritten Wettkampftag mit ihrer Silbermedaille.

Wenigstens der "Goldene Reiter" liegt am Dienstag auf Medaillenkurs, wenn auch zunächst nur auf Rang zwei. Michael Jung Doppel-Olympiasieger von 2012 in der Vielseitigkeit, muss in der Einzel-Konkurrenz im abschließenden Springen auf einen Patzer des führenden Australiers Christopher Burton hoffen, um das eigentlich für ihn reservierte Gold zu gewinnen.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hatte schon nach dem ersten Olympia-Wochenende um Geduld geworben, allerdings gleichzeitig ebenfalls keinen Hehl aus einer gewissen Enttäuschung gemacht. "Wir sind nicht beunruhigt. Aber wir hätten uns ein bisschen mehr Glück gewünscht", sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und ergänzte ironisch: "Damit knüpfen wir ja an London an."

Druck bei Verhandlungen mit dem Innenministerium

Der DOSB steht in Rio unter nicht unerheblichem Druck. Das Ziel lautet, die 44 Medaillen von London "unter verschärften Wettbewerbsbedingungen" zu wiederholen. Mehr Edelmetall würde die Position des Dachverbandes in den schwierigen Endverhandlungen mit dem Innenministerium über die Leistungssportreform stärken. Hält die Flaute dagegen an, wäre das Gegenteil der Fall.

Und ganz so viel Anlass zur Hoffnung, bald eine Medaillenflut erleben zu dürfen, gibt es derzeit nicht. Laser-Segler Julian Buhl erlitt in den ersten Wettfahrten einen Rückschlag, liegt aber immerhin noch nicht aussichtslos zurück. Noch nicht rund läuft es bei den Fußballerinnen und den Fußballern, die angestrebte Goldmedaille ist in beiden Fällen nur ein allenfalls verschwommen erkennbares Ziel.

Mannschaftssport sind gut gestartet

Immerhin: Die Handballer legten einen guten Start ins olympische Turnier hin; die Hockey-Männer scheinen auf einem guten Weg zum goldenen Hattrick zu sein, und auch die Hockey-Frauen überzeugen bislang - ebenso wie die deutsche Tennis-Hoffnung Angelique Kerber. Aber: Bis zu den Medaillen ist es noch ein weiter Weg.

"Wir hoffen, dass es bald eine Erfolgsmeldung geben wird", sagte Hörmann. Weitaus mehr Sorgen als die verpassten Medaillen bereiteten dem DOSB-Präsidenten die Leistungen in einigen Vorläufen. Hörmann sprach vom Rudern und vor allem vom Fechten. Mit dem Florett war Peter Joppich bereits am Sonntag gescheitert.

Und selbst die besten Chancen drohen ungenutzt zu bleiben. Das Mannschaftsgold für die Vielseitigkeitsreiter ist weg, weil sich Weltmeisterin Sandra Auffarth ebenso Geländefehler leistete wie die zweimalige Olympiasiegerin Ingrid Klimke aus Münster. Julia Krajewski aus Warendorf wurde sogar disqualifiziert. Allgemein gilt aus deutscher Sicht: Es könnte besser laufen.

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