Nach den Enttäuschungen der ersten Olympia-Tage haben die beiden deutschen Vorschwimmer Hoffnungen auf die erste Medaille in Rio de Janeiro geweckt - auch wenn Biedermann dafür alle Reserven mobilisieren musste.
Der 30-Jährige führte einen Tag nach dem bitteren sechsten Platz im Einzelrennen die 4x200-m-Freistilstaffel auf Platz vier in den Endlauf am späten Dienstagabend, erzielte jedoch die langsamste Zeit aller fürs Finale qualifizierten Schlussschwimmer. Koch erreichte dagegen mit deutlich angezogener Handbremse als Fünfter (2:08,98) das Halbfinale über 200 m Brust.
"Es hat gereicht und es hat sich auch ganz gut angefühlt", sagte Koch und gab zu, beim ersten Einsatz in Rio genau wie seine Konkurrenten gepokert zu haben: "So richtig aufgedeckt hat die Karten noch keiner." Sein ungarischer Rivale Daniel Gyurta hat sich aber verpokert: Der Olympiasieger von London schied als 17. im Vorlauf aus. "Gyurta ist raus", sagte Koch grinsend.
Deutschlands neuer Vorschwimmer will in den Endlauf am Mittwoch um 22.03 Uhr Ortszeit (3.00 Uhr MESZ) einziehen und dort den ganz großen Coup feiern. "Natürlich ist Olympia-Gold mein größter Traum", sagte der Darmstädter. Damit würde er Historisches erreichen: Koch wäre der erste Schwimm-Olympiasieger seit Michael Groß 1988 und der erste deutsche Goldmedaillengewinner auf einer Bruststrecke seit über 100 Jahren.
"Reiße mir für die drei anderen den Arsch auf"
Biedermann wirkte nach dem letzten Einzel-Rennen seiner Karriere am Montag müde, doch er zog seine Staffel-Kollegen Florian Vogel, Jacob Heidtmann und Clemens Rapp sicher ins Finale. "Sprecht mit den anderen Jungs, ich gehe zum Ausschwimmen", sagte der entkräftete Hallenser. "Er hat zu mir gesagt: Jetzt reiße ich mir für die drei anderen den Arsch auf", verriet Heimtrainer Frank Embacher.
Hentke schwamm dagegen etwas mühsam ins Halbfinale über 200 m Schmetterling. Die 27-Jährige aus Magdeburg, die als Weltranglistenzweite an den Start gegangen war, belegte in 2:07,59 Minuten nur den neunten Platz in den Vorläufen und blieb fast zwei Sekunden über ihrer Saisonbestzeit. "Da war noch ein bisschen Verunsicherung dabei", sagte Hentke. Die WM-Vierte hofft, dass bei ihr der positive Effekt des späten Höhentrainingslagers rechtzeitig einsetzt: "Die letzten Einheiten waren sehr positiv, aber es wird eng."
Zuvor hatte bereits Freistilsprinter Damian Wierling (20) das Halbfinale über 100 m erreicht. Der deutsche Rekordhalter über die halbe Distanz belegte im Vorlauf in persönlicher Bestzeit von 48,35 Sekunden überraschend den siebten Platz. Der Essener blieb nur um elf Hundertstelsekunden über dem deutschen Rekord.
"Ich wollte dem Team einen Aufschwung geben", sagte Wierling mit Blick auf die bislang größtenteils schwachen Auftritte der deutschen Schwimmer im Olympic Aquatics Stadium. Wierlings Teamkollege Björn Hornikel reihte sich als Vorlauf-39. in die Liste der Enttäuschungen ein.