Die 26 Jahre alte Vargas Koch setzte sich im kleinen Finale der Klasse bis 70 kg gegen die spanische Vizeweltmeisterin Maria Bernabeu in der Verlängerung eines packenden Fights durch. Sie feierte damit ihren größten Karriere-Erfolg neben dem WM-Silber von 2013, das sie ebenfalls in Rio gewonnen hatte. Im Halbfinale hatte Vargas Koch gegen Haruka Tachimoto aus Japan den Einzug in den Goldkampf verpasst. Tachimoto setzte sich im Finale gegen die Kolumbianerin Yuri Alvear durch eine große Wertung (Ippon) durch.
Über neunte Plätze waren die deutschen Judoka an den ersten Tagen nicht hinausgekommen - diese Bilanz hatte die kecke Kreuzbergerin mit dem pfiffigen Kurzhaarschnitt schon nach ihrem ersten Duell aufgebessert. "Mal sehen, was hier drin ist. Ich gehe einfach jeden Kampf nach dem anderen an", sagte Vargas Koch. Derart unbekümmert meisterte sie die ersten beiden Hürden, erst die ausgebuffte Tachimoto war wieder einmal zu stark - im fünften Duell war es die fünfte Niederlage für Vargas Koch.
Gute Erinnerungen an Rio
Rio bleibt damit die sportliche Traumstadt für die Berlinerin: 2013 war Vargas Koch am Zuckerhut überraschend Vizeweltmeisterin geworden. "Ich hatte keinerlei Erwartungen, wollte nur einen Kampf gewinnen, und plötzlich stand ich im Finale", sagte Vargas Koch damals.
2013 hatte sie vor dem Wettkampf mit ihrer Teamkollegin Jasmin Külbs den Zuckerhut besucht. Dies wiederholte das Judo-Duo nun. "Hoffentlich bringt uns das Glück", hatte Vargas Koch gesagt - für sie zumindest war Rio wieder ein gutes Pflaster.
Nicht nur deshalb ist ihre Biographie eng mit Südamerika verbunden: Vargas Koch ist die Tochter eines Chilenen, dessen Vater in den finsteren Zeiten der Diktarur des unsäglichen Generals Pinochet aus seinem Heimatland floh. Mit fünf Kindern gelangte Großvater Vargas nach Hannover, von dort ins noch geteilte Berlin.
Bronze und bald Doktorantin
Sportlich stand dem stets gutgelaunten Kreuzberg-Mädel lange sein sonniges Gemüt im Weg. "Sie ist noch lieber, als sie aussieht", sagte Bundestrainer Michael Bazynski einmal. Das hat sie sei ein paar Jahren abgelegt, mehr noch: Mitunter geht sie zu unbedarft, zu umgestüm in ihre Duelle.
"Klar, manchmal bin ich zu offensiv", sagte Vargas Koch, die so schon in manchen bitteren Konter lief. Stellt sie das ab, kann sie eine ganz Große werden - eine Große ist sie jetzt schon, und ein Musterbeispiel, dafür, wie man den Spagat zwischen Spitzensport und Ausbildung meistern kann.
Ihren Masterabschluss in Mathematik schaffte die blitzgescheite Kämpferin an der TU Berlin mit einer herausragenden 1,1, parallel zur Olympia-Vorbereitung bastelte sie an ihrem Doktortitel, Forschungsschwerpunkte: algorithmische und diskrete Mathematik. Fast schon logisch, dass mit Vargas Koch in Rio zu rechnen war.